Hunderte Feuerwehrleute sind im Einsatz, aber die Feuer in Brandenburg und Sachsen wüten weiter. Brandenburgs Innenminister fürchtet, das Löschen könnte Wochen dauern. Weitere Evakuierungen gibt es aber wohl nicht.
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Die Lage in den Waldbrandgebieten in Brandenburg und Sachsen ist weiter kritisch, die Feuer sind zum Teil weiter nicht unter Kontrolle. Im Brandenburger Elbe-Elster-Kreis sei noch immer eine Fläche von rund 850 Hektar betroffen, sagte der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte, Philipp Haase, am Abend. Ein heißer Brand - mit Flammen und Rauchentwicklung - tobe allerdings nur noch auf einer Fläche von rund 500 Hektar. Dabei handele es sich vor allem um bewaldete Flächen, in die die Fahrzeuge nur schwer gelangen könnten. Der Feuerwehrverband hatte zuvor vom größten Waldbrand in diesem Jahr in dem Bundesland gesprochen.

Am Abend konzentrierten sich die Löscharbeiten auf den südlicheren Bereich des Feuers entlang der Bundesstraße 183 nahe des Flugplatzes Falkenberg-Lönnewitz. "Die Einsatzkräfte versuchen unter allen Umständen zu verhindern, dass die Flammen auf die andere Seite der Bundesstraße gelangen", sagte Haase. Weiter nördlich bei Rehfeld sei die Lage inzwischen unter Kontrolle.


Evakuierung zweier Orte aufgehoben

Erste Anwohner konnten inzwischen in ihre Wohnungen zurück. Die Evakuierung der Orte Kölsa und Rehfeld wurde aufgehoben, wie der Landkreis mitteilte. Für die Ortschaft Kölsa-Siedlung blieb die Evakuierung bestehen. Die Einwohner der drei Orte hatten gestern ihre Häuser verlassen müssen. Rund 300 Menschen wurden demnach in Sicherheit gebracht. Nach Einschätzung des Landkreises werden keine weiteren Evakuierungen erforderlich. "Aber die Gefahr ist noch nicht vorüber", warnte der Leiter des Verwaltungsstabes, Dirk Gebhard.

Sorge bereiten den Einsatzkräften angekündigte Windböen bis 60 Kilometer pro Stunde. "Alles steht und fällt mit der Wetterlage", hatte Kreissprecher Torsten Hoffgaard am Vormittag gesagt.


Acht Feuerwehrleute verletzt

Nach Angaben des Landkreises sind 480 Einsatzkräfte aus mehreren Landkreisen ausgerückt. 90 Fahrzeuge waren im Einsatz. Nach Angaben des Innenministeriums wurden acht Feuerwehrleute verletzt. Vier mussten mit einer Rauchgasvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Anwohner wurden demnach nicht verletzt.

Zwei Löschhubschrauber der Bundeswehr unterstützen die Feuerwehren, drei weitere kamen inzwischen in dem Gebiet an. Ein Hubschrauber der Polizei hilft bei der Lageerkundung. Die Löschhubschrauber entnehmen das Wasser aus einem nahegelegenen Badesee im Naherholungsgebiet Kiebitz. Zudem wurde eine Bundesstraße gesperrt.

Brandfläche teils munitionsbelastet

Die Brandfläche ist teilweise munitionsbelastet, auch deshalb ist das Löschen aus der Luft notwendig. Durch Detonationen im Boden seien neue Munitionsverdachtsflächen entdeckt wurden, die noch nicht in Karten verzeichnet gewesen seien, berichtete Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU). Der Kampfmittelbeseitigungsdienst sei deshalb in dem Gebiet im Einsatz. Einsatzkräfte können solche Flächen nicht betreten und nur von außen und aus der Luft löschen.

Stübgen geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die komplette Löschung des Großbrandes in Elbe-Elster noch Wochen dauern werde.

Das Feuer hatte sich am Montag binnen kürzester Zeit ausgebreitet. Der Kreis stufte den Brand als Großschadenslage ein. Eine Ferkelzuchtanlage brannte ab. Dabei könnten laut Stübgen nach einer ersten vorsichtigen Schätzung 1000 bis 2000 Tiere verendet sein.
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© dpaRauchschwaden ziehen beim südbrandenburgischen Falkenberg/Elster über ein Waldgebiet.
Die Brandursache ist noch unklar, der Ort des Ausbruchs aber bekannt, so der Minister. Es sei auffällig, dass an dieser Stelle in den vergangenen Wochen mehrfach kleine Brände ausgebrochen seien. Genauere Erkenntnisse gebe es noch nicht.

Katastrophenalarm für Bad Schandau

Beim Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz löste der betroffene Landkreis Katastrophenalarm für Bad Schandau aus. Die Zahl der Einsatzstellen rund um den Großen Winterberg erhöhte sich nach Angaben des Landratsamtssprechers von drei auf fünf.

Am Abend erstreckte sich das Feuer über 250 Hektar, wie das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mitteilte. 400 Kräfte seien im Einsatz. Weiterhin erschwere insbesondere die Topografie die Löscharbeiten. Problematisch sei neben der Unzugänglichkeit des Geländes auch die komplizierte Beschaffung von Löschwasser, welches unter anderem aus der Elbe und der Kirnitzsch geholt werde.

Das Feuer hatte am Montag vom Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien übergegriffen. Touristen wurden dringend aufgefordert, den Bereich Hintere Sächsische Schweiz zu meiden, es bestehe Gefahr für Leib und Leben, teilte das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit. Bereits am Montag waren 70 Kinder, die sich in einem Ferienlager in Ceska Kamenice befanden, in Bad Schandau untergebracht worden. Sie können im Laufe des Tages in ihre Heimat zurückkehren.

In Tschechien hat sich unterdessen die Lage dramatisch zugespitzt. Mehr als 400 Feuerwehrleute kämpften auf tschechischer Seite gegen die Flammen, wie ein Sprecher mitteilte. Sie wurden von Polizei- und Armeehubschraubern unterstützt.