Bei der Explosion eines Ofens im stillgelegten Atomkraftwerk Marcoule in Südfrankreich ist ein Mensch getötet worden, vier wurden verletzt. Die Regierung beschwichtigt: Radioaktivität sei nicht entwichen.
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Die Explosion ereignete sich in einem Verbrennungsofen für schwach radioaktive Abfälle. Die Ursache ist noch nicht bekannt. Wie die Behörden mitteilten, wurde eine Sicherheitszone eingerichtet. Bisher gebe es keinen Austritt radioaktiver Stoffe, teilte die Regierung mit. „Es handelt sich um einen Industrieunfall, nicht um einen Atomunfall“, sagte auch ein Sprecher des staatlichen Stromkonzerns EDF, dessen Tochterunternehmen Socodei die Anlage betreibt.

Eine Sprecherin der Atomanlage hatte zuvor erklärt, ob Radioaktivität in die Umwelt gelangt sei, wisse man nicht. Die Verletzten erlitten schwere Verbrennungen.

Die Anlage wird zum Teil von dem staatlichen Atomkonzern Areva für die Aufarbeitung abgebrannter Uran-Brennstäbe genutzt, aus denen in Öfen das Uran-Plutonium-Gemisch MOX produziert wird.

Frankreich ist mit 58 Reaktoren der größte Atomstromproduzent Europas. Auch nach dem Unglück von Fukushima hält die Regierung an der Atomkraft fest und verweist auf die Sicherheit französischer Atomkraftwerke.

Die Nuklearanlage Marcoule rund 30 Kilometer nördlich von Avignon besteht aus mehreren kleineren Reaktoren. Auf dem Gelände im Rhonetal ging bereits 1956 der Reaktorblock G-1 in Betrieb und lieferte als eines der weltweit ersten Akw kommerziell genutzten Atomstrom. Die vom Commissariat à l´Énergie Atomique (CEA) betriebenen Meiler G-2 und G-3 mit einer Bruttoleistung von jeweils 43 Megawatt folgten 1959 und 1960. Sie wurden 1980 beziehungsweise 1984 wieder vom Netz genommen.

Auf dem Gelände Marcoule nahm 1973 auch der Forschungsreaktor Phénix den Betrieb auf. Der lediglich zu Testzwecken genutzte Prototyp des pannenanfälligen Schnellen Brüters Superphénix, der 1998 endgültig abgeschaltet wurde, wurde nach mehreren kleineren Zwischenfällen 2010 selbst auf Dauer vom Netz genommen.

hal/AFP/Reuters/dpa