Sofia - In Bulgarien haben Ausschreitungen gegen Roma den Auftakt des Wahlkampfs für die Präsidentschaftswahl am 23. Oktober überschattet. "Das Schlimmste ist, diesen Wahlkampf ethnisch zu prägen", warnte Staatspräsident Georgi Parwanow am Montag. "Sollten wir dies zulassen, erwartet uns nichts Gutes", sagte er.

Zusammen mit Regierungschef Bojko Borissow besuchte Parwanow das südbulgarische Dorf Katuniza in Raum Plowdiw. Dort hatte es am Wochenende Ausschreitungen slawischstämmiger Bulgaren gegen einen wohlhabenden Roma-Clan gegeben. Die Zusammenstöße fielen mit dem Beginn des Wahlkampfes zusammen. Der Urnengang im Oktober ist zugleich auch Regionalwahl für das Land.

Die Dorfbewohner wollten die Familie des Roma-Bosses "Zar Kiro" (König Kiro) vertreiben, da sie ihn und seine Angehörigen für den Tod eines slawischstämmigen Jugendlichen bei einem Verkehrsunfall für verantwortlich halten. Die Dorfbewohner beschuldigen den wohlhabenden Roma-Boss seit langem, sie zu terrorisieren und selbst unantastbar zu sein. Auch bei den Roma ist "Zar Kiro" äußerst umstritten.

Bei den Ausschreitungen hatten die aufgebrachten Dorfbewohner drei Häuser von "Zar Kiro" in Katuniza niedergebrannt. Slawischstämmige Bulgaren protestierten dann in mehreren Städten gegen die Roma-Minderheit. Die nationalistische Ataka-Partei forderte am Montag Staatspräsident Parwanow auf, im Rat für nationale Sicherheit strengere Maßnahmen gegen die Roma-Kriminalität - wie etwa die Todesstrafe - zu erörtern. Parwanow betonte allerdings, dass der Konflikt in Katuniza persönlich und nicht ethnisch motiviert sei.

Von den 7,3 Millionen Bulgaren hatten bei der Volkszählung Anfang des Jahres gut 325 000 der Befragten angegeben, zur Roma-Minderheit zu gehören. Nach Schätzungen sollen in dem neuen EU-Land dagegen rund 500 000 Roma leben.

dpa