Große Feuer wüten im Land, eine Entspannung ist nicht abzusehen. Die Regierung wird kritisiert, weil Schweden keine eigenen Löschflugzeuge hat.
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Es ist eigentlich ein Bilderbuchsommer in Schweden: Temperaturen über 30 Grad, vielerorts hat es seit Wochen kaum oder gar nicht geregnet. Doch das ungewöhnlich heiße Wetter hat auch negative Seiten. In dem auch bei deutschen Touristen sehr beliebten Land wüten mitten in der Urlaubszeit 49 Feuer. Zwischenzeitlich wurden sogar mehr als 80 kleinere und größere Feuer gemeldet.

"Rund 15 Brände sind derzeit außer Kontrolle", sagte Ministerpräsident Stefan Löfven am Donnerstagnachmittag beim Besuch einer der am schwersten betroffenen Regionen. "Das Risiko, dass neue Feuer ausbrechen, ist groß." In der Nacht zuvor hatten die Krisenstäbe angeordnet, erste Dörfer zu evakuieren, etliche weitere sind in Gefahr, ebenfalls von den Flammen erfasst zu werden.

Bereits jetzt brennt eine größere Fläche als 2014

Selbst im schwedischen Teil von Lappland am Polarkreis brachen mehrere Feuer aus. In Wäldern nahe Jokkmokk, einem beliebten Reiseziel, brannte es an mehreren Orten. Immerhin: Berichte über Tote oder Verletzte im Land gab es bisher nicht. Allerdings ist eine Entspannung nicht absehbar. Schwedens Wetterdienst hält die Brandwarnungen für das gesamte Land aufrecht - und die Temperaturen werden den Prognosen zufolge in den nächsten sieben Tagen nicht sinken.

Die Katastrophenschutzbehörde MSB bestätigte am Donnerstag, dass insgesamt bereits jetzt eine größere Fläche brennt, als im Jahr 2014. Das Feuer in der Provinz Västmanland galt bisher als das schwerste in Schweden seit den 50-er Jahren. Damals brannten rund 14.000 Hektar. Offiziellen Angaben zufolge standen am Donnerstagnachmittag allein in den Provinzen Gävleborg, Jämtland, Dalarna und Norrbotten bereits deutlich mehr Hektar in Flammen. Der MSB zufolge wurden Feuerwehrleute aus dem gesamten Land an den Brandorten zusammengezogen, viele von ihnen brachen ihre Urlaube ab.

Johan Wendin (28) und Annelie Åkerblom (55) wohnen in der Provinz Gävleborg. Ihr Dorf Kårböle in der Gemeinde Ljusdal etwa 350 Kilometer nördlich von Stockholm musste in der Nacht zu Donnerstag evakuiert werden. "Wir konnten nur das absolut Wichtigste mitnehmen. Die Flammen hatten uns beinahe eingeschlossen. Zuhause sieht es aus wie in einem Kriegsgebiet. Schrecklich," sagte Åkerblom der Zeitung Expressen. Innerhalb weniger Stunden hatte sich das brennende Gebiet verdoppelt, wie ein Rettungsdienst-Sprecher der Zeitung Aftonbladet sagte. Daraufhin habe man die Bewohner in Sicherheit gebracht.
Auf einem Truppenübungsplatz etwa 50 Kilometer entfernt von der Grenze zu Norwegen, wo es wie in Finnland ebenfalls an einigen Orten brennt, wurde es am Donnerstag wegen der Feuer in der Umgebung sogar so heiß, dass eine Granate unkontrolliert explodierte.

Italien schickt zwei Löschflugzeuge

Die Behörde MSB erklärte, zwei italienische und zwei französische Löschflugzeuge würden örtliche Katastrophenhelfer bereits unterstützen, auch Norwegen schickte demnach sechs Helikopter. Drei deutsche Hubschrauber werden erwartet. Es seien so viele Feuerwehrleute mitgekommen, dass die Spezialflugzeuge von Sonnenaufgang bis -untergang im Einsatz sein könnten, sagte ein italienischer Pilot dem Fernsehsender SVT.

Doch das reicht nicht aus: Im Rahmen des EU-Katastrophenschutz-Mechanismus baten die Schweden auch Brüssel um Hilfe - weitere Löschflugzeuge würden benötigt. Und so setzen die Waldbrände auch die schwedische Regierung unter Druck. Die konservative Oppositionspartei Kristdemokraten kritisierte, Schweden bestehe zu 70 Prozent aus Wald, habe aber keine eigenen Löschflugzeuge.

Premier Löfven sagte beim Besuch in Ljusdal dazu, diese Diskussion solle später geführt werden. Es gehe jetzt darum, die Feuer zu löschen. Der Sozialdemokrat dankte allen Helfern: "Das ist Schwerstarbeit. Ich möchte betonen, dass es sich um nichts anderes als Heldentaten handelt, was wir hier und an vielen anderen Plätzen unseres Landes sehen."

Militär darf kein Personal aus Urlaub abberufen

Innenpolitischen Streit gibt es auch darüber, warum von zehn Militärhubschraubern, die für Brandbekämpfung ausgerüstet sind, nur drei im Einsatz sind. Der Sprecher des schwedischen Militärs, Mikael Abrahamsson, sagte der Zeitung Dagens Nyheter, Brandbekämpfung sei eigentlich keine Aufgabe des Militärs. Die Gesetze sähen nicht vor, dafür Personal in Bereitschaft zu halten. Das Militär habe bereits etliche Einsätze mit Helikoptern geflogen, irgendwann sei die Belastungsgrenze erreicht. "Und wir dürfen dafür keine Leute aus dem Urlaub abberufen."