Bonn - Die winzige Hornmilbe hatte keine Chance: Sie wurde beim Fressen an einer Blüte vor rund 100 Millionen Jahren von einem Waldbrand überrascht. Forscher entdeckten die Überreste der nur 0,2 mm großen Milbe.

Der Gliederfüßer verwandelte sich bei dem Brand in Holzkohle und blieb dadurch der Nachwelt so erhalten. Ein internationales Team aus Paläontologen unter Federführung der Universität Bonn und des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen untersuchte die verkohlten Überreste. Sie fanden die Milbe und auch Überreste der ältesten bisher gefunden Stechmücke. Die Forscher entdeckten auf der Blüte, die bei einem Waldbrand in der Kreidezeit im Bergischen Land in Holzkohle umgewandelt wurde, das Milben-Jungtier. Der Winzling steckte mit dem Kopf in einem der Pollensäcke der Blüte. «Als das Tier vom Waldbrand überrascht wurde, war es gerade dabei, Pollen der Blüte zu verzehren», berichtete Torsten Wappler vom Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn.

Auf zwei Blüten fanden die Forscher außerdem jeweils eine winzige Schuppe einer Stechmücke. «Ob die fossile Stechmücke - wie ihre gegenwärtigen Verwandten - auch eine wichtige Funktion bei der Bestäubung der Blüte hatte, lässt sich nicht aus der Fossilgemeinschaft ableiten», sagte Wappler. «Sicher ist jedoch, dass hier der älteste Nachweis der Stechmücken gelang, und damit eine interessante Facette in der komplexen Wechselwirkung zwischen Pflanzen und Gliedertieren vor 100 Millionen Jahren rekonstruiert werden konnte.»

Die Fossilien gelten als wertvolle Belege einer tiefgreifenden Veränderung in der Kreidezeit, die als Ursprung der heutigen Ökosysteme an Land gilt. Damals sei es mit dem ersten Auftreten der Blütenpflanzen zu einem großen Umbruch gekommen, der als der bedeutsamste während der gesamten Entwicklung der Pflanzen angesehen werde, erläuterte Wappler.

dpa