Vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen zwischen Iran und Israel erklärte der oberste US-Kommandant im Nahen Osten, dass Iran mehr als 3.000 ballistische Raketen besitze. Am Sonntag griff Iran ein "geheimes Mossad-Büro" in Erbil an. Teheran vereitelte einen israelischen Sabotageakt in der Atomanlage Fordo, während Internetseiten der Regierung in Israel durch einen Cyberangriff kurzzeitig lahmgelegt wurden.
Frank McKenzie
© AFP Sarahbeth ManeyGeneral Frank McKenzie
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Eskalationen zwischen Iran und Israel erklärte der oberste US-Kommandant im Nahen Osten General Frank McKenzie, Iran verfüge über mehr als 3.000 ballistische Raketen, von denen viele Israel erreichen könnten. McKenzie, der bald aus dem Militär ausscheidet, war letzte Woche in Israel und führte Gespräche mit Premierminister Naftali Bennett, Verteidigungsminister Benny Gantz und IDF-Stabschef General Aviv Kochavi.

"Auf militärischer Ebene ist meine Sorge zuallererst, dass sie (die Iraner) keine Atomwaffen besitzen, aber ich bin auch sehr besorgt über das bemerkenswerte Wachstum und die Leistungsfähigkeit ihres Raketenprogramms", erklärte McKenzie am Dienstag gegenüber dem Senatsausschuss für Streitkräfte der USA.

"Sie haben über 3.000 Raketen verschiedener Typen, von denen einige Tel Aviv erreichen können", sagte McKenzie als Antwort auf eine Anfrage des Senatsausschusses.

In einer Erklärung nannte McKenzie die iranische Luft- und Raumfahrtstreitkräfte die "größte Bedrohung" für die Sicherheit der Region und dass Iran ein Arsenal von atomsprengkopffähigen ballistischen Raketen entwickelt und diese Waffentypen mehrmals getestet habe. Er sagte dem Ausschuss, dass Iran in den letzten 5 bis 7 Jahren stark in sein ballistisches Raketenprogramm investiert habe.

Das US-CENTCOM (Zentralkommando der Vereinigten Staaten) bewertete in der vorgefertigten Erklärung, dass Iran die Länder Syrien und Irak weiterhin als Versorgungsrouten und Knotenpunkte nutze, um seine "Kampagne gegen Israel" voranzutreiben. Dabei ziele Iran darauf, seinen Stellvertreter im Libanon, die Hisbollah, zu bewaffnen.

Nach einer aktuellen Schätzung umfasst das Waffenarsenal der Hisbollah 150.000 Raketen mit einer Reichweite von 15 bis 700 Kilometern, die tief in israelisches Territorium eindringen können. Zu diesem Waffenlager gehören auch iranische ballistische Raketen.

Die nordirakische Stadt Erbil wurde am Wochenende von einem Dutzend ballistischer Raketen aus Iran erschüttert. Mehrere Präzisionsraketen vom Typ Fateh-110 schlugen in der Nähe des neuen US-Konsulats ein, das sich derzeit noch im Bau befindet. Iran übernahm die Verantwortung für den Raketenangriff auf Erbil. In einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung teilte die Iranische Revolutionsgarde (IRGC) mit, dass die Operation eine Reaktion auf den jüngsten israelischen Luftangriff auf die syrische Hauptstadt Damaskus am vergangenen Montag war, bei dem zwei IRGC-Offiziere getötet wurden. Den iranischen Medien zufolge habe der Angriff auf Erbil einem "geheimen Mossad-Büro" gegolten.

Die Iranische Revolutionsgarde hat zudem nach eigenen Angaben einen israelischen Sabotageakt in der Atomanlage Fordo südlich der Hauptstadt Teheran vereitelt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim am Montagabend hatte der israelische Geheimdienst für den Sabotageakt ein iranisches Netzwerk aufgebaut. Am Montagabend wurden zahlreiche israelische Regierungswebseiten gehackt. In Sicherheitskreisen heißt es, es sei der bislang schwerste derartige Angriff gewesen. Im Verdacht steht Iran. Israel soll mutmaßlich im vergangenen Monat einen Drohnenangriff auf einen iranischen Luftwaffenstützpunkt durchgeführt und dabei eine große Zahl, möglicherweise Hunderte, von Militärdrohnen Irans zerstört haben.