Feuerwehr-Großeinsatz im thüringischen Bleicherode: Ein Chemikalien-Güterzug fuhr auf einen stehenden Zug auf. Dabei explodierte ein Waggon.
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© DPA/DPAEin Güterzug fuhr nach Angaben der Bahn auf einen anderen auf. Mindestens ein mit Benzin beladener Kesselwagen ist in Flammen aufgegangen.

Bei einem Zugunglück im thüringischen Bleicherode (Landkreis Nordhausen) ist am Abend mindestens ein Kesselwagen explodiert. Im Bahnhof Bleicherode Ost sei ein Güterzug auf einen stehenden Zug aufgefahren, sagte ein Polizeisprecher. Bei dem Unglück wurde ein Lokführer verletzt. Beide Züge hatten Gefahrengüter geladen. Die Strecke ist eine der Anreiserouten für den Papstgottesdienst am Freitag in Etzelsbach.

Wie der Polizeisprecher weiter sagte, fuhr aus bislang ungeklärter Ursache ein unter anderen mit Chemikalien beladener Güterzug auf einen stehenden Zug mit Kesselwagen auf. Dabei sei mindestens ein mit Benzin beladener Wagen explodiert und ausgebrannt. Der Lokführer des auffahrenden Zuges sei dabei verletzt worden. Der Fahrer des stehenden Zuges erlitt einen Schock. Auch die Lok des auffahrenden Zuges fing Feuer.

Rund 150 Feuerwehrleute im Einsatz

Bei dem Unglück gegen 20.30 Uhr sind den Angaben zufolge zudem mehrere Waggons entgleist. Bei einem zweiten Kesselwagen konnte die Feuerwehr die Flammen löschen und eine Explosion verhindern. Bei dem auffahrenden Zug stürzte ein Kesselwagen um, der eine als Lösungsmittel für verschiedene Stoffe und als Zusatz für Flugbenzin verwendete Chemikalie geladen hatte. Die Feuerwehr musste die Flüssigkeit abpumpen.

Die Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot im Einsatz, darunter allein mehr als 150 Feuerwehrleute. Rund 30 Bundespolizisten sicherten großräumig die Unfallstelle. Um eventuelle Brandnester zu lokalisieren, war zudem ein Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera in Bleicherode.

Wegen der geladenen Gefahrenstoffe richtete die Feuerwehr rund um den Bahnhof eine Sperrzone ein. Etwa 30 Anwohner wurden vorübergehend in Sicherheit gebracht.

Die Strecke Halle/Kassel wurde auf dem Abschnitt Bleicherode zunächst gesperrt. Bei den Zügen handelt es sich nach Angaben der Bahn um Fahrzeuge des privaten Schienengüterverkehrsunternehmens Rail4Chem. Mitarbeiter der Deutschen Bahn am Einsatzort sagten, dass die beiden Hauptgleise wahrscheinlich schwer beschädigt und durch das Feuer auch die Oberleitungen zerstört seien.

Zunächst war auch unklar, ob eventuell Teile des Erdreichs wegen einsickernder Gefahrenstoffe ausgetauscht werden müssen. Offiziell wollte die Bahn das nicht bestätigen.

Ermittlungen und Bergungsarbeiten

Die Ermittlungen und die Bergungsarbeiten an der Strecke gehen am Donnerstag mit Hochdruck weiter. Die Einsatzkräfte seien damit beschäftigt, aus vier bis fünf Kesselwagen Benzin abzupumpen und in andere Wagen zu füllen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei am Morgen. Für Bahnreisende kommt es wegen des Zugunglücks zu Behinderungen.

Der Streckenabschnitt zwischen Wolkramshausen und Sollstedt bleibt nach Angaben der Deutschen Bahn bis auf weiteres für den Zugverkehr gesperrt. Betroffen ist davon ein Regionalexpress von Halle nach Kassel, der bereits in Nordhausen endet sowie eine Regionalbahn von Nordhausen nach Leinefelde. Diese Züge halten in Wolkramshausen und Sollstedt, von dort werden Busse eingesetzt.

Die Stadt Bleicherode hat mit der Polizei ein Bürgertelefon eingerichtet. Unter der Nummer 036338 35324 können sich alle Betroffenen zum Stand der Straßensperrungen und Dauer der Evakuierungen informieren.

dapd/dpa/mk