Das schlimmste Unwetter seit 25 Jahren: Wie die Geltinger auf die Überschwemmungen von Straßen und Kellern reagieren.

Die drei älteren Herren sind sich einig: So viel Regen wie an diesem Wochenende hat Gelting (Kreis Schleswig-Flensburg) schon mal erlebt. "Ja", sagt einer, "das hatten wir schon mal. 1978." "Die Schneeschmelze", erinnert sich ein anderer. Ja, da hatten sie das schon mal, dass Keller vollliefen, Straßen gesperrt wurden und Geschäfte schlossen. "Na, und jetzt beim Elektroladen, da schwimmen doch die Fernseher rum." Am Sonntagabend gingen die ersten Notrufe bei Polizei und Feuerwehr ein, die Hauptstraße der 1800-Einwohner-Gemeinde wurde gesperrt. Inzwischen ist die Ortsdurchfahrt wieder möglich, nur die Seitenstraßen sind noch unpassierbar, weil überflutet.

Kinder vergnügen sich im Wasser, manche radeln durch den entstandenen Strom. Lederschuhe trägt kaum noch ein Passant, Gummistiefel und Flip-Flops sind der Trend des Tages. "Bis an die Decke" stehe auch bei ihr im Keller das Wasser, sagt eine Geltingerin. "Da kommt später der Vermieter mit einer Pumpe." Dann werde sich zeigen, wie groß der Schaden sei. Auch im Garten steht das Wasser, es sprudelt aus dem Gullydeckel, es strömt die Straße entlang.

"Die Pumpe schafft 5000 Liter in der Stunde"

An der Kreuzung der Kreisstraße 58 mit der Bundesstraße 199 stehen Polizei und Feuerwehr und pumpen ab. "In der Wilhelmstraße mussten auch einige Privathäuser geräumt werden", erzählt Holger Schlömer, Polizeihauptmeister der Station Gelting. "Die sind bei Bekannten untergekommen." Er selbst ist seit 7 Uhr am Morgen im Einsatz. Zwei Tage könne es noch dauern, bis das Wasser komplett abgepumpt sei, glaubt Schlömer. "Die Pumpe schafft 5000 Liter in der Stunde, und das sind hier ein paar Millionen Liter." Seit 25 Jahren ist Schlömer dabei, so etwas aber hat er noch nicht erlebt.

Schlimm hat es Niko, den Inhaber des gleichnamigen Restaurants, getroffen. Das Wasser steht kniehoch im Gastraum, der Keller ist voll. Gestern Abend saßen hier noch Gäste, als das Wasser den Keller hochgekrochen kam. "Es ist eine Katastrophe, furchtbar", sagt Niko.

Resignation auf breiter Front

Draußen trinken die letzten Gäste Wein, es sind Nachbarn, "die sind psychisch fertig, bei denen steht ja auch alles unter Wasser". Wann die Räume wieder trocken sind, er wieder öffnen kann? "Vielleicht in zwei, drei Wochen." Die Versicherung zahle wohl nicht, nicht bei einer Naturkatastrophe. Resignation auf breiter Front.

Das Wasser plätschert zwischen den Tischen, es plätschert um die Theke, es plätschert draußen. "Aber was soll man machen?", fragt Niko und lächelt traurig. "Wir können uns ja nicht die Decke über den Kopf ziehen."