Die israelische Protestbewegung hat ihre Zeltstadt im Zentrum von Tel Aviv abgebaut. Am Samstagabend waren nach Schätzungen landesweit rund 450 000 Menschen auf die Straße gegangen, um für soziale Gerechtigkeit zu demonstrieren.

Die israelische Protestbewegung hat nach mehr als sechs Wochen ihre Zeltstadt im Zentrum von Tel Aviv abgebaut. Auch die Nationale Studentengewerkschaft, die in den vergangenen Wochen eine wichtige Rolle bei der Organisation der Proteste spielte, baute am Sonntag ihr Zelt auf dem Rothschild-Boulevard ab, wie ein AFP-Fotograf berichtete. „Das wilde Campen hat sein Ziel erreicht und es ist Zeit, zu anderen Protestformen überzugehen“, sagte eine Sprecherin der Organisation.

Am Samstagabend waren nach Schätzungen von Medien landesweit rund 450.000 Menschen auf die Straße gegangen, um für soziale Gerechtigkeit zu demonstrieren. Dies waren deutlich mehr als bei allen vorherigen Demonstrationen. Allein in Tel Aviv versammelten sich rund 300.000 überwiegend junge Israelis. Die seit Wochen anhaltenden Proteste richten sich gegen Wohnungsnot, steigende Lebenshaltungskosten und die Gesundheits- und Bildungspolitik der Regierung.

Die Proteste hatten begonnen, als am 14. Juli eine junge Videodesignerin auf dem Grünsteifen des schicken Rothschild-Boulevards ein Zelt aufschlug, weil sie keine bezahlbare Wohnung fand. Drei Tage später waren hunderte junge Leute ihrem Beispiel gefolgt. Die Stadtverwaltung hatte sie zwar aufgefordert, die Straße zu räumen, jedoch auf den Einsatz von Gewalt verzichtet. Die Protestbewegung kritisiert, dass der Staat in den vergangenen 20 Jahren kaum noch günstige Wohnungen gebaut hat.

gxs/AFP