„Bioverfügbarkeit“ - ein neues Modewort der Pharmaindustrie. Was steckt dahiner? Ist das eine Art technischer Wirkungsgrad - bezogen auf die Biomaschine unseres Körpers? - Dass der klingende Begriff Blockbuster für einen Kinokassenerfolg jetzt auch die Gesundheitsindustrie erobert hat, ist neu. Die neue gewinnträchtige Bio-Sparte heißt „Health Science“. Dieses Segment ist angesiedelt als „Gelddruckautomat“ zwischen Ernährungs- und Pharmabranche.
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Je mehr der Mensch die Pflanzennatur in Artefakte vereinzelt oder verkrüppelt nachbaut, um so gründlicher verliert er den Zugang zur natürlichen komplexen Vielfalt. Ständig verwöhnt uns die Politik mit dreistem Worthülsen-Geschwafel aus alternativlosem Nullwachstum, Rentnerschwemme und Sozialhygiene. Auch in der Wissenschaft tauchen Wortungetüme auf. Was sagt uns z.B. das stolze Wort „Bioverfügbarkeit“? Ist das eine Art technischer Wirkungsgrad - bezogen auf die Biomaschine unseres Körpers? Dass der klingende Begriff Blockbuster für einen Kinokassenerfolg jetzt auch die Gesundheitsindustrie erobert hat, ist neu. Die neue gewinnträchtige Bio-Sparte heißt „Health Science“. Dieses Segment ist angesiedelt als „Gelddruckautomat“ zwischen Ernährungs- und Pharmabranche.

Wirksamkeit der Biofaktoren im Stoffwechsel

Biofaktoren wie Mineralstoffe, Vitamine und Enzyme sind bedeutend für unsere Gesundheit. Entscheidend tragen sie dazu bei, dass alle Stoffwechselvorgänge harmonisch ablaufen und die Organe ohne „murren und knurren“ funktionieren. Das Schlüsselwort heisst hier Bioverfügbarkeit. Zur Definition gibt es unverständliche Episteln aus dem Fachchinesisch. Aber vereinfacht ausgedrückt ist die Bioverfügbarkeit ein Maß dafür, wie schnell und in welchem Umfang unser Körper einen Nährstoff aufschlüsselt und bereit stellt. Dabei lässt sich eine oral aufgenommene Substanz, die den Blutkreislauf erreicht, mit der Wirkung einer intravenös verabreichten, gleich großen Dosis vergleichen (Bezug gleich 100%).

Für die Lebensmittelindustrie sind vor allem synthetische Vitamine das Weihwasser in der Glaubensgemeinschaft der Verbraucher; sie pflegen den Mythos des Heilsamen. Es geht um einen Milliardenmarkt. Künstliche Vitaminpräparate produziert man in Massen; vielfach wirft man sie hochdosiert ein. Vor einem Zuviel, vor einer Hypervitaminose, sei aber gewarnt. Neueste Studien belegen, dass Kunstvitamine schädlich sein können, sie helfen sogar, das Leben zu verkürzen. Die Forscher streiten sich, welche Nährstoffe wir wirklich in welcher Menge brauchen und wann ein Überdosieren gefährlich ist.

Synthetische und natürliche Vitamine sind nicht identisch

Der Mensch versucht einzelne natürliche Vitamine synthetisch zu kopieren. Unter polarisiertem Licht sind indes diese Artefakte linksdrehend, also spiegelverkehrt. Zu natürlichen Vitaminen gibt es einen chemischen Unterschied, und die Wirkung ist auch nicht identisch. Nicht das Einzelvitamin dient der Gesundheit, vielmehr ist es das Zusammenwirken vieler Pflanzenstoffe.

Bei Kunstvitaminen fehlen die natürlichen Begleitstoffe, in denen sie in der Pflanzensubstanz eingebettet sind: eine höchst riskante Vereinfachung der natürlichen Vielfalt, die Spätfolgen zeitigt. Synthetische Vitamine nimmt der Körper unkontrolliert auf. Vor allem Leber und Nieren schlagen sich mit dem Abbau der Künstlinge dann herum. Es kann zu einer gesundheitsschädlichen Überversorgung von Vitamin kommen.

Natürliche Vitamine - umgeben von wohltuenden Helfern

Ein natürliches Vitamine-Ensemble mit seinem „Hofstaat“ aus sekundären Pflanzenstoffen wirkt mit einem syngenetischen Hebeleffekt auf den Stoffwechsel. Werden diese pharmakologisch hochwirksamen Substanzen (Flavonoide) aus Obst und Gemüse vom Darm aufgenommen, geht’s bei den Nahrungsbestandteilen ans Eingemachte: Ein ausgeklügeltes System von Enzymen reguliert gezielt das Ausbrechen aus der schützenden Struktur und kontrolliert die Aufnahme von tatsächlich benötigten Vitaminen im Blut. Entweder führt der Transport zum sofortigen Verbrauch zu den Zellen und zum Stoffwechsel oder in spezielle Körperdepots. Diese speichern die Vitalstoffe in einem bestimmten Umfang, insbesondere die fettlöslichen Vitamine.

Bioaktive Substanzen: die Gesundmacher in unserer Nahrung

Sekundäre Pflanzenstoffe stärken das Immunsystem, schützen den Körper vor freien Radikalen, töten Krankheitserreger und vieles mehr. Sie ermöglichen die Aufnahme von Nährstoffen. Beispiele hierfür sind Zwiebeln und Schnittlauch, die Allyl-Sulfide enthaltenen. Diese Ingredienzen unterstützen die günstigen Cholesterin-Werte und die Gesundheit von Dickdarm und Magen.

Carotinoide in vielen orangefarbenen, gelben und dunkelgrünen Früchten und Gemüsesorten stärken das Immunsystem. Capsaicin aus Chili-Paprika unterstützt die Gesundheit der Gelenke. Polyphenole in grünem und schwarzem Tee stärken Herz und Kreislauf. Bioflavonoide und Polyphenole in Rotwein, Trauben und Heidelbeeren fördern die Gesundheit des Herzmuskels und der Gefäße.

Sekundäre Pflanzenstoffe, der „Hofstaat“ der Vitamine

Lange beachtete man nicht die Sekundärpflanzenstoffe. Man hielt die Nützlinge sogar für schädlich. Direkt auf das Wachstum der Pflanzen haben sie keine Option. Aber diese Farb- und Aromastoffe in Früchten regen z.B. die Tiere zum Fressen an, wehren aber auch Fressfeinde ab oder wirken als Schutz vor starker UV­Strahlung. Mit diesen „Mitarbeitern“ sind die Vitamine im Körper effizient nutzbar. Vitamintabletten vermögen das nicht.

Eine ausgewogene Ernährung ist gesünder, denn Vitaminpillen können den Nutzeffekt von Obst und Gemüse eben nicht nachbilden; sie enthalten nur einen sehr kleinen Anteil der bis 10000 Substanzen, die unserer Nahrung bietet.

Unser Organismus ist seit Urzeiten gewohnt, natürliche Vitamine aus schützenden Begleitstoffen erst „heraus zu klauben“. Durch diese intelligente Sortierarbeit behält unser Organismus den Überblick. Er nimmt davon nur soviel auf, wie er benötigt. Untersuchungen zeigten, dass Kombinationen aus Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen mit sekundären Pflanzenstoffen bis zu 250 mal stärker wirken, als die Einzelsubstanzen.

Sekundäre Pflanzenstoffe sind die Geheimwaffen der Natur. Sie helfen unserem Körper beim Kampf gegen Krebszellen, Bakterien, Viren und Pilze, senken Cholesterin- und Blutzuckerwerte und wirken entzündungshemmend. Der Körper ist auf die Nährstoffe aus Lebensmitteln eingestellt, nicht aber auf die Künstlinge aus dem Labor. Warum? In Lebensmitteln sind Vitamine niemals isoliert, sie sind immer Teil eines größeren Nährstoffkomplexes und sie haben ein breites Wirkungsspektrum im Körper. Davon können isolierte synthetische Vitamine nur träumen.

Hinter den Kulissen des synthetischen Vitamins E

Schminken Sie sich das gleich ab: Die Industrie erzeugt keine synthetischen Vitamine aus natürlichen Komponenten wie zu Beginn aus Obst, Getreide und Gemüse. Jährlich produziert man weltweit von dem Kunstzeug zwischen 150000 und 200000 Tonnen. Weitaus kostengünstige Quellen durch intensive Genmanipulation sind inzwischen Usus. Man „erzog“ den Kreuzblüter Ackerschmalwand zu einem ungeahnt günstigen Vitamin E-Produzenten.

Daneben lässt sich Vitamin E auch aus Erdöl gewinnen. Da dieses synthetische Derivat 30 Prozent weniger wirksam ist als natürliches Vitamin E, meinen viele, man müsse einfach nur mehr davon einnehmen, um den selben Effekt wie bei natürlichem Vitamin E zu erzielen. Weit gefehlt! Natürliches Vitamin E ist eine Wirkgemeinschaft aus den Bausteinen d-Alpha-, d-Beta-, d-Gamma- und d-Delta Tocopherole und die d-Alpha-, d-Beta-, d-Gamma- und d-Delta Tocotrienole.

Von natürlichem Vitamin E nimmt das Gehirn etwa 5,3 mal mehr auf. Ausschlaggebend ist die Teilchengröße. Diese physiochemische Form aus kleineren Teilchen erkennt der Organismus besser und nimmt sie leichter auf. Zahlreiche neue Studien beweisen, dass die synthetische Variante Vitamin E kaum von unserem Körper akzeptiert und verarbeitet wird.

Mehr noch: die Einnahme von synthetischem Vitamin E blockiert auf zellularer Ebene die Aktivitäten des natürlichen Vitamins E. Übrigens stellt man die synthetische Vitamin C-Variante Ascorbinsäure aus raffiniertem Zucker her. Dagegen enthält natürliches Vitamin C aus Hagebutten auch Bioflavonoide, demnach den gesamten Vitamin C-Komplex.

Reine Mineralien - molekular hübsch verpackt

Mineralien bilden die Grundlage für unseren Körper. Sie sind Komponenten von Hormone und Enzymen, die für unser biologisches Gleichgewicht verantwortlich sind.

Pflanzen entnehmen dem Boden Mineralien in anorganischer Form. In einer Coproduktion mit den Boden-Mikroorganismen und dem eigenen Enzymsystem verarbeiten sie diese Mineralsalze. Ihr Stoffwechsel wandelt sie chemisch um. Kombiniert mit Kohlehydrate, Lipide und Proteine, werden sie Teile der lebenden Pflanze. Verzehrt der Mensch Pflanzen, nimmt er Mineralstoffe in Ionenform auf.

Die meisten Mineralstoffpräparate bestehen aus Mineralsalzen. Im Verdauungsprozess müssen sie erst mühsam in Chelate umgewandelt werden; das sind stabile, ringförmige Verbindungen von Metallen mit organischen Verbindungen. Darin ist uns die Pflanzenchemie eben überlegen. Bioverfügbar sind Mineralien ja nur, wenn sie zum Transport in die Zellen und Gewebe an Trägerstoffen gebunden sind, etwa an Aminosäuren.

Mineralform - metallisch, chelatiert oder kolloidal

Minerale sind stets mit Pflanzen kombiniert. Nie treten sie isoliert auf, wie ihre chemisch isolierten Pharma-Artefakte. Wer Wert auf hochwertige Mineralmischungen legt, den interessiert das Netzwerk der Minerale. Nur wenige Hersteller bieten kolloidale Minerale, die eine Vielzahl lebenserhaltender Minerale und Spurenelemente aus 2000 Jahre alten mineralreichen Pflanzenablagerungen enthalten und in der Tat bioverfügbar sind.

Natürlich kann eine lebende Zelle reine Minerale nicht direkt als Energieträger verwerten, aber sie sind notwendig, damit der Stoffwechsel einer Zelle funktioniert. Es gibt metallische, chelatierte (atomar in die Zange genommen) und kolloidale (fein verteilt) Minerale.

Metallische Minerale erlauben die geringste Aufnahmefähigkeit im Körper. Besser verfügbar sind schon chelatierte Minerale. Kolloidale Minerale kommen in der Natur als kleine Partikel in Pflanzen vor. Sie finden sich z.B. im organischen feuchten Tonschiefer in der Rockland Mine, ein prähistorisches Pflanzenrelikt vor 75 Millionen Jahren. Dieser Mineralboden enthält mehr als 85 Minerale.

Die Sango-Meereskoralle enthält die beiden wichtigsten Minerale Calcium und Magnesium in dem für den menschlichen Körper idealen Verhältnis 2:1, ferner rund siebzig weitere Mineralstoffe und Spurenelemente in natürlichem Verbund. Die Sango-Meereskoralle ist sofort bioverfügbar. Was heißt das? Eingerührt in Wasser, geht die „Mineralstoff-Feuerwehr“ direkt ab in die Zelle.

Was steckt hinter der Sufix „-ate“ bei Präparaten?

Die Lebensmittelindustrie bietet einen Irrgarten an -Citrate, -Gluconate; -Picolinate und -Orotate. Im Grund sind das alles chemische Anbindungen, die das „nackte Metall“ mehr oder weniger in eine bioverfügbare Form bringen.

Chrom ist z.B. ein wesentliches Spurenelement im menschlichen Körper. Der Körper resorbiert Chrom schlecht, da die Zellmembranen hierfür nicht durchlässig genug sind. Um das Element dennoch einzuschleusen, ist ein molekulares Transportunternehmen gefragt, z.B. die Trägersubstanz Picolinat. Sie erhöht die Aufnahme von Chrom um den Faktor fünf. Chrom steigert nicht nur das Bindungsverhalten von Insulin, es erhöht auch die Anzahl der Insulinrezeptoren. Chrom-Picolinat als Nahrungsmittelergänzung gilt als bestverfügbare Cr-Quelle.

Citrate sind weitere Bindungsformen der Nahrungsmittelstoffe, die sich durch besonders hohe Bioverfügbarkeit auszeichnen. Das Citrat etwa in Magnesium, Calcium, Natrium und Kalium entscheidet nicht nur wie gut der Körper den jeweilige Mineralstoff aufnimmt, es verfügt auch über eine eigene Wirkung. Citrat selbst ist nämlich durch seinen basischen Effekt in der Lage, Säure abzubauen und damit die Schmerzempfindlichkeit entscheidend herabzusetzen.

Magnesium ist in Bananen oder Nüssen enthalten. Allerdings mindert der hohe Ballaststoffanteil die Bioverfügbarkeit von Magnesium in der Nahrung. Magnesiummangel ist bei Diabetes ein ernstes Problem, denn er fördert entzündliche Prozesse, die wiederum die Gefäßwände schädigen. Magnesium verbessert die Wirksamkeit von Insulin. Eine ausreichende Magnesiumversorgung reduziert auch das Risiko für Darmkrebs. Magnesium-Orotat ist eine Verbindung aus dem Element Magnesium und der vitaminähnlichen Substanz Orotat. Beide arbeiten im Körper als Team: Orotat ist Wegbereiter dafür, dass Magnesium im Herzgewebe besser gebunden und wirksam werden kann.

Besonders viel Zink spenden Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Eier. Zink ist in verschiedenen Verbindungen erhältlich: als Acetat, Chlorid, Sulfat, Gluconat, Hydroxyaspartat, Orotat und als Komplex mit Histidin. Die höchste Bioverfügbarkeit leisten Zink-Histidin-Komplexe - die geringste Zinkoxid.

Trotz der über tausend Silicium-Verbindungen auf Erden, macht sich Silicium in aufnehmbarer und verwertbarer Form rar. Es kommt in Gemüsen und Randschichten von Getreiden vor. Dennoch gelingt es kaum, den täglichen Bedarf allein über die Nahrung zu decken. Durch die relativ großen Si-Moleküle schafft der Organismus nur rund fünf Prozent der zugeführten Kieselsäure tatsächlich zu verwerten. Bei optimaler Zellatmung und Pflanzennahrung ist das ausreichend. Indes sinkt bei verminderter Zellatmung auch die Siliciumaufnahme, etwa bei zunehmendem Alter. Hier empfiehlt sich Silicium als Nahrungsmittelergänzung in kolloidaler Form.

Die Lebenssymphonie

Über die Enzyme haben wir überhaupt noch nicht gesprochen. Sie sind die heimlichen Komponisten unserer Lebenssymphonie - aufgeführt in einem gigantischen Opernhaus. Der riesige Konzertsaal unseres Körpers bietet Platz für über 60 Billionen Zellen. Oben in den Rängen sitzt die Intelligenz des Publikums, unsere Gehirnzellen. Ganz unten räkeln sich behäbig satte Fettzellen. Mit dem Paukenschlag der Geburt beginnt das Leben. Jeder im Saal ist mit Jedem innig verbunden. Vitamine dirigieren aus der Partitur der Enzyme ein riesiges Orchesterensemble aus Mineralverbindungen, Flavonoiden, Hormonen und Spurenelementen.

Die Opernaufführung dauert präzise eine Lebensspanne. Dann wird es still. Die Zellen gehen heim, die letzte von ihnen löscht das Licht im Konzertsaal. Ruhig zerfällt das Publikum zu elementarem Sternenstaub von einst; er landet auf dem Kehrblech der Evolution. Irgendwann wird dieser Staub erneut in anderer Weise bioverfügbar. „Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag!“ - sagt Faust.