© (Optisch: NASA/NSF/IPAC-Caltech/UMass/2MASS, PROMPT; Wide field image: DSS; Röntgen: NASA/CXC/Univ of Hamburg/S.Schröter et al.Kombination der optischen und Röntgenansicht des "CoRoT 2"-Systems. (Klicken Sie auf die Bildmitte, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.)

Hamburg/ Deutschland - Ein erdnaher Stern bombardiert einen Planeten regelrecht mit Röntgenstrahlung, die dem 100.000-fachen der Menge entspricht, wie sie die Erde von der Sonne abbekommt. Daten des NASA-Röntgenteleskops "Chandra" und der Europäischen Südsternwarte (ESO) belegen, dass auf diese Weise die hochenergetische Strahlung pro Sekunde dem Planeten rund fünf Millionen Tonnen an Materie ins All entreißt.

Der 2008 entdeckte Planet "CoRoT-2b" besitzt in etwa die dreifache Masse des Jupiter, damit etwa die 1.000-fache Masse der Erde und umkreist seinen von der Erde rund 880 Lichtjahre entfernten Stern, "CoRoT-2a", in einer Entfernung von dem rund 10-fachen des Abstands zwischen Erde und Mond.

"Dieser Planet wird von seinem Stern regelrecht frittiert", erläutert Sebastian Schröter von der "Universität Hamburg". "Doch noch merkwürdiger ist der Umstand, dass auch der Planet selbst das Verhalten seines Sterns zu bestimmen scheint."

Basierend auf den Beobachtungen im optischen und Röntgenspektrum, datieren die Forscher das Alter des "CoRoT-2"-Systems auf zwischen 100 Millionen und 300 Millionen Jahre, was für einen vollständig entwickelten Stern spricht. Die Chandra-Daten verweisen zudem darauf, dass der Stern selbst sehr aktiv ist und seine starken und turbulenten Magnetfelder sehr starke Röntgenemissionen erzeugen. Normalerweise ist eine derartig hohe Aktivität allerdings für solch alte Sterne eher ungewöhnlich und eigentlich ein Hinweis auf einen noch relativ jungen Stern.
Künstlerische Interpretation des
© CXCM. WeissKünstlerische Interpretation des "CoRoT-2"-Systems. (Klicken Sie auf die Bildmitte, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.)

"Weil dieser Planet seinen Stern so dicht umkreist, könnte er dessen Rotation beschleunigen, was wiederum die starken Magnetfelder antreibt", erläutert der Mitautor der im Fachmagazin Astronomy and Astrophysics veröffentlichten Studie, Stefan Czesla. "Gäbe es diesen Planeten nicht, so hätte der Stern selbst wohl schon lange seine Sprunghaftigkeit seit Millionen von Jahren eingebüsst."

Gestützt wird die Theorie der Forscher durch Beobachtungen eines möglichen Begleitsterns, der "CoRoT-2a" in einer Entfernung von mehr als 1.000 Astronomischen Einheiten (AE = Abstand zwischen Erde und Sonne), umkreist. Dieser Stern wurde bislang von "Chandra" noch nicht entdeckt, da ihm möglicherweise ein Planet wie "CoRoT2b" fehlt, der ihn aktiv hält.

Ein weitere erstaunlicher Aspekt von "CoRoT2b" ist der Umstand, dass er für einen Planeten auf seiner Position zu seinem Zentralgestirn vergleichsweise groß - ja geradezu aufgeblasen - erscheint: "Wir sind uns nicht ganz sicher, welche Auswirkungen ein derartiger dauerhafter Röntgensturm auf einen Planeten hat, aber sie könnten für das aufgeblasene Erscheinungsbild von 'CoRoT2b' verantwortlich sein", so Schröter. "Derzeit beginnen wir erst zu verstehen, was mit Exoplaneten passiert, die solchen extremen Bedingungen ausgesetzt sind."

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / nasa.gov