Biesdorf (MOZ) Ein schweres Unwetter hat die Biesdorfer am vergangenen Montag heimgesucht. Die Blitzeinschläge beschädigten Telefonleitungen und machten viele technische Geräte unbrauchbar.
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So etwas hat Wilfried Keil noch nie gesehen. Seinen Briefkasten hat der Maurer vor seinem Haus in einen Pfeiler eingebaut. Ein Blitz hat das stabile Blech des Kastens verbogen, der Briefschlitz und die Klingel im hohen Bogen auf die Straße katapultiert. Doch das sind nicht die einzigen Schäden, die der Biesdorfer am MOZ-Lesertelefon schilderte.

Mehrere Fernseher, die Spülmaschine und sogar die Heizung seien kaputt. „Bei vielen sind die Computer und daran angeschlossene Geräte betroffen“, sagt Klaus Heidmann. Der Rentner, der direkt gegenüber von Wilfried Keil wohnt, hatte Glück im Unglück. „Ich sah das Gewitter dunkel aufziehen, die meisten Geräte haben wir daher aus den Steckdosen gezogen“, erinnert er sich.

Am Montagmorgen, kurz vor acht Uhr, war es soweit. Nach einem Wolkenbruch gab es mehrere harte Schläge, wie es der Rentner beschreibt. Dann sei es rund ums Haus ganz rot gewesen. „Wie ein Feuerball sah das aus“, sagt Klaus Heidmann. Wieder hätte es einen schweren Schlag gegeben, bei dem das ganze Haus erschüttert wurde. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Rentner. Den Fernseher im Wohnzimmer rettete eine vorgeschaltete Infrarotschaltung. Ein neues Telefon muss hingegen angeschafft werden. Den verschmorten Anschluss tauschte ein Techniker gestern aus.

Bis dieser jedoch den Weg nach Biesdorf gefunden hatte, vergingen einige Tage. „Noch am Montagmittag riefen wir in der Service-Zentrale an. Man sagte uns, wenn wir mehr als elf Betroffene seien, gelte das als Großauftrag und würde sofort bearbeitet“, schildert der Rentner. Die Anwohner zogen los, klingelten an allen Türen, hatten bald genügend Geschädigte zusammen.

Die Daten wurden per Telefon übermittelt. Doch nichts passierte. Klaus Heidmann rief am Dienstag erneut an. „Da wurde mir wieder etwas anderes erzählt“, schimpft er. Erst nachdem er am Mittwoch nochmal darüber informierte, dass sein Router und das Telefon kaputt seien, wurde gehandelt, der Techniker kam Donnerstag. „Da scheint einiges nicht so gut gelaufen zu sein“, gibt Jürgen Will, Pressesprecher der Region Ost der Telekom auf MOZ-Anfrage zu. Grundsätzlich sei es aber so, dass die Verträge mit einzelnen Kunden geschlossen seien, und daher auch jeder einzelne eine Schadensmeldung machen müsste. Innerhalb von 24 Stunden würde dann gehandelt werden. „Wir versuchen eine Optimierung, das heißt, dass Fahrten sich nicht doppeln sollten“, führt der Sprecher aus.

In Biesdorf scheint diese Optimierung misslungen zu sein. Immer wieder kam in den vergangenen Tagen ein Techniker, manchmal auch unangemeldet, und stand daher dann vor verschlossenen Türen. „Die Einwohner fragten, ob er nicht andere Leitungen in Ordnung bringen könnte“, sagt Klaus Heidmann. Doch dies wurde aufgrund der Aufträge verneint.

Dass das Gewitter großen Schaden anrichten könnte, wardem Wetterexperten Franz Kohler aus Güstebieser Loose schnell klar. Er beobachtete das Schauspiel am Radar. „In den vielen kleinen Gewitterzellen des schmalen Gewitterbandes steckt viel elektrisches Potenzial. Wenn sich dieses entlädt, kommt es zu zahlreichen Phänomenen kurz nacheinander“, sagt der Experte. Er vermutet, dass die Anwohner diese als die rötliche Erscheinung wahrnahmen. Einen Kugelblitz hingegen, wie es schnell in aller Munde war, schloss er aus. „Das ist sehr selten. Ein kugelförmiger Blitz würde durch ein Haus hindurchgehen, es gäbe Ein- und Austrittsstelle“, erklärt er. Aufzeichnung dazu seien ihm nicht bekannt.