Aus Protest gegen Pläne der französischen Regierung blockieren Landwirte mehrere Straßen in Richtung Paris. Mit Traktoren, Anhängern und anderen Fahrzeugen wollen sie die Hauptstadt einkesseln. Ihr Ziel ist es, weitere Zugeständnisse zu erreichen.
Die seit einer Woche andauernden Proteste richten sich gegen ihrer Ansicht nach überhandnehmende Normen und Vorschriften, auch von der EU. Außerdem kämpfen die Bauern für ein ausreichendes Einkommen.
"Belagerung" mit Traktoren und Heuballen
Bei Jossigny nahe dem Freizeitpark Disneyland Paris waren alle sechs Fahrbahnen der Schnellstraße A4 blockiert. An einigen Fahrzeugen waren Botschaften wie "Kein Essen ohne Bauern" und "Unser Ende würde eine Hungersnot für Euch bedeuten" angebracht. Der Sender BFM-TV zeigte Bilder, auf denen Demonstranten mit Gabelstaplern Heuballen auf der Schnellstraße A6 südlich von Paris platzierten.
Der Präsident des einflussreichen Bauernverbands FNSEA, Arnaud Rousseau, sagte im Radiosender RTL, es sei nicht das Ziel der Demonstranten, das Leben von Franzosen zu beeinträchtigen. Die Polizei mobilisierte ein Großaufgebot auch mit gepanzerten Fahrzeugen, um einen Stillstand in der Hauptstadt sowie eine Blockade der beiden Pariser Flughäfen und des Großmarktes Rungis zu verhindern.
Frankreichs Regierung berät über weiteres Vorgehen
Präsident Emmanuel Macron beriet Montagnachmittag mit Teilen des Kabinetts über die Lage. Am Abend wollte Premierminister Gabriel Attal nach Medienberichten erneut mit den Agrargewerkschaften beraten, die zu den Blockaden aufgerufen haben. Agrarminister Marc Fesneau stellte zudem weitere, schnelle Erleichterungen für die Landwirte in Aussicht.
Bereits am Freitag hatte Attal den Landwirten weitreichende Hilfszusagen gemacht. Am Sonntag versprach er beim Besuch eines Hofes zusätzliche Maßnahmen gegen unfaire Konkurrenz anderer Länder.
Preise und Auflagen sorgen für Probleme
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat eine globale Lebensmittelkrise hervorgerufen. Französische Bauern argumentieren, sie hätten mit höheren Preisen für Düngemittel und Energie wegen des Kriegs zu kämpfen. Dadurch sei ein Leben von landwirtschaftlicher Arbeit zum Teil nicht mehr möglich.
Kommentar: Eine Lösung: Diplomatie, anstatt Waffenlieferungen und Sanktionen gegen Russland.
FNSEA-Präsident Rousseau sagte, steigende Exporte ukrainischen Zuckers nach Europa seit dem Kriegsbeginn seien für europäische Bauern nicht auszuhalten. Sein Verband hatte eine Liste mit 140 Forderungen vorgelegt. Er enthält unter anderem den Verzicht auf gewisse Umweltauflagen. Aber es gibt Unterschiede bei den Protestierenden. Biobauern fordern zum Beispiel eher mehr staatliche Hilfen, um sich gegen ausländische Billigkonkurrenz zu wehren.
Die bisherigen Zusagen der Regierung gehen den Landwirten jedenfalls nicht weit genug. Für die erst vor knapp drei Wochen neu formierte französische Regierung und den neuen Premierminister Attal sind die Proteste eine erste Bewährungsprobe.
Kommentar: