Washington - Die Vorfahren der Menschen sind einer Studie zufolge offenbar deutlich früher als bisher gedacht in der Lage gewesen, Werkzeuge herzustellen. Dies geht aus einer am Donnerstag im US-Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Untersuchung hervor, an der Forscher des Max-Planck-Instituts in Leipzig führend beteiligt waren. Die Wissenschaftler hatten die Knochen des vor zwei Jahren in Südafrika entdeckten Australopithecus sediba untersucht und dabei festgestellt, dass diese vor 1,9 Millionen Jahren lebenden Vormenschen ihre Hände zwar noch zum Fortbewegen in Bäumen benutzten, gleichzeitig damit aber auch schon Werkzeuge fertigen konnten.

Bislang ging die Wissenschaft nach der Analyse von in Tansania gefundenen 1,75 Millionen Jahre alten Knochen davon aus, dass diese Hominiden als Erste Werkzeuge herstellten. Bei den in der Malapa-Höhle in Südafrika gefundenen Fossilien eines Jungen und einer Frau handelt es sich um eine fast vollständige rechte Hand, einen rechten Arm und verschiedene Knochen der linken Hand. Dabei ist der Daumen im Verhältnis zu den anderen Fingern gesehen relativ lang und sogar länger als der Daumen eines modernen Menschen. Dies erleichterte dem Vormenschen, dessen Gehirn der Größe des Gehirns eines großen Affen entsprach, Präzisionsgriffe.

"Bei fast allen anderen fossilen Handknochen von Hominiden, die älter sind als die Neandertaler, handelt es sich um isolierte Knochen, die nicht anatomisch miteinander verbunden sind (also nicht zu ein und demselben Individuum gehören) und auch nicht eindeutig einer spezifischen Art zugeordnet werden können", erläuterte die Ko-Autorin der Studie, Tracy Kivell, vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie die Bedeutung des Fundes. Die in Südafrika gefundene Hand habe es den Forschern erstmals ermöglicht, "die funktionale Morphologie nicht nur einzelner Knochen, sondern der gesamten Hand eines Hominiden zu untersuchen, der älter ist als ein Neandertaler."

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