Es klingt ein bisschen wie ein Horrorfilm, was Forscher über die Brackwespe herausgefunden haben: Die Insekten stechen Marienkäfern nicht nur ihre Eier in den Bauch, sondern machen sie auch noch geschickt zum Bodyguard ihres Nachwuchses. Einen Haken allerdings hat die Manipulation.
Marienkäfer auf Blüte
© picture alliance / dpaDie meisten Marienkäfer überleben die Manipulation und verhalten sich hinterher wieder völlig normal.

Französisch-kanadische Forscher haben ein fast unglaubliches Verhalten der Brackwespe untersucht: Das Tier sticht sein Ei in den Bauch eines Marienkäfers und manipuliert ihn auch noch so, dass der Käfer zum Wächter des heranwachsenden Parasiten wird. Die Larve lebe etwa 20 Tage lang in ihrem Wirt und ernähre sich von dessen Gewebe - allerdings ohne ihn dabei zu töten. Das berichtet eine Gruppe um Frédéric Thomas von der französischen Universität Montpellier und der kanadischen Universität Montréal in den Biology Letters.

Anschließend schlüpft der Parasit aus dem Bauch des Marienkäfers, indem er von innen ein Loch durch den Panzer des Insekts bohrt, und spinnt einen Kokon zwischen dessen Beinen. Dadurch zwingt er den so teilweise gelähmten Marienkäfer, ihn zu bewachen. Und die Strategie der Wespen gehe auf, schreiben die Forscher: Larven mit "Marienkäfer-Bodyguard" würden seltener zum Fraß von Vögeln und anderen Räubern als diejenigen ohne diesen besonderen Schutz.

Fressen oder verschonen?

Einen Haken allerdings hat die Manipulation der Brackwespe, deren wissenschaftlicher Name Dinocampus coccinellae lautet: Ihre Fruchtbarkeit kann dadurch zurückgehen. Denn die Wespe muss sich entscheiden, ob sie den Marienkäfer selbst fressen will, um Eier zu produzieren, oder ob sie den Käfer zugunsten ihres Nachwuchses verschont.

Rund 25 Prozent der Marienkäfer überlebt die Manipulation durch den Wespen-Parasiten übrigens nicht nur, ergänzen die Wissenschaftler - sie kehren vom "Zombie-Wächter" auch wieder zu ihrem normalen Verhalten zurück.