Marl. Eine anonyme Drohung hat die Stadt Marl am Dienstag in Atem gehalten. Ein Anrufer hatte mit einem Anschlag auf das Rathaus gedroht. Das Gebäude wurde unverzüglich geräumt. Spürhunde suchen nach Sprengstoff, fanden jedoch nichts.
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© unbekanntOhne Erfolg durchsuchte die Polizei das geräumte Marler Rathaus.Fotos: Joachim Kleine-Büning

Eine anonyme Drohung hat am Dienstag die Stadt Marl in Atem gehalten. Um kurz vor zehn ging in der Telefonzentrale des Rathauses ein Anruf ein. Der Wortlaut: „Bringen sie ihre Mitarbeiter in Sicherheit. Auf das Rathaus wird ein Anschlag verübt.“ Bürgermeister Werner Arndt entschied daraufhin, dass alle Personen unverzüglich das Haus zu verlassen haben.

Über E-Mail und persönliche Ansprache wurden die Mitarbeiter im Haus erreicht. Etwa 500 Beamte und Angestellte verließen binnen 30 Minuten ihren Arbeitsplatz und gingen nach Hause oder warteten in gebührendem Abstand auf eine Entwarnung. Gegen 14 Uhr erfuhren sie, dass an sie an diesem Tag die Arbeit nicht mehr aufnehmen würden. Gut eine Stunde später, um 15.15 Uhr war der Einsatz beendet, ohne dass die Polizei bei der Suche nach einem verdächtigten Gegenstand fündig geworden war. „Am Mittwoch wird das Rathaus wieder um acht Uhr geöffnet sein“, so der städtische Pressesprecher Rainer Kohl.

Zwischenzeitlich herrschte Ausnahmezustand

Dass es sich um einen Fehlalarm handeln würde, war am Morgen nicht abzusehen. „Wir nehmen solche Warnungen sehr ernst“, hatte Bürgermeister Werner Arndt gesagt. Einen konkreten Grund für die Bedrohung habe der anonyme Anrufer nicht genannt. Polizeisprecher Michael Franz erklärte, seine Behörde gehe bei anonymen Anrufen dieser Art zunächst immer von einem hohen Wahrheitsgehalt aus. Betroffen von solchen Anrufen, „die immer mal wieder vorkommen“, sind öffentliche Einrichtungen unterschiedlicher Art, nicht selten Arbeitsagenturen.

Zwischenzeitlich herrschte Ausnahmezustand rund um das verwaiste Rathaus auf dem Creiler Platz. Streifenwagen versperrten den Weg zum Haupteingang. Hundeführer geleiteten ihre Sprengstoffhunde ins Gebäude. Zunächst drei und später zehn Hunde, die aus ganz NRW angefordert worden waren, durchsuchten das Gebäude nach verdächtigen Gegenständen. Auch der Bauturm an der Liegnitzer Straße war von der Evakuierungsmaßnahme betroffen.

Sperrung brachte Terminplan durcheinander

In gebührendem Abstand bildete sich derweil vor dem Rathaus eine kleine Menschentraube. „Was ist denn hier passiert, kann ich nicht rein?“, fragten etliche Passanten. Die Sperrung brachte nicht nur ihren Terminplan durcheinander, sondern auch den des Bürgermeisters. Sein Treffen mit Kinder der offenen Ganztagsschule und die geplante Rathausralley anlässlich des Weltkindertags musste kurzerhand ins Inselforum verschoben werden. „Ich möchte den Kindern den Spaß nicht verderben, ich halte es angesichts der aktuellen Situation nicht für notwendig, die Veranstaltung abzusagen.“
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© WAZ FotopoolBürgermeister Werner Arndt ordnete sofort nach Bekanntwerden des anonymen Anrufs. die Evakuierung des Rathauses an.

In der Zwischenzeit verließen bereits die ersten Hundeführer mit ihren Sprengstoffhunde das Gebäude. Die Tiere dürfen lediglich eine kurze Zeit ihren Dienst versehen und müssen dann pausieren.

Dass es keine großräumige Absperrung und eine noch größere Polizeipräsenz gibt, resultiert aus der Bedrohungslage. „Da wir keine expliziten Hinweise auf eine Bombe haben, sondern nur eine allgemeine Anschlagsdrohung, haben wir von einer kompletten Absperrungsaktion abgesehen“, erklärte Polizei-Einsatzleiter Franz Kröger.