Erst im September wurden Messergebnisse der Venus-Oberfläche veröffentlicht, die stark darauf hindeuten, dass Mikroben auf dem Planten existieren. Nun sorgt "die Entdeckung spektraler Aminosäuren-Signaturen in derselben lebensfreundlichen Atmosphärenschicht der Venus für Aufsehen."
Venus
© NASA
Wie Arijit Manna, Sabyasachi Pal und Mangal Hazra vom Midnapore City College und dem Indian Centre for Space Physic vorab via ArXiv.org berichten, haben sie die spektralen Signaturen von Glycin und des Nitrils Ehtylcyanid (Propionitril) mit Hilfe der Atacama Large Millimeter/submillimeter Ar-ray (ALMA) entdeckt.

Im Gegensatz zu Phosphin (PH3), für dessen Entstehung in der Venusatmosphäre bislang kein nicht-biologischer Mechanismus bekannt ist (auf der Erde wird das Gas ausschließlich entweder künstlich hergestellt oder von Mikroben ausgeschieden) und das deshalb als potentieller Biomarker - also Hinweis für Leben - gilt (...GreWi berichtete), gilt Glycin alleine nicht als eine derartige Biosignatur.

Dennoch gelten "Aminosäuren als Hauptbestandteile der Chemie des Lebens", erläutern Manna, Pal und Hazra. "Glycin ist die einfachste Aminosäure und kommt am häufigsten in tierischen Proteinen vor. Es ist eine glukogene und nicht essentielle Aminosäure, die vom lebenden Organismus auf natürliche Weise produziert werden kann und spielt eine Schlüsselrolle bei der Bildung mehrerer anderer wichtiger biologischer Verbindungen und Proteine." Zudem ist Glycin ein wichtiger Knotenpunkt im Stoffwechsel.

~ Grenzwissenschaft Aktuell
Die Forscher interpretieren die Entdeckung bisher jedoch noch konservativ.
Während Phosphin also als mögliches direktes Ausscheidungsprodukt von in welcher Form auch immer in der Venusatmosphäre bereits vorhandener Organismen wäre, interpretieren die indischen Astronomen ihre Entdeckung vorerst eher als Hinweis dafür, dass in den gemäßigten mittleren Atmosphärenschichten der Venus derzeit Prozesse vor sich gehen, die - ähnlich wie einst auf der Erde - zur Entstehung dortigen Lebens führen könnten:

"Der Nachweis von Glycin könnte ein Schlüssel zum Verständnis für den Entstehungsmechanismus präbiotischer Moleküle in der Venus-Atmosphäre. Die obere Atmosphäre der Venus könnte derzeit eine ähnliche Phase durchlaufen, wie die Erde vor Milliarden von Jahren."

Interessant an beiden Nachweisen ist der Umstand, dass die zuvor gefundenen potentiellen Biomarker, u.a. besagtes Phosphin, in derselben lebensfreundlichen Atmosphärenschicht gefunden wurden, wie nun die Aminosäure: in der Äquatorregion bis zu den mittleren Breiten. Genau dort also, wo die atmosphärische Zirkulation (Aufwinde in den sogenannten Hadley-Zellen) mögliche Bakterienkolonien in der Schwebe halten könnten, damit sie nicht in tiefere, für das Leben zu heiße Atmosphärenschichten, absinken.

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