Trotz des vermeintlich so gut erforschten menschlichen Körpers gibt es immer noch Überraschungen. Wissenschaftler vom Netherlands Cancer Institute haben im menschlichen Kopf jetzt zwei bisher nicht bekannte Speicheldrüsen mit Hilfe einer neuen Scan-Methode entdeckt.
© Valstar et al., Radiotherapy and Oncology, 2020Mit einem neuen Scan-Verfahren entdeckten niederländischen Mediziner zwei bislang unbekannte Speicheldrüsen hinter dem Nasenrachen. Copyright/Quelle: Valstar et al., Radiotherapy and Oncology, 2020
Eigentlich, so möchte man meinen, sollte die Medizin alle Körperteile und Organe des Menschen kennen. Dennoch werden immer wieder bislang unbekannte Teile selbst im so gut erforschten menschlichen Körper gefunden. So auch aktuell buchstäblich mitten in unseren Köpfen. Die Entdeckung wird vermutlich zu völlig neuen Behandlungsansätzen für Tumorpatienten führen.
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Die Drüsen wurden im Nasenrachenraum bei Untersuchungen von Krebs im Nacken-, Kopf-, Rachen- und Zungenbereich zufällig entdeckt.
Wie Mediziner um Onkologen Wouter Vogel und Matthijs Valstar vom Netherlands Cancer Institute aktuell im Fachjournal Radiotherapy & Oncology berichten, handelt es sich um zwei bislang unbekannte Speicheldrüsen. Entdeckt wurden diese hinter dem Nasenrachen (Nasopharynx) während einer Studie mit einer neuen Scan-Methode zur Erkennung und Untersuchung von Krebs im Nacken- Kopf-, Rachen- und Zungenbereich. Tatsächlich seien die Strukturen erst jetzt und nur mit Hilfe der neuen PSMA-PET/CT-Technologie zu finden und darstellbar.
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Vogel erläutert:
"Bislang waren drei große Speicheldrüsen bekannt (Ohr-, Unterkiefer- und Unterzungespeicheldrüse) bekannt. Im Nasenrachen sollten nach bisherigem medizinischem Wissen, eigentlich keine weiteren großen Speichedrüsen sein, waren dort bislang doch nur kleine Speicheldrüsen bekannt" [...] "Sie können sich vielleicht unser eigenes Erstaunen vorstellen, also wir diese zusätzlichen großen Speicheldrüsen auf den Scans sahen"
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Nach der überraschenden Entdeckung untersuchten die Forscher 100 weitere Personen und fanden bei allen diese Speicheldrüsen. Auf Grund der anatomischen Position haben die Wissenschafter die Drüsen auf "tubarial glands" (tubariale Speicheldrüsen) getauft.
Die Existenz der Drüsen konnte dann auch direkt durch Autopsien bestätigt werden.
Neben der Neuerkenntnis für die Anatomie bedeutet die Entdeckung zugleich mögliche neue Methoden zur Behandlung entsprechender Tumore in den betroffenen Bereichen: "Strahlentherapien können die Speicheldrüsen schädigen, was dann zu Komplikationen führen kann", so Vogel. "Patienten können dadurch Probleme beim Essen, Schlucken oder Sprechen entwickeln, die wirklich zu einer großen Last werden können. (...) Und natürlich können auch diese 'neuen' Drüsen unter der Strahlung leiden und zu besagten Komplikationen führen."© Valstar et al., Radiotherapy and Oncology, 2020 / Netherlands Cancer InstituteAnatomische Darstellung der beiden „neuen“ Speicheldrüsen hinter dem Nasenrachenraum (Illu.).
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