Nach dem Absturz des NASA- Satelliten "UARS", dessen Trümmer am Wochenende über dem Pazifik niedergingen, droht bereits die nächste Gefahr von oben. Der deutsche Röntgensatellit ROSAT wird voraussichtlich Ende Oktober auf die Erde stürzen. Und wie schon im Falle von "UARS" lassen sich weder der genaue Zeitpunkt noch der Ort des Wiedereintritts in die Atmosphäre exakt vorhersagen, so das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR).
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Zu Beginn seiner Mission kreiste der 2,4 Tonnen schwere Röntgensatellit auf einer elliptischen Umlaufbahn in 585 bis 565 Kilometern Entfernung zur Erdoberfläche. Seitdem verlor ROSAT durch die Reibung an der Erdatmosphäre an Höhe. Am 27. September betrug der Abstand zur Erde nur noch etwa 270 Kilometer. Die DLR- Wissenschaftler beobachten den Satelliten von Oberpfaffenhofen aus und versuchen, seine Flugbahn zu berechnen. "Sonnenwinde und die Reste der Erdatmosphäre machen eine exakte Berechnung zum heutigen Zeitpunkt jedoch unmöglich", erklärte DLR- Sprecher Andreas Schütz.

Weil die Bahn des Satelliten zwischen dem 53. nördlichen und südlichen Breitengrad verläuft, kann auch Deutschland von dem Wiedereintritt betroffen sein. Die Gefahr, dass jemand in Deutschland zu Schaden kommt, liegt laut Angaben von DLR- Forschern bei etwa bei 1:700.000.

Satellit nicht kontrollierbar

Weil "ROSAT kein Triebwerk an Bord hat, mit dem man seine Umlaufbahn ändern oder ihn gezielt zum Absturz bringen könnte, ist es unmöglich, den Wiedereintritt des Satelliten zu steuern. Da viele Komponenten, z.B. die Batterien für die Stromversorgung, aufgrund des Alters nicht mehr oder nur noch eingeschränkt funktionieren, besteht seit dem Missionsende im Jahr 1999 keine Verbindung mehr zum Kontrollzentrum des DLR in Oberpfaffenhofen.

Beim Wiedereintritt von "ROSAT in die Atmosphäre mit etwa 28.000 Stundenkilometern wird der Röntgensatellit in mehrere Trümmer zerbrechen und zum Teil durch die extreme Hitze verglühen. Allerdings rechnen die Forscher damit, dass bis zu 30 einzelne Trümmerteile mit einer Gesamtmasse von 1,6 Tonnen die Erdoberfläche erreichen könnten. Den größten Anteil wird dabei vermutlich der Spiegel des Teleskops ausmachen, der sehr hitzebeständig ist.

Lieferte erste Röntgenbilder vom Mond

ROSAT sollte ursprünglich mit einem Spaceshuttle ins All und auch wieder zur Erde zurücktransportiert werden. Nach dem Absturz der der Raumfähre "Challenger" wurde diese Planung aber zugunsten einer konventionellen Rakete geändert. Der rund 2,4 Tonnen schwere Röntgensatellit wurde schließlich am 1. Juni 1990 an Bord einer Delta- II- Rakete in eine Umlaufbahn in rund 580 km Höhe gebracht und war bis 12. Februar 1999 in Betrieb, wobei er die ursprünglich geplante Missionsdauer deutlich überschritt.

Der Satellit mit zwei Teleskopen hat die in den 1960er- Jahren aufgekommene Röntgen- Astronomie schier revolutioniert. Das 2,4 Tonnen schwere Gerät lieferte 1990 das erste Röntgenbild vom Mond, es schickte Aufnahmen der Andromeda- Galaxie und fing erstmals Röntgenstrahlen von Kometen ein. Darüber hinaus hat ROSAT mehr als 200 Überreste von Supernova- Explosionen entdeckt. Seine Daten waren die Grundlage für mehrere tausend wissenschaftliche Artikel.

wed