9/11, 11. September 2001
Forscher der Universität Alaska Fairbanks haben den Zusammenbruch von World Trade Center 7 untersucht und bestreiten das offizielle Untersuchungsergebnis

In dem vergangene Woche veröffentlichten Abschlussbericht ihrer vier Jahre dauernden Untersuchung erklären die promovierten Bauingenieure Leroy Hulsey, Zhili Quan und Feng Xiao, der Einsturz von World Trade Center 7 am 11. September 2001 sei aufgrund eines "nahezu gleichzeitigen Versagens jeder Säule des Gebäudes" erfolgt und "nicht durch Feuer".

Sie stützen sich dabei auf eine neue Computersimulation, die die thermische Wirkung auf die Stahlkonstruktion im Detail nachbildet. Der 126-seitige Bericht wurde am 3. September an der Universität Alaska Fairbanks (UAF) öffentlich vorgestellt. Die großen Medien berichten bislang nicht.

Die Ergebnisse stehen im Widerspruch zur offiziellen Untersuchung der Regierungsbehörde NIST (National Institute of Standards and Technology) aus dem Jahr 2008, in der, ebenfalls auf Grundlage einer Computersimulation, erklärt worden war, der 186 Meter hohe Wolkenkratzer sei durch Bürobrände in sich zusammen gefallen, indem Stahlträger sich durch Feuer verformt hätten, wodurch die einzelnen Etagen nacheinander eingestürzt wären. ZDF und BBC hatten damals in einer aufwändig gemeinsam produzierten Dokumentation zu WTC 7 resümiert: "Offiziell ist das letzte große Rätsel des 11. September nun gelöst."

Ein Problem mit dieser Erklärung war stets, dass die dokumentierten Filmaufnahmen des Ereignisses (der Zusammenbruch von WTC 7 wurde von mehr als einem halben Dutzend verschiedenen Kameras und Blickwinkeln festgehalten) ganz anders aussehen als die NIST-Simulation, in der das Gebäude sich asymmetrisch verbiegt, starke Deformationen der Außenhülle aufweist und keineswegs gerade und senkrecht nach unten fällt.

Ein weiteres Problem bestand darin, dass der Turm sich während seines Zusammenbruchs für eine Phase von zwei Sekunden vollständig im freien Fall bewegte. Die Behörde räumte dieses Phänomen zwar nach anfänglicher Leugnung ein, konnte es jedoch nie erklären.

Der neuen Studie zufolge weist die NIST-Untersuchung gravierende methodische Mängel auf. So hat NIST bestehende Bolzen und Verstärkungen der Stahlkonstruktion in seiner Simulation weggelassen (UAF-Studie S. 74-86). Erst durch diese Verfälschung der tatsächlichen Konstruktionsdaten habe die Behörde das letztliche Untersuchungsergebnis erzielen können. Zur Erinnerung: ZDF und BBC hatten zur NIST-Untersuchung damals behauptet: "Jedes Detail, buchstäblich jede Schraube des Gebäudes wurde erfasst." Das war, wie sich nun herausstellt, gelogen.

brennendes WTC 7
Brennendes WTC7. Aus NIST-Video
Dass die Bolzen existierten, war bereits 2010 in Gutachten der amerikanischen Ingenieurfirmen Arup und Nordenson nachgewiesen worden (UAF-Studie S. 63), damals im Rahmen einer juristischen Auseinandersetzung zwischen einem New Yorker Energieversorger und dem Betreiber von WTC 7. Eine technische Anlage der Firma unterhalb des Turms war durch den Zusammenbruch zerstört worden, weshalb das geschädigte Unternehmen gemeinsam mit einer Versicherung geklagt hatte.

Hulsey und seine Kollegen weisen darauf hin, dass bereits die technischen Gutachten, die im Rahmen dieses Gerichtsverfahrens von Klägern und Beklagten beauftragt wurden, an zahlreichen Stellen wesentliche Behauptungen des NIST-Reports widerlegen.

Fehlende Transparenz des Regierungsberichtes

Der Leiter der NIST-Untersuchung, Dr. Shyam Sunder, ließ eine Nachfrage von Telepolis nach seiner Einschätzung zur neuen Studie unbeantwortet. Der NIST-Report krankt generell an fehlender Transparenz. Eine Veröffentlichung der Rohdaten, auf die die Regierungsbehörde ihre Computersimulation stützte, wurde 2009 verweigert. Zur Begründung hieß es damals, eine Offenlegung der Daten könne "die öffentliche Sicherheit gefährden". Dadurch wurde eine regierungsunabhängige wissenschaftliche Überprüfung erschwert.

Physikalisch basierte Visualisierung Kollaps WTC 7
Aus NIST-Video
Die Forscher der Universität Alaska haben eine solche Überprüfung nun dennoch vorgenommen und kommen zum Ergebnis, dass selbst bei Übernahme der fehlerhaften Voraussetzungen von NIST (fehlende Bolzen und weggelassene Verstärkungen der Konstruktion) in der Simulation keineswegs ein progressiver Zusammenbruch zu beobachten ist - also kein fortschreitender Kollaps von Etage zu Etage, wie NIST ihn annimmt.

Eine weitere Erkenntnis der neuen Studie betrifft den Einsturz des östlichen Penthouses auf dem Dach des 47 Etagen hohen Gebäudes. Dieser Teileinsturz ging dem Fallen des gesamten Turms um etwa 5 Sekunden voraus, wie auf den Videos deutlich sichtbar ist. Das Universitätsteam um Hulsey zeigt nun, dass sich dieser separate Einsturz nicht mit dem Zusammenbruch einer Säule in der 13. Etage erklären lässt, wie NIST es tut. In der Computersimulation erreichten die Forscher nur dann das im Video zu beobachtende Ergebnis, wenn sie Säulen viel weiter höher, in der 45. Etage, entfernten. Dort aber gab es am 11. September 2001 keine Feuer. Das heißt, schon der Zusammenbruch des Penthouses, der dem Gesamtkollaps vorausging, lässt sich mit Feuer nicht erklären. Was das Gebäude insgesamt angeht, fanden die Forscher am Computer nach vielen Versuchen nur eine mögliche Variante, die dem tatsächlich beobachteten Zusammenbruch des Turms gleichkam:
Das gleichzeitige Versagen aller Säulen im Inneren des Gebäudes über einen Bereich von 8 Etagen, gefolgt von einem 1,3 Sekunden späteren gleichzeitigen Versagen aller Außensäulen im gleichen Bereich erzeugt beinahe exakt das Verhalten, das die Videos des Zusammenbruchs zeigen.

Leroy Hulsey, Zhili Quan und Feng Xiao
Der Kollaps, so die Autoren, habe in der 16. Etage oder darunter begonnen. Unter Berücksichtigung dieser Annahme blieben die Ergebnisse gleich, unabhängig davon, welche Etage man als Startpunkt festlegt.

Die Studie, die mit mehr als 300.000 Dollar vom Verein "Architects and Engineers for 9/11 Truth" finanziert wurde - einem Verband von über 3000 Architekten und Ingenieuren, die sich für eine Neuuntersuchung von 9/11 einsetzen -, vermeidet Schuldzuweisungen und politische Spekulationen. Auch das Wort "Sprengung" kommt im Bericht nicht vor. Doch ist eine andere Erklärung für das gleichzeitige Versagen aller Säulen kaum denkbar.

Die der Untersuchung zugrunde liegenden Rohdaten sollen bis Ende September auf der Projektwebseite der Universität Alaska veröffentlicht werden. Bis zum 1. November werden darüber hinaus fachliche Einschätzungen zur Studie gesammelt, die in einen Ende des Jahres zu veröffentlichenden finalen Abschlussbericht einfließen sollen.

Anm. d. Redaktion [Telepolis - Redaktion de.sott.net]: Der Titel des Artikels wurde heute, am 10.9., verändert, weil er missverständlich war. (Paul Schreyer)