Langsam beginnt die Losung "Frieren für die Ukraine" konkrete Formen anzunehmen. Heute lieferten eine Wohnungsgenossenschaft aus Dippoldiswalde und der Deutsche Städtetag Hinweise darauf, wie der Herbst und Winter aussehen werden.

Stadtbad Charlottenburg
© www.globallookpress.com imago sportfotodienstDas Stadtbad Charlottenburg in Berlin, 24. Mai 2016

von Dagmar Henn
Geduscht wird in Dippoldiswalde künftig nach der Uhr. Zwischen vier und acht Uhr morgens, zwischen elf und eins nachmittags, und unter der Woche von fünf bis neun, am Wochenende von sechs bis neun Uhr abends. Oder kalt. Und geheizt wird erst im Oktober, egal wie kalt es davor wird.

So sehen die Regeln aus, die die Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde 300 ihrer Genossen zum 1. Juli verkündete. Der Grund dafür: Die Genossenschaft müsse beim örtlichen Energieversorger eine Vorauszahlung leisten. Diese betrage aber dieses Jahr voraussichtlich 400.000 Euro, das Vierfache der Vorjahre.

Warmes Wasser nur zu bestimmten Tageszeiten? Das sind Verhältnisse, die man in Deutschland bisher nur aus Berichten über arme Länder auf anderen Kontinenten kannte. Ob eine solche Festlegung bestimmter Zeiten tatsächlich Energie spart, ist auch nicht sicher. Schließlich ist das Erste, was daraus folgt, eine Verlagerung des Verbrauchs in die Zeiten, in denen es warmes Wasser gibt; das bedeutet nicht, dass die verbrauchte Menge geringer wird.

In der Berichterstattung über diesen Schritt wird zudem ein Sprecher des Deutschen Mieterbundes zitiert, der darauf hinwies, dass die Versorgung mit warmem Wasser nach dem Mietrecht rund um die Uhr vorgesehen ist und eine Einschränkung einen Mietmangel darstellt, auf den mit einer Mietminderung reagiert werden kann.

Eine andere Variante, die in Bezug auf heißes Wasser kursierte, eine Reduzierung der Wassertemperatur auf 55 Grad, ist aus anderen Gründen nicht möglich - liegt die Wassertemperatur zu niedrig, können sich Legionellen vermehren, die eine lebensgefährliche Lungenentzündung auslösen können.

Das Dippoldiswalder Wasserregime ist ein Beispiel, wie die Vorgaben der Bundesregierung brav umgesetzt werden, ein anderes lieferte der Deutsche Städtetag. Dieser verschickte eine "Übersicht über erste Maßnahmen". Ein Posten fällt dabei besonders auf, weil er ein Einsparpotential von 25 Prozent bietet: "Rückversetzung der RLT-Anlagen in den Normalzustand vor der Pandemie (Laufzeit und Luftmengen), Abschaltung von mobilen Luftreinigungsgeräten."