In der Nähe von Parlament und Regierungsgebäuden ist in Neu Delhi eine Bombe exlodiert, elf Menschen starben. Die Behörden prüfen ein Bekennerschreiben.


Eine in einem Aktenkoffer versteckte Bombe hat am Obersten Gericht in Neu Delhi elf Menschen in den Tod gerissen, sagte der Sprecher des Innenministeriums, U.K. Bansal. 6 weitere seien zum Teil schwer verletzt worden.

Der Anschlag ereignete sich am nahe einem Eingang zum Gebäude, an dem nach Angaben von Augenzeugen rund hundert Menschen auf Einlass warteten. Der Anschlag ereignete sich knapp zwei Monate nach einer blutigen Bombenserie in Mumbai.

Wie die Nachrichtenagentur IANS berichtete, bekannte sich die Gruppierung Harkat-ul Jihadi-e-Islami (HuJI) in einer E-Mail an indische Medien zu dem Anschlag. Sie koordiniert ihre Attentate von den Nachbarländern Pakistan und Bangladesch aus. Die Behörden prüften die Echtheit des Schreibens, hieß es weiter. HuJI war bereits in der Vergangenheit für Attentate in Indien verantwortlich gemacht worden.

Die Bombe war am Vormittag (Ortszeit) vor einem der Haupteingänge des Gerichts explodiert. Zum Zeitpunkt der Detonation hatten sich mehr als 150 Menschen vor Tor 5 versammelt und auf Einlass in das Gebäude gewartet. „Wir haben auf unseren Anwalt gewartet, als es eine heftige Explosion gab“, berichtete ein Augenzeuge im Fernsehsender Times Now. „Dann lagen Körperteile um uns herum, Menschen schrien.“

Teile der Tasche sichergestellt

Nach offiziellen Angaben war der Sprengsatz in einen Aktenkoffer versteckt. Ermittler hätten Teile der Tasche sichergestellt. Zudem veröffentlichte die Polizei die Phantombilder von zwei Verdächtigen.

„Delhi ist eine Zielscheibe von Terroristen“, sagte Innenminister Palaniappan Chidambaram in einer Erklärung vor dem Parlament. Noch allerdings hätten die Behörden keine gesicherten Erkenntnisse über die Täter und Hintermänner des jüngsten Anschlags.

Gleichzeitig räumte der Minister Sicherheitslücken ein. Bereits im Juli habe es Hinweise auf Pläne für einen neuen Anschlag in der Hauptstadt gegeben, sagte er. „Doch obwohl die Delhier Polizei in höchster Alarmbereitschaft war, ist dieser tragische Zwischenfall passiert.“ Landesweit wurden die Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft.

Parlament und Einrichtungen der Regierung in der Nähe

Das angegriffene Gerichtsgebäude befindet sich im Zentrum Neu Delhis. In unmittelbarer Nähe liegen Einrichtungen der Regierung und das indische Parlament. Auch zahlreiche Politiker und Bürokraten haben in dem Stadtgebiet ihre offiziellen Residenzen.

Das Oberste Gericht - der High Court - ist die zweithöchste Instanz der indischen Justiz. Landesweit gibt es 21 dieser Gerichtshöfe, die für unterschiedliche Regionen zuständig sind. Das höchste Gericht Indiens ist der Supreme Court in Neu Delhi.

Zahlreiche Anschläge in Indien

In Indien hat es in den vergangenen Jahren zahlreiche schwere Terroranschläge gegeben. Erst Mitte Juli waren bei Bombenexplosionen in der Finanzmetropole Mumbai 26 Menschen getötet worden. Mumbai war im November 2008 auch Schauplatz einer dreitägigen Terrorserie, bei der Angehörige einer aus Pakistan operierenden Extremistengruppe Luxushotels besetzt und mehr als 160 Menschen getötet hatten.

Auch in Neu Delhi gab es immer wieder Anschläge. Im September 2008 starben mehr als 20 Menschen bei Explosionen. Im Oktober 2005, kurz vor dem populären Hindu-Lichterfest, kamen bei einer Bombenserie 60 Menschen ums Leben. Mehr als 250 wurden verletzt. Das Oberste Gericht war im Mai dieses Jahres Ziel eines Anschlags. Vor dem Gebäude explodierte ein Sprengsatz, durch den jedoch niemand verletzt wurden.

AFP/dpa/sara