Überwachung geht alle an: Trotzkisten, FDP-Nachwuchs, Antifaschisten, Gewerkschafter, Anonymous, die Grünen und natürlich die Piratenpartei - sie alle marschierten vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz. Ein Heimspiel war die Demonstration "Freiheit statt Angst" vor allem für die Piraten.
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© REUTERSMaskierter Protest: "Freiheit statt Angst"-Demo mit mehreren tausend Teilnehmern

Petra Pau von den Linken ist dabei, die Grünen-Kandidaten Renate Künast und die "Truther", Verschwörungstheoretiker, die glauben, dass 9/11 von Geheimdiensten orchestriert wurde. Sie verteilen eine eigene Zeitung, den "Hintergrund". Vom Pick-up der Jungen Liberalen knallt Technomusic herüber.

Für die zahlenmäßig extrem stark vertretenen Piraten ist es eine vorgezogene Wahlparty - sie können sich kaum beruhigen. In aktuellen Umfragen liegt die Partei bei 5,5 und 6,5 Prozent. Orangefarbene Luftballons haben sie dabei, ein kleines Boot, jede Menge Flaggen. Der Spitzenkandidat Andreas Baum sitzt in einem gläsernen Wohnzimmer auf dem Alexanderplatz.

Anonymous-Anhänger mit Ihren weißen Masken posieren für Fotografen, sie haben Comics dabei, sogenannte Rage-Faces. Eine Frau in Schwarz hat das Bild eines Hündchens auf eine Pappe geklebt, "Build Police State", steht darauf, "put cameras everywhere" - es ist ein Mem, eine Spaßform aus dem Internet. Natürlich sollen die Schilder in Wahrheit das Gegenteil fordern.

Mit Sprechchören und selbstgebauten Kamera-Attrappen demonstrierten am Ende mehrere Tausend in der Berliner Innenstadt gegen eine Ausweitung staatlicher Überwachung und übermäßige Datensammelei durch Unternehmen. Am Samstagnachmittag zogen sie vom Pariser Platz über die Straße Unter den Linden zum Alexanderplatz. Initiiert worden war die Demonstration von einem Bündnis mehrerer Gruppen. Zwischenfälle gab es nach Angaben eines Polizeisprechers zunächst nicht. Der Aufzug sei "friedlich" verlaufen, sagte er.

Die Demonstranten forderten die Abschaffung der Vorratsdatenspeicherung und eine "überwachungsfreie Kommunikation". Auf dem Alexanderplatz sollte bis zum Samstagabend ein Fest mit Musik, Aktionen und Rednern gefeiert werden. Bis zum kommenden Wochenende soll es laut Veranstalter ähnliche Demonstrationen unter anderem in Dresden, Brüssel und Wien geben.

Mit Material von dapd, dpa