Ein Tornado mit enormer Zerstörungskraft zog über Tschechiens Südosten. Es gibt Todesopfer und die Schäden in der Region sind erheblich.

tornado Hodoni
Das schwere Unwetter mit Wirbelsturm hat mindestens fünf Menschen getötet, teilte die Polizei mit. Das Krankenhaus in Hodonin meldet rund 200 Verletzte.

Besonders von dem Tornado betroffen sind die beiden Gemeinden Hrusky mit knapp 1500 und Moravska Nova Ves mit rund 2600 Einwohnern. Der stellvertretende Bürgermeister Hruskys sagte der Agentur CTK, der halbe Ort sei dem Erdboden gleichgemacht worden. "Geblieben sind nur die Mauern, ohne Dach, ohne Fenster", sagte er. Die Menschen hätten sich vor dem Unwetter nicht schützen können.

Auch in anderen Dörfern seien Dächer abgedeckt, Fensterscheiben zerstört, Bäume umgestürzt und Autos umhergeschleudert worden, berichtet der Fernsehsender CT. Mehrere Busse seien bei dem Unwetter in Südmähren umgestürzt. Auf Bildern und Videos in den sozialen Medien ist eine enorme Windhose zu sehen. Ein Meteorologe schätzte die Windgeschwindigkeit im Wirbelsturm auf etwa 300 km/h, was in der modernen Geschichte des mitteleuropäischen Landes unerreicht wäre.

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Das betroffene Gebiet in Tschechiens Südosten
"Alles, was Arme und Beine hat, fährt dorthin"

Alle verfügbaren Einsatzkräfte seien auf dem Weg in die Region, sagte Innenminister Jan Hamacek: "Alles, was Arme und Beine hat, fährt dorthin." Mehrere Rettungsstaffeln mit Hunden sind im Einsatzgebiet unterwegs, um in Gebäuden nach möglichen Verschütteten suchen. Die Situation dort sei wie in einem Krieg, sagte Gesundheitsminister Adam Vojtech im Fernsehen.
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Eine Aufnahme des Wirbelsturms über der Stadt Hodoni
Den ganzen Abend zogen schwere Sommergewitter durch Südmähren, das für seine Weinanbaugebiete bekannt ist. Die Notrufleitungen waren überlastet. In den Verwaltungsbezirken Breclav und Hodonin fielen nach Berichten in den sozialen Medien Hagelkörner von der Größe von Tennisbällen.

Regierungschef Babis kann nicht nach Hause

Am Schloss Valtice, das zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, entstand Millionenschaden. An dem Barockbau aus dem 17. Jahrhundert barsten zahlreiche Fensterscheiben. Die Autobahn D2, die von Brünn (Brno) nach Breclav führt, ist nicht befahrbar, weil eine Hochspannungsleitung auf die Fahrbahn gestürzt war. Rund 32.000 Haushalte sind ohne Strom.

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Nicht ganz wie ein Tennisball, aber noch beeindruckend groß: Hagelkorn aus Valtice
Zerstörte Hochspannungsleitung bei Breclav

Die Regierung in Prag hält die Armee für einen möglichen Hilfseinsatz in Bereitschaft. Aus Österreich sind 20 Krankenwagen und zwei Rettungshubschrauber unterwegs. Auch die benachbarte Slowakei bot Hilfe an. Tschechiens Regierungschef Andrej Babis ließ mitteilen, dass er wegen des Wetters nicht vom EU-Gipfel aus Brüssel zurückkehren könne.

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Zerstörte Hochspannungsleitung bei Breclav
rb/ml (dpa, Reuters)