Marcus Aurelius
Wenn wir Individuen beobachten, die ein kreatives Leben führen, können wir Elemente von Kompetenz, Charakterstärke, Einsicht und Leidenschaft identifizieren. Was leicht zu übersehen ist, ist das innere System eines Individuums - die Reihe an Prinzipien, die ihr Denken und Verhalten leiten. Wenn sich ein Misserfolg einstellt oder die Notwendigkeit der Anpassung aufkommt, wie geht man damit um? Was sagen sie zu sich selbst? Anders formuliert: worin besteht ihre Philosophie?

Philosophie lehrt uns nicht nur, wie wir gut leben und bessere Menschen werden, sie kann uns auch dabei helfen, die Irrungen und Wirrungen des Lebens zu überwinden. Einige Denkströmungen gehen mehr ins abstrakte Denken und Debattieren, während andere Werkzeuge darstellen, die für unsere gegenwärtigen Unternehmungen auf unmittelbare Weise praktisch anwendbar sind.

Die Prinzipien im Stoizismus sind vielleicht die relevantesten und praktischsten Regeln für Entrepreneure, Schriftsteller und Künstler jeglicher Art. Die Stoiker fokussieren sich auf zwei Dinge:
  1. Wie können wir ein erfüllendes, zufriedenes Leben führen?
  2. Wie können wir bessere Menschen werden?
Das Ziel des Stoizismus besteht darin, inneren Frieden zu erlangen, indem man Widrigkeiten überwindet, Selbstkontrolle praktiziert, sich der eigenen Impulse gewahr wird sowie das Erkennen unserer vergänglichen Natur und der kurzen, uns zugedachten Zeit - all das waren meditative Praktiken, die den Stoikern halfen, mit ihrer Natur zu leben und nicht gegen sie. Es ist wichtig, die Hindernisse, denen wir begegnen, zu verstehen und nicht vor ihnen wegzulaufen; es ist entscheidend, dass wir lernen, diese Hindernisse in Brennstoff umzuwandeln, um unser Feuer zu schüren.
Es ist wichtig, die Hindernisse, denen wir begegnen, zu verstehen und nicht vor ihnen wegzulaufen.
Unsere Wegweiser zum Stoizismus werden heute seine drei respektierten Vordenker sein: Epiktet, Marcus Aurelius und Seneca.

Epiktet wurde etwa 55 AD als Sklave in Hierapolis, Phrygien, geboren - an den östlichen Grenzen des römischen Imperiums. Schon früh in seinem Leben hatte er eine Leidenschaft für Philosophie und mit der Erlaubnis seines Besitzers studierte er die stoische Philosophie unter dem Meister Gaius Musonius Rufus. Nach Neros Tod - dem fünften römischen Kaiser, der mit Tyrannei und Grausamkeit geherrscht hatte - begann Epiktet in Rom Philosophie zu lehren und dann später in Griechenland, wo er eine philosophische Schule gründete, in der er Stoizismus lehrte. Unter seinen Schülern befand sich auch der zukünftige römische Kaiser Marcus Aurelius.

Marcus Aurelius wurde 121 AD geboren und galt als einer der größten römischen Kaiser, die je gelebt haben. Während der trüben Momente einer Kriegskampagne schrieb er in seinem Tagebuch, das unversehens zu dem Buch "Meditationen" wurde und als Erinnerung an stoische Prinzipien diente, die sich auf Demut, Selbstwahrnehmung, Dienen, Tod, Natur und mehr fokussierten.

Seneca war ebenfalls ein römischer stoischer Philosoph, Staatsmann, Lehrer und Berater von Nero. Seine Arbeit umfasst Dutzende von Abhandlungen und 124 Briefe, die sich mit Themen wie Bildung, Freundschaft, Bürgerpflicht, moralische Verpflichtung, Selbstwahrnehmung, Selbstverleugnung und mehr befassten. Er hatte viele Bewunderer wie Montaigne, Tom Wolfe, Emerson und John Stuart Mill.

Ich werde einige meiner Lieblings-Prinzipien der stoischen Philosophie mitteilen; die meisten von ihnen stammen von einem dieser drei Denker. Wenn diese Prinzipien angenommen und regelmäßig praktiziert werden, werden stoische Grundsätze zum Aufblühen Ihrer Kreativität führen, zu einer Erleichterung Ihres Arbeitsflusses und zu einer Verbesserung des allgemeinen Zustands Ihres Denkens und Ihres Lebens. Kreative Arbeit verlangt von uns, verletzlich, verbindlich, anpassungsfähig und mutig zu sein, und dies bedarf einer geistigen Haltung, die bereitwillig Ablenkungen oder negative Impulse aufheben kann, während wir unser Herz und unseren Geist auf das fokussieren, was wichtig ist. Es ist ein harter Balanceakt.

Ohne eine Philosophie, die unsere Arbeit und unser Leben leitet, werden wir unseren Ausreden und Ablenkungen unaufhörlich erliegen. Wir werden den bequemen Fehler begehen, aus unseren Stimmungen heraus zu handeln ("Ich fühle mich heute einfach nicht danach") anstatt nach unseren Prinzipien.

1. Gestehe dir ein, dass alle Emotionen von innen kommen
"Heute entkam ich den Sorgen. Oder nein, ich verwarf sie, weil sie in mir waren, in meiner eigenen Wahrnehmung - nicht im Außen" - Marucs Aurelius, Meditationen
Es sind nicht äußere Kräfte, die uns dazu bringen, etwas zu fühlen. Das was wir uns selbst erzählen ist es, was unsere Gefühle erzeugt. Ein leeres Dokument, eine leere Leinwand oder unmarkierte To Do-Listen sind nicht grundsätzlich stressvoll - es sind unsere Gedanken, die uns stressen.

Viele von uns wollen die Schuld und Verantwortung äußeren Objekten zuschieben, weil es einfach ist, das zu tun. Doch die Tatsache bleibt bestehen, dass alle Konflikte im Innern beginnen, in unseren Gedanken. Wenn wir der Realität entfliehen - einer Deadline, einer dringenden E-Mail - tun wir nichts anderes, als uns selbst zu schaden und unsere Selbstdisziplin zu untergraben.

Das nächste Mal, wenn du auf ein Hindernis triffst und Widerstand fühlst, schau nicht auf das, was dich umgibt. Schau stattdessen nach innen.
Es sind nicht äußere Kräfte, die uns dazu bringen, etwas zu fühlen. Das was wir uns selbst erzählen ist es, was unsere Gefühle erzeugt.
2. Finde Leute, die du respektierst und halte dich an sie, um ehrlich zu bleiben
"Wähle jemanden aus, dessen Lebensweise, dessen Worte und dessen Gesicht den dahinterliegenden Charakter widerspiegelt, der deine Anerkennung gewonnen hat. Mache dir selbst immer wieder klar, dass diese Person als dein Bewahrer oder als dein Vorbild dient. Meiner Ansicht nach ist das eine Notwendigkeit für jemanden, um einen Standard zu haben, an dem wir unseren Charakter messen können. Ohne einen Maßstab, den man anwendet, kann man das Krumme nicht gerade machen." - Seneca, Briefe über Ethik an Lucilius
Als ich zum ersten Mal damit begann, meinen Blog zu schreiben und mich selbst einen Schriftsteller nannte, wen hatte ich da, zu dem ich aufschauen konnte? Die Kurse an meiner Universität waren für meine Bestrebungen und meine Sehnsucht irrelevant. Glücklicherweise stellte das Internet Zugang zu großartigen Schriftstellern, ihren Geschichten, ihrer Arbeit und ihren Verweisen bereit. Ich kann auf jemanden zeigen, den ich respektiere und kann sagen: "Ah, schau dir den Mehrwert an, den sie anbieten, ihre Arbeitsmoral, ihr Podium - das macht es wert, von ihnen zu lernen."

Was immer du tust - Apps kreieren, Portraits malen, Bücher schreiben oder Animationsfilme drehen - es gibt Individuen, von denen du lernen kannst. Du kannst aus ihrer Geschichte, ihren Arbeiten, von ihren Techniken, Erfolgen und Misserfolgen lernen. Du kannst dir Interviews anhören oder sogar mit ihnen in Kontakt treten, indem du ihnen einen E-Mail schickst. Du kannst die Muster des Erfolgs studieren und auf dein Leben anwenden.

Es ist wichtig, sich klar zu machen, dass es hier nicht um eine Übung im Vergleichen mit anderen geht. Wenn du innerhalt von acht Monaten keinen Vertrag für dein Buch bekommst oder wenn dein Produkt nicht innerhalb einer Woche Platz 1 belegt, so wie bei deinem Vorbild, dann macht dich das nicht zu einem Versager. Wie kannst du stattdessen von deinen Helden/Heldinnen lernen? Inwiefern helfen dir ihre Lehren und Prinzipien dabei, zu wachsen, zu lernen und zu erschaffen? Jeder, egal wie erfolgreich er/sie ist, hat Helden bzw. Mentoren, zu denen er/sie aufschaut.

3. Erkenne, dass es ein Leben nach dem Misserfolg gibt
"Hält dich das was geschehen ist, davon ab, mit Gerechtigkeit, Großzügigkeit, Selbstkontrolle, Vernunft, Besonnenheit, Ehrlichkeit, Demut, Geradlinigkeit und all den anderen Qualitäten zu handeln, die es einer Person erlauben, Selbsterfüllung zu finden? Erinnere dich also an dieses Prinzip, wenn es etwas gibt, das Schmerz verursachen könnte: die Sache an sich war überhaupt kein Unglück; sie auszuhalten und zu überwinden stellt ein großes Glück dar. - Marcus Aurelius, Meditationen
Du kannst für ein Projekt Monate oder sogar Jahre aufwenden, nur um dabei zuzuschauen, wie es kritisiert, oder schlimmer, ignoriert wird. Ich arbeitete mal an einem Projekt und dachte, dass es ziemlich gut lief. Ich verbrachte ein ganzes Jahr damit und es ist meine bisher angreifbarste Arbeit gewesen.

Das Ergebnis war ähnlich dem, ein Baby zu bekommen und alle Ärzte lachen laut auf und sagen: "Meine Güte, ist das ein hässliches Baby."

So fühlt sich Versagen an, wenn man einen Teil von sich selbst teilt. Doch sich von diesem Versagen zu erholen ist eine Übung, eine Einstellung - tatsächlich helfen mir die Lektionen, die ich durch diese Erfahrung verinnerlicht habe dabei, bessere Arbeit zu leisten. Das Denken geht dann in die Richtung: Kein Versagen, kein Wachstum.

4. Lese zielbewusst und wende dein Wissen an
"Sage nicht einfach, dass du Bücher gelesen hast. Zeige, dass du durch sie gelernt hast besser zu denken, eine urteilsfähigere und reflektiertere Person zu sein. Bücher sind die Hanteln für den Geist. Sie sind sehr hilfreich, aber es wäre ein schlimmer Fehler anzunehmen, dass man Fortschritte gemacht hat, nur weil man deren Inhalt verinnerlicht hat." - Epiktet, The Art of Living
Bücher über Marketing oder Geschäfte oder Kreativität zu lesen wird unzählige Punkte liefern, die das Potential haben, miteinander verknüpft zu werden, um ein tiefer gehendes Gewahrsein zu entwickeln; doch was dich letztlich effektiv in diesem Handwerk machen wird, ist die Anwendung. Lesen bereitet deinen Verstand vor, hilft dir sogar dabei blöde Fehler zu vermeiden, doch unterm Strich muss es ein Resultat von irgendeiner Handlung geben: ein Versagen, vielleicht ein Erfolg, oder eine Lektion.

Der Zweck der Bildung liegt im Verinnerlichen von Wissen, doch letztendlich im Entfachen von Handlung und darin, weisere Entscheidungen zu begünstigen. Selbsthilfe-Bücher zu lesen wird dir für den Moment das Gefühl geben, für Veränderung inspiriert zu sein. Doch folgst du deinen Prinzipien, wenn du es mit einem 'Troll', einem unhöflichen Kunden oder einem wütenden Fremden zu tun hast?

5. Fordere dich selbst heraus, schonungslos ehrlich zu sein
"'Das Bewusstsein über ein Fehlverhalten ist der erste Schritt zur Erlösung'. Diese Anmerkung von Epikur ist für mich eine sehr hilfreiche. Für eine Person, die sich nicht darüber gewahr ist, etwas falsch zu machen, hat kein Verlangen danach, berichtigt zu werden. Man muss sich selbst dabei erwischen, bevor man es verbessern kann. Einige Leute geben mit ihren Misserfolgen an: Kannst du dir vorstellen, dass jemand, der seine Fehler als Verdienste ansieht, jemals an seine Verbesserung denkt? Demnach, demonstriere - so gut du es kannst - deine eigene Schuld, stelle eigene Nachforschungen über all die Beweise gegen dich selbst an. Spiele zuerst den Teil des Klägers, dann den des Richters und schlußendlich den Verteidiger für die Strafmilderung. Sei gelegentlich streng mit dir selbst." - Seneca, Briefe über Ethik an Lucilius
Es ist schwierig, Gewohnheiten zu verändern, wenn du nicht weißt, warum du deine Arbeit heute nicht getan und dich stattdessen dafür entschieden hast, Netflix zu schauen.

Es ist wichtig, achtsam mit den Trieben umzugehen, die uns daran hindern, [bei einem Treffen] aufzutauchen, sich zu beteiligen, sich zu verpflichten und präsent zu sein. "Warum genau fühle ich mich so?" Gehe der Sache auf den Grund. Erforsche sie. Analysiere sie. Wenn du Widerstand fühlst, nimm das als einen Hinweis dafür, weiterzumachen. Die Herausforderung liegt natürlich darin, dich selbst darin zu trainieren, auf diese Weise zu denken.

Es geht hier nicht um Talent oder einen unbewussten Reflex. Das Üben von Eigenwahrnehmung - das Nachdenken über dein Denken - darüber wie du denkst, fühlst und dich verhältst, ist wie ein Muskel. Je öfter du ihn benutzt, desto stärker wird er.
Wenn du Widerstand fühlst, nimm das als einen Hinweis dafür, weiterzumachen.
6. Reflektiere darüber, womit du die meiste Zeit verbringst
"Ein Hauptpunkt, an den man sich erinnern sollte: Der Wert von Aufmerksamkeit verändert sich proportional zu seinem Objekt. Es ist besser, kleinen Dingen nicht mehr Zeit zu widmen als sie verdienen." - Marcus Aurelius, Meditationen
Dieser Troll in deinem Twitter Feed? Es ist wahrscheinlich am besten, nicht zu antworten. Du brauchst ihm nicht zu sagen, wo der "Nicht mehr folgen"-Knopf sich befindet; ich bin mir ziemlich sicher, dass er es weiß. Jene E-Mail? Ich weiß, es macht Spaß, miteinander in Verbindung zu treten, aber kann das auch warten?

Meine Beobachtungen haben mir gezeigt, dass Leute, die exzellente Arbeit leisten, die ihr Handwerk meistern, das deshalb tun, weil sie die Fähigkeit haben, Prioritäten zu setzen. Sie ehren jede Stunde ihres Tages. Wenn wir Kameras hinter unseren Helden aufstellen, würde unsere Arbeitsmoral an sie heranreichen? Unser Fokus? Unsere Entschlossenheit, die Dinge zu erledigen?

Neulich war ich wirklich geschockt darüber, wieviel Zeit ich damit verbrachte, auf Instagram anderen Leuten bei ihrem Leben und beim Essen von Sushi-Bötchen zuzusehen. Auch wenn diese kleinen Pausen am Tag okay sind, müssen wir aufmerksam dafür sein, wie wir mit unseren Ablenkungen interagieren (oder sind das Abhängigkeiten?).

Sehr viel Zeit des Zuschauens und des Fingerschnipsens am Guerrilla Glas ist Zeit, die dafür verwendet werden könnte, jene Dinge zu kreieren, die die Leute sehen wollen.

7. Erinnere dich: Es ist nicht deine Bestimmung, Dinge aufzuschieben.

Immer wenn ich Schwierigkeiten damit habe, aufzuwachen oder mit etwas anzufangen, lese ich den folgenden Abschnitt:
"In der Morgendämmerung, wenn du Schwierigkeiten damit hast, aufzustehen, sage zu dir selbst: "Ich muss meine Arbeit erledigen - als ein Mensch. Worüber kann ich mich schon beschweren, wenn ich nicht das tue, wofür ich geboren wurde - die Dinge zu tun, für die ich in die Welt gebracht wurde? Oder ist es dies, wozu ich erschaffen wurde? Mich in die Decke zu kuscheln und mich warm zu halten?

- Aber es ist angenehmer hier...

Also bist du dafür geboren worden, dich "angenehm" zu fühlen? Anstatt Dinge zu tun und diese zu erleben? Siehst du nicht die Pflanzen, die Vögel, die Ameisen und Spinnen und Bienen, wie sie ihre individuellen Aufgaben erledigen und Ordnung in die Welt bringen, so gut sie es können? Und du bist nicht bereit dazu, deine Aufgaben als Mensch zu erledigen? Warum bist du nicht damit beschäftigt, das zu tun, was dein inneres Wesen von dir verlangt?

- Aber irgendwann müssen wir ja schlafen...

Das ist richtig. Aber die Natur hat da eine Grenze gesetzt - so wie sie das auch mit dem Essen und Trinken getan hat. Und du hast die Grenze überschritten. Du hast mehr als genug davon gehabt. Jedoch nicht vom Arbeiten. Hier liegst du unter deinem Pensum. Du liebst dich selbst nicht genug. Anderenfalls würdest du dein inneres Wesen ebenfalls lieben und das, was es von dir verlangt. Menschen, die das lieben was sie tun, verausgaben sich bis aufs Äußerste in ihrem Tun, sie vergessen sogar, sich zu waschen und zu essen. Hast du weniger Respekt für dein eigenes inneres Wesen als der Graveur für seine Gravierkunst, der Tänzer für seinen Tanz, der Geizhals für sein Geld oder der sozialen Aufsteiger für seinen Status? Wenn sie von dem was sie tun wirklich besessen sind, würden sie eher damit aufhören zu essen und zu schlafen, als das Praktizieren ihrer Kunst aufzugeben." - Marcus Aurelius, Meditationen
8. Tu das Telefon weg und sei präsent
"Nach meiner Denkweise gibt es keinen besseren Beweis für einen gut strukturierten Geist als die Fähigkeit eines Menschen, dort innezuhalten, wo er ist und Zeit in seiner eigenen Gesellschaft zu verbringen." - Marcus Aurelius, Meditationen
Es ist nicht so, dass wir in einem Zeitalter der Ablenkungen leben, sondern vielmehr in einem Zeitalter, in dem wir darin versagen, achtsame Motive zu lehren und anzunehmen. Für mich unterscheidet sich ein Kind, das in einem Restaurant ein Spiel auf seinem iPad spielt, nicht von einem Erwachsenen, der sich durch Instagram durchklickt, während seine Freunde anwesend sind. Beide Szenarien stellen Momente der Verbindung dar (zu den Menschen um dich herum, nicht zum Bildschirm), der Kommunikation und des Genießens.

Sowohl präsent zu sein, als auch zu lernen allein zu sein, sind Gewohnheiten. Einige Leute sind darin sehr gut, weil sie sich Zeit dafür schaffen, dies zu tun - tatsächlich brauchen sie das, oder sie würden verrückt werden.

Finde im Verlauf deines Tages einen Moment, wie flüchtig er sein mag, um einfach nur zu sitzen und still zu sein. Es ist egal, wo du bist. Nimm ein paar tiefe Atemzüge, stell dein Handy auf Vibrationsalarm, so dass keine Chance auf Störung besteht und reflektiere eunfach über die Reihe an Ereignissen, die sich im Verlauf des Tages zugetragen haben. Wenn du arbeitest, sei schonungslos präsent. Fokussiere deinen Geist auf die vor die liegende Aufgabe, auf das was du zu erreichen suchst; und tue es mit Sorgfalt, Geduld, Aufmerksamkeit, und Zuwendung. Früher oder später wirst du erkennen, welch eine Bereicherung dies für deine Kreativität und deine insgesamte Lebensqualität ist.

9.
Denke daran, dass Zeit unsere wertvollste Ressource ist
"Nicht so zu leben, als hätte man endlose Jahre vor sich. Der Tod überschattet dich. Während du am Leben und in der Lage dazu bist - sei gut." - Marcus Aurelius, Meditationen
Was ich am Stoizismus ganz besonders liebe und herausfordernd finde, ist, dass der Tod bei ihnen gedanklich im Vordergrund steht. Sie erkannten die vergängliche Natur des Menschen und wie sich dies in vielen Facetten des Lebens wiederholt.

Es verschafft dir ein Gefühl von Dringlichkeit, zu erkennen, dass du eine bestimmte Anzahl an Stunden gelebt hast und dass die vor dir liegenden Stunden dir nicht so zugesichert sind wie diejenigen, die du schon gelebt hast. Wenn ich daran denke, erkenne ich, dass wahrlich jeder Tag eine Gelegenheit zur Verbesserung bietet, nicht im Sinne eines Klischees, sondern insofern darin, zu lernen, aufrichtig wertzuschätzen, was wir in der Lage zu leisten sind und wie sehr wir für die Qualität unseres Lebens verantwortlich sind.

Das macht unseren Selbstrespekt, unsere Arbeitsmoral, Großzügigkeit, Eigenwahrnehmung, Aufmerksamkeit und Wachstum nur umso wichtiger. Das letzte, was jeder von uns tun will, ist es, mit Reuegefühlen zu sterben; daher gibt das Befolgen der stoischen Prinzipien unserem Leben Perspektive. Es erfüllt einen mit Demut und sollte einen auch zutiefst motivieren.

Zu guter Letzt, mit den Worten Senecas: "Wir sollten die hilfreichen Teile einer Lehre aufstöbern sowie die geistreichen und edelmütigen Sprüche, die in der Lage sind, uns augenblickliche praktische Umsetzung anzubieten - nicht die weit hergeholten oder archaischen Ausdrücke oder extravagenten Metaphern und Redewendungen - und sie so gut lernen, dass die Worte zu Tätigkeiten werden."

Die Art, wie wir leben und unsere Aufgaben erledigen, muss die Prinzipien verkörpern, die wir praktizieren. Weniger vergleichen, kritisieren und konsumieren; mehr erschaffen, lernen und leben.