Die Hitze in Bayern fand am Sonntag ihr Ende - mit einer Unwetterfront. Diese zählte zu den blitzreichsten dieses Sommers in Bayern. Weit mehr als 100.000 Entladungen registrierte die amtliche Blitzortung im Freistaat.
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Heftige Unwetter sind am Sonntag über Bayern gezogen, der Deutsche Wetterdienst hatte zeitweise die höchste Warnstufe ausgerufen. Bäume stürzten auf Straßen und Stromleitungen, vor allem in Oberbayern und Mittelfranken gab es viele Feuerwehreinsätze.

Was außergewöhnlich war an der Unwetterfront: Sie zählte zu den blitzreichsten dieses Sommers in Bayern. Weit mehr als 100.000 Entladungen registrierte die amtliche Blitzortung im Freistaat. Als die Gewitterfront am späten Nachmittag und frühen Abend ihre größte Stärke erreichte, ereigneten sich allein in den 90 Minuten zwischen 17.00 und 18:30 Uhr rund 60.000 Entladungen.

Gewitterzellen schließen sich zusammen

In diesem Sommer haben längere Schönwetterperioden Seltenheitswert. Dafür geben sich die Unwetterlagen die Klinke in die Hand. Nach einigen Tagen freundlichen und zunehmend warmen Wetters breitete sich am Wochenende große Schwüle im Süden Deutschlands aus. Zugleich nahm der Hochdruckeinfluss ab.

Diese Konstellation ist die ideale Voraussetzung für Unwetter. Während die ersten Gewitter sehr übersichtlich, eher "handverlesen" waren, entwickelten sich ab Sonntagmittag über Baden-Württemberg vermehrt Gewitter. Getrieben von starken Winden in der höheren Atmosphäre erreichten sie in den Nachmittags- und Abendstunden den Süden und die Mitte Bayerns.

Auf ihrem Weg in den Freistaat schlossen sich viele Gewitterzellen zu einer geschlossenen Gewitterfront zusammen. Hagel war ausnahmeweise keine große Gefahr, die Körner erreichten vielerorts nicht mehr als zwei Zentimeter. Auch die Regenmengen hielten sich meist in Grenzen, da die Gewitter mit einem großem Tempo durchzogen. Dafür gab es stürmische Böen, mit bis zu 102 km/h am Chiemsee.

Großer Anteil positiver Blitze

Bemerkenswert war auch der große Anteil sogenannter positiver Blitze von Wolke zu Boden (die Entladung startet vom oberen, positiv geladenen Teil der Wolke). Diese extrem energiereiche Variante einer atmosphärischen Entladung kann mit bis zu 400.000 Ampere einschlagen und dabei großen Schaden anrichten. Der spektakuläre Blitzeinschlag gestern im Freilichtmuseum Glentleiten im Landkreis Garmisch-Partenkirchen geht höchstwahrscheinlich auf das Konto eines positiven Blitzes.

Der Donnerschlag ist ebenso hervorzuheben, verglichen mit normalen Blitzen. Den Naheinschlag eines positiven Blitzes vergisst man nicht so schnell. Ein ohrenbetäubender Knall, der Erdboden und Häuser erbeben lässt. "Wilder Hausrüttler" heißen diese nahen Blitzeinschläge im Volksmund. Im Laufe des Abends zog die Unwetterfront in Richtung Tschechien und österreichischem Innviertel ab.