DESSAU-ROSSLAU/MZ. Das Unwetter brachebenso plötzlich wie heftig über Dessau-Roßlau herein. Kurz nach 18 Uhr verdunkelte sich schlagartig der Himmel über der Doppelstadt: Blitz, Donner, Hagelschlag. Innerhalb von 32 Minuten, misst die private Wetterstation von Dirk Lindner in Dessau-Süd, 39,4 Liter Regen pro Quadratmeter. Windböen peitschen mit 104,6 Stundenkilometern übers Land.
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Im Nu sind Straßen überflutet, Keller voll gelaufen, Bäume entwurzelt. Wie in der Lichtenauer Straße in Kochstedt, wo kein Durchkommen für Autos mehr ist. Jugendliche versuchen noch vor Eintreffen der Feuerwehr, hier etwas zur Seite zu schieben, Platz fürs Durchkommen zu schaffen, doch das ist zwecklos.

Bei Twitter und Facebook überschlagen sich unterdessen die Meldungen: "So große Hagelkörner habe ich noch nie gesehen", wird aus Nord berichtet und an anderer Stelle aus Dessau-Törten heißt es: "Was war das denn? Bei uns sind große Bäume umgekippt, Blumenkästen vom Fenster geflogen, das halbe Dach abgedeckt... das Wetter macht mir echt Angst." En gros werden Schäden von kaputten Zäunen und verbeulten Autos vermeldet. Und auch dieser Eintrag ist zu lesen: "Verdammt, mein Keller schwimmt! Aber wenigstens blieb die Futterausgabestelle unseres Pfötchen e.V. hier in Dessau-Roßlau unbeschädigt!"

Die Feuerwehr ist nach dem nur etwas mehr als eine halbe Stunde andauernden Unwetter im Dauereinsatz, einen Verantwortlichen kann die MZ deshalb bis zum Redaktionsschluss nicht erreichen. Wie schlimm die Schäden in der Stadt sind, wird erst am nächsten Morgen aufgelistet werden können.

Der Hagelschlag tobte besonders schlimm über Dessaus Südwesten. In der Anhalt-Arena wurde das Hallendach beschädigt, so dass das Spitzenspiel der 3. Handball-Bundesliga abgebrochen werden musste (Seite 21, Panorama).

"Land unter" vermeldete Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Zänger. "Die Kanalisation ist vollkommen überlastet", erklärte er der Mitteldeutschen Zeitung, "es gibt erhebliche Wasserschäden." Zudem gibt es Schäden an Freileitungen. An vier Stellen haben umgestürzte Bäume für Stromausfall vor allem in Vororten wie Törten und Kochstedt gesorgt. Hier sind einzelne Straßenzüge vollkommen dunkel. "Unsere Leute sind draußen", sagte Zänger gegen 20.30 Uhr, "wir hoffen, dass wir das schnell reparieren können."

Der Blick der sich etlichen Dessauern vor ihrer Haustür bietet, ist schlimm. Überall liegen abgebrochene Bäume quer auf der Straße, kommen Autos wie im Kleinring in Dessau-Süd nicht durch. Auch im benachbarten Querweg hat es eine Weide entwurzelt. Anwohner versuchen, Schäden zu beheben. In den Straßen steht das Wasser bis zur Bordsteinkante, weil die Gullys verstopft sind. Etliche Einsätze, in denen sich Laub verfangen hat, werden von Anliegern gesäubert, damit der Regen abfließen kann. Die Leute sind sauer auf die Stadt, weil die hier in den zurückliegenden Jahren untätig war und die Gullys vernachlässigt hatte.

Schwer getroffen vom Sturm ist auch das Sportzentrum Kreuzberge. "Der Hallengiebel von der Tennishalle von Blau-Weiß ist weg", wird die MZ informiert. Die Metallplatten sind davongesegelt, auch ein benachbartes Dach hat der Sturm abgehoben. "Das sieht schlimm aus", erklärt der Anrufer.

"Oje, es gibt wohl leider kaum jemanden hier, bei dem nichts kaputt gegangen ist...", wird inzwischen weiter auf Facebook mitgeteilt. Dach- und Putzschäden, auch etliche Schäden durch den Hagel in Kleingärten werden vermeldet. "Das dauernde Sirenengeheul und die Geräusche von Kettensägen lassen auf Schlimmeres in der unmittelbaren Umgebung schließen", schreibt Lindner von der Wetterstation in Süd der MZ.

Mittlerweile ist der Himmel wieder pechschwarz. Es könnte weiter eine unruhige Nacht werden. Für die Einsatzkräfte ist sie es ohnehin schon.