Wieder Randale in Leipzig: Mehrere hundert teils vermummte Autonome haben am Freitagabend im Stadtteil Connewitz randaliert. Die Bilanz: Acht verletzte Polizisten und zahlreiche beschädigte Autos. Bis zum Sonntag sollen weitere Demonstrationen folgen.
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© Jan Woitas/dpaEin beschädigtes Polizeiauto steht nach einem Auffahrunfall auf den Schienen der Straßenbahn in Connewitz während Demonstranten gegen die Räumung eines besetzten Hauses protestieren.
In Leipzig-Connewitz ist es bei einer spontanen Demo gegen die Räumung eines besetzten Hauses am Freitagabend zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Augenzeugenberichten zufolge wurden dabei Polizisten aus einer Gruppe von etwa 200 bis 300 teils vermummten Personen heraus mit Pflastersteinen und Böllern beworfen. Nach Polizeiangaben wurden acht Polizisten leicht verletzt und mehrere Autos beschädigt, darunter sechs Wagen der Polizei.

Die Demonstranten zündeten auch Mülltonnen an, mehrere Straßenbahnen wurden durch Barrikaden auf den Gleisen zum Halten gezwungen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Festnahmen gab es zunächst keine. Noch in der Nacht wurde mit der Spurensicherung begonnen. Polizeibeamte sammelten Steine ein, mit denen Demonstranten Polizeifahrzeuge beworfen hatten. Die Steine wurden in Plastiktüten verpackt und zur Auswertung mitgenommen.


"Es gab einen massiven Steinbewurf auf unsere Einsatzkräfte und Fahrzeuge", berichtete Polizeisprecherin Dorothea Benndorf. Ein Versammlungsleiter habe sich den Beamten nicht bekannt gemacht. Vereinzelt hatten Personen Barrikaden errichtet und angezündet. Zuvor hatten einige Demonstrierende die Polizeiwache in der Wiedebachpassage mit Farbbeuteln beschädigt, sodass auch eine Scheibe zu Bruch ging. An der LVB-Haltestelle "Wiedebachplatz" wurden ebenfalls die Scheiben zerstört

Die Polizei verstärkte am Abend die Zahl ihrer Einsatzkräfte. Zwei Polizeiwagen fuhren aufeinander auf, was von den Steinewerfern mit höhnischem Gejohle quittiert wurde. Der heftige Gewaltausbruch dauerte etwa eine Dreiviertelstunde. Danach beruhigte sich die Lage. Die Polizei setzte auch einen Hubschrauber ein.


Die Demo, die gegen 21 Uhr am Herderplatz gestartet war, habe sich etwa zehn Minuten nach Beginn "schlagartig in Bewegung" gesetzt, so die Polizei. Die Demonstranten zogen über die Wolfgang-Heinze-Straße und Herderstraße in Richtung Biedermannstraße. Anwohner halfen zum Teil dabei, die Barrikaden aus Verkehrsschildern und brennenden Mülltonnen von den Straßen zu räumen. Einige riefen den Randalierern zu, dass sie aus Connewitz verschwinden sollen.

Zweite Nacht mit Ausschreitungen in Folge in Leipzig-Connewitz

Zuvor war am Freitagnachmittag ein besetztes Reko-Haus an der Ecke Bornaische Straße/Stockartstraße in Connewitz geräumt worden. Die Polizei stellte gegen 16.30 Uhr vor Ort vier Verdächtige fest und unterzog diese einer erkennungsdienstlichen Behandlung. Gegen die beiden 19 und 21 Jahre alten Männer sowie zwei Frauen im Alter von 21 und 24 Jahren werde wegen Hausfriedensbruchs ermittelt, so die Polizei. Das Gebäude wurde gesichert.

Bereits am Donnerstagabend war es im Osten der Stadt zu heftigen Ausschreitungen gekommen, bei denen mehrere Polizisten verletzt wurden. Hintergrund war die Beendung einer Hausbesetzung in der Ludwigstraße durch die Polizei. Über das gesamte Wochenende droht in Leipzig im Zuge der Hausräumung weitere Unruhe. Verschiedene Gruppen haben bis zum Sonntag im linksalternativen Stadtteil Connewitz zu Veranstaltungen zum Thema Gentrifizierung, Häuserkampf, Vernetzung, Befreiung von Kapitalismus und Kapital aufgerufen.