Solingen. Die Frage, ob ein Zusammenhang zwischen der Kanalbaumaßnahme für den Viehbachsammler und dem Erdrutsch am Isarweg besteht, ist noch nicht abschließend beantwortet. Mitte nächster Woche soll das Gutachten nach dem Unglück vorliegen.
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© unbekanntVon der Hackhauser Straße aus – gleich hinter dem Altenheim Senvital – werden die hellgrauen Rohrstücke in fünf Meter Tiefe durch die Erde gepresst.

Nach dem Erdrutsch am Isarweg in Ohligs steigt bei Anwohnern und Betroffenen des unterirdischen Kanalvortriebs für den Viehbachsammler die Sorge. Auch bei Ingrid Richartz. Sie ist nun erst recht höchst skeptisch.

Anwohner sehen jedenfalls einen Zusammenhang zwischen der Großbaumaßnahme, bei der ein Kanalrohr mit einem Innendurchmesser von 2,40 Metern durch den Boden gepresst wird, und dem Umkippen der Stützmauer beziehungsweise dem Absacken dreier Gärten am Freitagabend am Isarweg (wir berichteten).

"Uns war von Anfang an klar, dass das nicht gutgehen kann", schildert Ingrid Richartz ihr mulmiges Gefühl. Auf gut 50 Metern soll das Kanalrohr unter ihrem Grundstück am Trochbusch noch verlegt werden, und zwar in einer Tiefe von rund 25 Metern. Dieses würde dann auch den gepflasterten Hof, die Garagen sowie den Garten unterqueren. Doch nach dem Ohligser Erdrutsch will es sich die Eigentümerin jetzt dreimal überlegen, ob sie den Gestattungsvertrag für die Baumaßnahme unter ihrem Grundstück unterschreiben wird.

Viehbachsammler

Auf einer Länge von 830 Metern werden die Kanalrohre des Viehbachsammlers mit einem Innendurchmesser von 2,40 Metern unterirdisch entlang des Viehbachs vorangepresst.

Davon sind bereits 620 Meter verlegt. Auch die ICE-Eisenbahnstrecke ist bereits unterquert. Im November vergangenen Jahres haben die Arbeiten an der Hackhauser Straße begonnen.

Das neue Kanalrohr wird bis Barl verlegt.

"Was könnte hier alles passieren?"

Ende vergangener Woche und damit quasi zeitgleich zu den Geschehnissen am Isarweg hat ihr die Stadt den Vertrag zugeschickt. "Was könnte hier alles passieren?" - diese Frage stellt sie sich nun. Viel zu viel ist aus ihrer Sicht bei dem Bauprojekt noch unklar. Der unterirdische Vortrieb des riesigen Kanalrohres ist ihr unheimlich. Vor allem auch, weil nach ihren Worten Anwohner im Unklaren gelassen wurden.

Ein Regenwasserkanal hinter der am Freitagabend weggebrochenen Stützmauer am Isarweg ist jedenfalls nicht beschädigt worden. Das hat gestern eine Befahrung des Regenwasserrohres mit einer Spezialfernsehkamera ergeben. Nach Informationen unserer Zeitung liegen dem Gutachter jetzt alle Untersuchungsergebnisse vor.

Auf Basis der gewonnenen Daten und Zahlen wird dieser in den kommenden Tagen zu einer Bewertung kommen. Mitte nächster Woche soll ein Gutachten zum Mauerabsturz vorliegen, teilte die Stadt gestern mit. Die Ursache sei derzeit nicht geklärt.

Erst Mitte nächster Woche kann offenbar die Frage beantwortet werden, ob ein Zusammenhang zwischen den Kanalbauarbeiten für den Viehbachsammler und dem Erdrutsch besteht. Am vorgestrigen Montag waren umfängliche Bodenuntersuchungen mit Rammkernsondierungen vorgenommen worden. Gestern ist noch einmal die Stützwand vermessen worden. Die dabei gewonnenen Daten sollen mit den Messergebnissen vor dem Beginn der Kanalbauarbeiten verglichen werden und in das Gutachten einfließen.

Bis die weiteren Schritte festgelegt werden können, bleibt das Gelände jedoch großräumig abgesperrt. Nach Angaben der Gutachter besteht zurzeit keine Gefahr weiterer Abstürze.

Manfred Müller, Leiter der Stadtentwässerung bei den Technischen Betrieben Solingen (TBS), betont im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sich Betroffene mit ihren Fragen an ihn wenden könnten: "Wir wollen den Anwohnern helfen, wo wir können."

RP/rl