Boston - Menschen mit Depressionen erkranken häufiger an einem Schlaganfall. Nach einer Meta-Analyse im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2011; 306: 1241-1249) könnten fast 4 Prozent aller Schlaganfälle Folge der mentalen Erkrankung sein.

Depressionen sind in den vergangenen Jahren bereits mit einer erhöhten Rate von Diabetes, arterieller Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkran­kungen im Allgemeinen in Verbindung gebracht worden. Die Ergebnisse, die die Gruppe um Frank Hu von der Harvard School of Public Health in Boston jetzt vorstellt, sind deshalb nicht überraschend, auch wenn die pathogenetischen Zusammenhänge unklar sind.

Am naheliegendsten ist, dass die Depression einen ungesunden Lebensstil mit zahlreichen kardiovaskulären Risikofaktoren (Rauchen, Übergewicht etc.) fördert. Auch die Nebenwirkungen von Antidepressiva, die häufig das Körpergewicht erhöhen, könnten hier eine Rolle spielen.

Es wird aber auch ein biologischer Pathomechanismus diskutiert, nach dem Depressionen über eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems, eine Dysfunktion der Thrombozyten oder einen Anstieg des C-Reaktiven Proteins das Risiko auf einen Schlaganfall erhöhen.

Was auch immer der Grund sein mag, nach den Berechnungen von Hu, die sich auf 28 prospektive Kohortenstudien mit fast 320.000 Teilnehmern (darunter 8.500 Schlaganfälle) stützt, haben Patienten mit einer Depression ein um 45 Prozent erhöhtes Risiko auf einen Schlaganfall. Auch das Schlaganfallsterberisiko war um 55 Prozent erhöht.

Auf 100.000 Personen kommen pro Jahr 106 Schlaganfälle, die durch die Depression (oder ihre Begleitumstände) bedingt sind. Die Zahl der tödlichen Schlaganfälle steigt um 22 pro 100.000 Personenjahre. Das mag nicht allzu viel erscheinen, da aber in den USA 9 Prozent der Erwachsene unter einer Depression leiden, beträgt der Anteil der Schlaganfälle, die auf das „Konto“ der Depression gehen 3,9 Prozent (attributives Risiko für die Bevölkerung, PAR).

rme/aerzteblatt.de