Laut der Organisation Human Rights Watch wird die Hungerkatastrophe in Afghanistan immer schlimmer. Seit Januar 2022 sollen rund 13.000 Neugeborene an Unterernährung und hungerbedingten Krankheiten gestorben sein. Es brauche vor allem eine funktionierende Zentralbank.
Afhganistan
© Legion-media.ru (Symbolbild).
In einem Beitrag auf ihrer Webseite berichtet die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch von katastrophalen Ausmaßen der Hungerkatastrophe in Afghanistan.

Seit Januar 2022 sollen rund 13.000 Neugeborene an Unterernährung und hungerbedingten Krankheiten gestorben sein. 95 Prozent der Bevölkerung hätten nicht genug zu essen, und 3,5 Millionen Kinder benötigten Ernährungshilfe. Die Vereinten Nationen hatten die Situation als "eine Krise der Ernährungsunsicherheit und Unterernährung von beispiellosem Ausmaß" bezeichnet.

Human Rights Watch zitiert einen namentlich nicht genannten Direktor einer internationalen humanitären Organisation in Afghanistan mit den Worten:
"Die Kinder in den Provinzen sind nur noch Haut auf Knochen, und ich befürchte, dass es nur noch schlimmer wird."
Ein Arzt, der für Ärzte ohne Grenzen tätig ist, erklärt:
"Die Hälfte der Kinder, die wir zur kritischen Behandlung aufnehmen, sind auch unterernährt."
Fast 800 Kinder in einem Krankenhaus in der südlichen Provinz Helmand seien dort wegen akuter Unterernährung. Human Rights Watch macht vor allem das nicht funktionierte Bankensystem in Afghanistan für die Situation verantwortlich. Während viele Länder humanitäre Hilfe zugesagt hätten, benötige Afghanistan auch dringend ein funktionierendes Bankensystem, um die Krise zu bewältigen, so die Organisation. Doch die meisten afghanischen Banken funktionieren derzeit kaum.

Angst vor Sanktionen

In den letzten Wochen hätten die USA und die Weltbank Hilfsgelder in Milliardenhöhe freigegeben, doch die Beschränkungen der afghanischen Zentralbank machten größere Transaktionen oder Abhebungen immer noch unmöglich. Laut Human Rights Watch berichteten Hilfsorganisationen, die humanitäre Hilfe leisten, dass sie nicht in der Lage seien, Gelder nach Afghanistan zu transferieren, weil internationale Banken wegen der gegen die Taliban verhängten Sanktionen misstrauisch seien. Aufgrund von Devisenmangel beschränkten afghanischen Banken so die Abhebung von Bargeld.

Zudem werden laut den Hilfsorganisationen Zahlungen nach Afghanistan routinemäßig von Banken blockiert, die nicht mit den Sanktionen in Konflikt geraten wollten. Um dennoch helfen zu können, nutzten die meisten Gruppen das informelle Hawala-System, um Gelder zu überweisen - obwohl die Gebühren zwischen vier und acht Prozent in Städten und bis zu 13 Prozent in abgelegenen Gebieten liegen können. Vor der Machtübernahme der Taliban im August 2021 lagen die Gebühren bei etwa zwei Prozent.