Naturkatastrophen und Seuchen ab dem Jahr 700

716: Überschwemmung - In diesem Jahr wurde Rom 9 Tage lang durch den Tiber überschwemmt.[62]

717: Kalter Winter - In Osteuropa und Thrakien herrschte ein überaus strenger und kalter Winter, während dem der Schnee 100 Tage lang liegen blieb. Und das sogar in der Gegend um Konstantinopel.(Nicephorus.)

717: Pest - In Konstantinopel herrschte die Pest. Zu dieser Zeit belagerten die Sarazenen die Stadt schon im zweiten Jahr, so dass nicht nicht nur die Stadt unter entsetzlichen Verlusten litt, sondern auch das Belagerungsheer der Sarazenen. In Konstantinopel selbst sollen 300.000 Menschen an der Pest gestorben sein. (Marian. Scot. und Sigb. Gemblac.) Das Heer der Sarazenen musste wegen der Kälte und der Seuche die Belagerung aufgeben und zog am 15. Juli über das Meer ab. Dort geriet es jedoch in einen schlimmen Sturm und zusätzlich fiel noch ein Hagel aus Meteoren auf die Schiffe herab, so dass die Menschen auf See ertranken und erfroren und nur zwanzig Schiffe gerettet werden konnten. Zur gleichen Zeit herrschten Hunger und Seuchen auch in Arabien.[63]

722: fruchtbares Jahr - Als allgemein sehr fruchtbares Jahr wird dieses beschrieben. (Lambert, Schaffnab.) Trotzdem wurden lokal begrenzt, in Kampanien, die Felder und die Saat durch "Feuer vom Himmel" und durch Tornados zerstört.[64]

722: Überschwemmung - Als das Meer in diesem Jahr aufbrauste wurde Konstantinopel überschwemmt. (Lanzelloti.)

726: Vulkanausbruch - Ungefähr im Juni dieses Jahres brach ein Vulkan unter Wasser bei der Insel Santorini (Thera) aus. Das Meer fing an zu rauchen und das Wasser fing an zu kochen. Bald darauf wurden Bimssteine ausgespuckt. Tagelang gelangten diese bis zu den Dardanellen bis schließlich eine neue Insel entstand.[65]

728: Komet - 12 Tage lang war der Komet Luzifer zu sehen.(Mar. Scot.) Im Jahr darauf im Januar war zwei Wochen lang ein weiterer Komet direkt nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang zu sehen. Da er zweimal am Tag zu sehen war, dachte man zuerst, es seien zwei Kometen.[66] Sein Schweif zeigte nach Norden. Vielleicht war dies der gleiche Komet, von dem im Jahr 728 berichtet wurde.

733: Verdunklung der Sonne - Ein Jahr nach dem Sieg Karl Martells über die Araber verfinsterte sich die Sonne am 19. August auf eine angstauslösende Weise. So schien dies nicht durch den Mond geschehen zu sein, sondern durch "meteorische Substanzen".

734: Mondverfärbung - Am 31. Januar verfärbte sich der Mond blutrot bis er schließlich pechschwarz wurde.(Bäda.)

737 - 741: Trockenheit und Erdbeben - Bäda berichtet von ausgedehnten Trockenperioden in den nördlichen Gegenden. Die Erde bebte im Jahr 741 über mehrere Monate und verheerte am 26. Oktober Konstantinopel. Zur gleichen Zeit zog sich das Meer zurück und Berge in der Wüste Saba stürzten ein. Andernorts wurden ganze Dörfer einfach vom Erdboden verschluckt.

744-745: Nordlichter und Erdbeben - In weiten Teilen der Welt wurden Nordlichter gesehen. Im Jahr darauf wurden erneut Nordlichter gesehen und Erdbeben waren mancherorts zu spüren.[67] In Syrien wurde ein großer Komet gesehen.

Am 18. Januar 745 verbreitete sich vom Jordan aus ein Erdbeben, das ganz Syrien erfasste und Tausende Menschen in den Tod riss. Vom 10. bis 15. August fiel über Konstantinopel ein Ascheregen, der eine fünftägige Verdunklung der Sonne zur Folge hatte. Cedrenus erzählt, dass Züge und Zeichen wie Ölflecken an den Kleidern der Menschen, besonders wenn viele zusammen waren, z. B. in Kirchen, erschienen.

746: Seuche - In Kalabrien und Sizilien brach eine Seuche aus, die sich über die Inseln und im nächsten Jahr bis nach Konstantinopel verbreitete. Es war die Beulenpest, zumindest in Konstantinopel, wo sie im Frühling anfing und im Verlauf des Sommers zu ihrer schlimmsten Wut ausuferte. Man sagte, dass zu dieser Zeit ein Mann, der morgens noch eine Leiche zu Grabe trug, abends selbst hinausgetragen werden musste. Die Krankheite wütete so schrecklich, dass viele Haushalte ausstarben und man nicht wusste, wie man die Leichen wegschaffen sollte. Die Stadt Konstantinopel verödete derart, dass Fremde die Stadt bevölkern mussten, damit sie genügend Einwohner hatte. Nach Nicephorus wütete die Beulenpest ein Jahr lang.

Während dieser Zeit war auch die Psyche der Menschen betroffen, was zu Wahnvorstellungen führte: Viele sahen sich von fremden Gestalten, zum Teil von fremdartigen und missgebildeten Menschen auf der Straße begegnet und begleitet, so dass sie ein wirkliches Gespräch mit ihnen führten. In diesen Gesprächen, die sie manchmal bei ihrer Rückkehr aufzeichneten, erfuhren sie vom Tod Anderer, die kurz darauf tatsächlich starben. Andere sahen solche Gestalten in die Häuser ihrer Bekannten gehen, wo sie dann erdrosselt oder erstochen aufgefunden wurden.[68]

750: Erdbeben - Im 9. Regierungsjahr Konstantins V. zerstörte wieder ein Erdbeben Syrien. Während dieses Erdbebens stürzten ganze Berge ein und Städte gelangten mit ihren Mauern von den Bergen herunter in die Ebenen. Augenzeugen zufolge öffnete sich ein zweitausend Schritte langer Erdspalt, aus dem weiße, sandige Erde quillte.[69]

757: Erdbeben - Syrien und Palästina wurden in diesem Jahr wieder von Erdbeben heimgesucht.[70]

761: Komet - Der Komet Docites (griechisch für Balken, wegen seiner Form) erschien in den westlichen Ländern 21, in den östlichen nur 10 Tage lang.

764: Kalter Winter - Zwei weitere Kometen leiteten einen sehr kalten Winter ein, der mancherorts schon Ende September anfing. In den nördlichen Gegenden war die Kälte sehr heftig, so dass das Schwarze Meer über große Stellen hart gefroren war. Entlang der Küste von Mösien breitete sich das Eis weiter aus und erreichte eine geschätzte Dicke von 30 Ellen, zu der auch heftige Schneefälle beitrugen. Menschen und wilde Tiere überquerten das Eis. Im Februar schließlich brach es in riesige Stücke auseinander und türmte sich zu einer erschreckenden Höhe in der Propontis bis Abydos auf. Teilweise wurden auch die Mauern von Konstantinopel dadurch eingebrochen. Nicephorus beschreibt diesen Vorgang als Augenzeuge.

765: Sternschnuppen - Im März gab es besonders viele und große Sternschnuppen. Der Sommer darauf war so ungewöhnlich trocken, dass alle Quellen versiegten.

771: Pestilenz - Zur Zeit Karls des Großen herrschte eine Pestilenz in England. Nach Webster kamen dabei 34.000 Menschen allein in Chichester um.

772: Trockenheit - Als das Heer Karls des Großen gegen die Sachsen ritt und deren Irmensäule zerstörte, herrschte eine beachtliche Trockenheit.(Staindel. Chron.) Ebenso wurde durch diese Trockenheit eine Belagerung der Feste Ehresberg, Stadtberg in Westfalen, durch den Manchel an Wasser erschwert.(Annal. Laurish.)

774: Seuchen - Während in diesem Jahr Pavia belagert wurde, herrschten im Heer des Kaisers Seuchen.(Sigebert.)

776: Hungersnot

779: Hungersnot - Unter den Sachsen herrschte in diesem Jahr eine Hungersnot, die von Krankheiten gefolgt wurde. (Herm. Contr.) Nach Webster sollen auch ein Komet und ein Erdbeben in Konstantinopel geschehen sein.

784: Überschwemmungen - Als Karl der Große in diesem Jahr gegen die Thüringen in den Krieg zog, hielten ihn und sein Heer große Überschwemmungen auf, indem sie nicht über die angeschwollene Weser setzen konnten. (Chron. Pantal., Staind. Chron., Ann. Saxo.) Im gleichen Jahr soll es auch eine Pestepidemie in Schottland gegeben haben.

787: Erdbeben - Zur Zeit der dritten Romreise Karls des Großen erbebte die Erde im Winter.

788: Kälte - In diesem Jahr wurde Europa von einer solchen Kälte getroffen, dass im Mai tiefer Schnee lag und die Vögel tot aus der Luft fielen oder erstarrt auf ihren Eiern gefunden wurden. Manche Flüsse nahmen eine blutrote Farbe an und aus der Luft fielen schwarze, brennend heiße Tropfen; wem sie auf die Haut fielen, der starb von Stund an; wem sie nur auf die Kleider fielen, der starb zwar nicht so schnell, aber kam kaum mit dem Leben davon. Man sah zu dieser Zeit auch wieder Striche und Kreuze auf den Kleidern. In der Gegend von Freising in Bayern fiel aus heiterem Himmel Holz herunter.[71]

790: Erdbeben - Am 8. Februar wurde Konstantinopel so sehr erschüttert, dass alle Menschen auf das freie Feld rannten, um nicht von herabfallenden Trümmern getroffen zu werden.(Landulphus, ein Zeitgenosse, in Histor. miscell.)

791: Pferdegrippe - Als Karl der Große bis an die Raab (Arrahonis fluenta) zog, machte sich eine so schlimme Seuche untern den Pferden breit, dass nur 10% von ihnen übrig blieben. Vielleicht war dies eine Pferdegrippe.

792: Regenfälle - In diesem Jahr wurden die Kanäle Karls des Großen, durch die er die Donau mit dem Rhein verbinden wollte, durch lang anhaltende Regenfälle zerstört.(Ann. Saxo; Chron. Pant.)

796: Erdbeben und Höhenrauch - Im April kam es nachts zu Erdbeben in Kreta und auf Sizilien. Im Mai in Konstantinopel.[72] Der Höhenrauch nach diesen Erdbeben war sehr stark und 17 Tage lang auf der ganzen Welt zu sehen. Überall sah man kaum mehr die Strahlen der Sonne und auf dem Meer verloren die Schiffe ihren Kurs. In Konstantinopel wurde dieser Höhenrauch als ein göttliches Zeichen angesehen, weil die Kaiserin Irenen ihren Sohn blenden ließ.

Fußnoten

[62] Baedae de sex atatibus saecul.

[63] Histor. miscell. XXI.

[64] In Campania Italiae frumentum combustum, et hordeum et legumina quasi pluvia de coelo ceciderunt. Sigb. Gembl.

[65] Histor. miscell. XXI. und Nicephorus.

[66] Baedae V, 23.

[67] Histor. miscell. XXII.

[68] Nicephor. Byz., welcher damals schon gelebt haben kann, Cedrenus und Landulph. Sag. in Histor. miscellan. XXII.

[69] Histor. miscell. XXII. Nach dem Erdbeben, das am 26. März 1812 Venezuela traf, sah man unmittelbar darauf auf den Bergen von Aroa den Boden mit einer ungemein feinen und weißen Erde bedeckt, die aus den Spalten herausgeworfen zu sein schien. Humboldts Reise in die Aequinoctial-Gegenden V, 14. (III T. p. 17. Note).

[70] idem.

[71] Avent. Chron. p. 324. Die Annal. Franc. Fuldenses setzen dies ins Jahr 781. Ein Regen von Holz hört sich natürlich wunderbar an; aber bei einem Erdbeben am 6. Jan. 1812, das Neu-Madrid zerstörte, und das auf 200 Meilen bemerkt wurde, erschütterte die Heftigkeit der Stöße die Erdlage, die über den wahrscheinlich in einer stark verkohlten Holzlage befindlichen unterirdischen Höhlen liegt, so sehr, dass sie auf das in diesen Höhlen befindliche Wasser stark drückte und dasselbe heraus zwang, so dass es in die Höhe stieg und eine Menge verkohlten Holzes zu einer Höhe von 10 bis 15 Fuß in die Höhe warf, das sodann als schwarzer Regen niederfiel. Morgenbl. 1822. Nro. 8.

[72] Histor. miscell. XXIII.