Eine israelische Studie zu einer vierten Dosis des Corona-Impfstoffs zeigt bislang enttäuschende Ergebnisse: Die Resultate deuten darauf hin, dass auch eine Auffrischungsimpfung mit BioNTech/Pfizer eine große Anzahl von Omikron-Infektionen nicht verhindern konnte.
Spritze Impfung
© ArtistGNDphotography / Getty ImagesSymbolfoto: Eine Ärztin füllt eine Spritze mit Impfstoff gegen das Coronavirus.
Die vierte Dosis des Corona-Impfstoffs von BioNTech/Pfizer oder Moderna zeigte laut einer in Israel durchgeführten Studie ebenfalls eine nachlassende Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante von SARS-CoV-2. Den Aussagen einer der leitenden Forscherinnen zufolge ist die Immunisierung einfach "nicht gut genug".

Die Studie des Schiba-Krankenhauses in Ramat Gan bei Tel Aviv hatte vor wenigen Wochen begonnen. Zunächst wurde einer Gruppe von 150 Probanden, die ausschließlich zum medizinischen Personal zählen und zuvor drei Dosen des Impfstoffs von BioNTech/Pfizer erhalten hatten, ein weiterer "Booster" mit dem gleichen Präparat verabreicht. Demnach zeigte sich in der Untersuchung, dass eine vierte Dosis im Vergleich zu früheren Virus-Mutationen gegen die Omikron-Variante nur einen geringen Schutz bot. Eine weitere Gruppe von 120 Freiwilligen, die zuvor ebenfalls dreimal mit BioNTech/Pfizer geimpft waren, erhielt eine vierte Dosis, doch dieses Mal des Moderna-Impfstoffs. Ihre Immunreaktion fiel jedoch ähnlich aus.

Professorin Gili Regev-Yochay aus dem Forscherteam sagte laut einem Bericht der Zeitung Times of Israel:
"Wir sehen einen Anstieg der Antikörper, höher als nach der dritten Dosis. Wir sehen zugleich jedoch viele Infizierte mit der Omikron-Variante, die die vierte Dosis erhalten haben."
Die Forscherin fügte hinzu, dass "der Impfstoff zwar hervorragend gegen die Alpha- und Delta-Varianten wirkt", für Omikron jedoch "nicht gut genug" sei.

Unabhängig von neuen Erkenntnissen begonnen die israelischen Gesundheitsbehörden bereits Anfang Januar damit, älteren Menschen, immungeschwächten Personen und medizinischem Personal eine vierte Dosis zu verabreichen. Mehr als 500.000 Menschen haben bis Sonntag ihre zweite Auffrischungsimpfung erhalten - sozusagen den "Booster" auf den "Booster".

Obwohl sich die Studie noch in einer frühen Phase befindet und das Krankenhaus keine genaueren Zahlen nannte, erklärte Regev-Yochay laut Bericht, sie habe die vorläufigen Ergebnisse veröffentlicht, da Auffrischungsimpfungen von "hohem öffentlichen Interesse" seien. Zwar merkte sie an, dass die vierte Dosis für Hochrisikopatienten "wahrscheinlich" immer noch der beste Weg im Kampf gegen das Coronavirus sei, schlug allerdings zugleich vor, die Kampagne mit dem zusätzlichen zweiten "Booster" auf eine noch ältere Personengruppe zu beschränken als dies derzeit der Fall ist. In Israel wird die vierte Dosis momentan allen Über-60-Jährigen empfohlen.

Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die EU-Arzneimittelbehörde EMA warnten vor einer übermäßigen Anwendung von Auffrischungsimpfungen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die WHO hatte etwa eine gleichmäßigere Verteilung der Impfdosen in der Welt gefordert und bemängelt, dass einige Länder nun eine dritte und vierte Impfung verabreichen, bevor viele Menschen in ärmeren Ländern erst die erste erhalten.

Die EMA wies unterdessen auf mögliche negative Auswirkungen von Auffrischungsimpfungen hin und warnte, dass wiederholte Impfungen innerhalb kurzer Zeit zu "Problemen mit der Immunantwort" führen könnten.

Israel, das Land mit einer der höchsten Impfraten weltweit, war das erste Land, das die vierte Impfstoffdosis einführte, nachdem es einen sprunghaften Anstieg der Coronavirus-Fälle im Zusammenhang mit der Omikron-Variante verzeichnet hatte. Die Zahl der Todesfälle und Krankenhausaufenthalte nahm in den letzten Monaten jedoch nur leicht zu, da die jüngste "besorgniserregende Variante" wohl mildere Symptome hervorruft als frühere Mutationen.