Verden. Alkoholvergiftung, Zusammenbruch, Koma - Zustände, die man sich als Mutter oder Vater bei seinen Kindern nicht wünscht. In der Realschule Verden fand am Mittwochabend eine Informationsveranstaltung zum Thema: "Riskanter Alkoholkonsum bei Jugendlichen - wie kann ich mein Kind schützen?", statt.

Referentin Regina Haack von der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention tauschte sich mit engagierten Eltern aus. Bundesweit habe die Zahl derer, die wegen einer Alkoholvergiftung - die Psychologie spricht von F10.0-Diagnosen und akutem Rausch - ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, um 150 Prozent zugenommen. Waren es im Jahre 2000 noch zehntausend Fälle, habe sich die Anzahl der Jugendlichen 2009 mit 23000 Betroffenen mehr als verdoppelt.

Die meisten Jugendlichen waren im Alter zwischen 15 und 16 Jahren. Ein Viertel waren Kinder im Alter unter 14 Jahren. Das Bundesministerium für Gesundheit gibt an, dass Mädchen stärker betroffen seien als Jungen. Das liege daran, meint Haack, dass Mädchen die Pubertät eher erreichten und daher Dinge tun würden, die damit einhergingen.

"74 Jugendliche wurden in Verden seit 2008 in die Aller-Weser Klinik eingeliefert. 26 alleine 2010. Es handelte sich dabei um schwere Fälle - gemeint sind Jungen und Mädchen, die nicht mehr ansprechbar waren oder auf der Straße zusammenbrachen", sagte Regina Haack. Davon waren 21 Prozent Gymnasiasten, 27 Prozent Hauptschüler und 31 Prozent Realschüler.

Die Referentin merkte an, dass sich die Realschule Verden stark auf dem Gebiet der Prävention von Jugendlichen engagiere, wie der Informationsabend zeige. Ihren Beobachtungen nach seien immer mehr Gymnasiasten auffällig - eine Zuordnung von Jugendlichen mit schwerem sozialen Hintergrund sei nicht gegeben.

Besorgnis erregend hingegen sei, dass das Komasaufen unter Jugendlichen allgemein zugenommen habe. Beliebt seien Mixgetränke. Dabei gehe die eigene Einschätzung darüber, wie viel Alkohol die Jugendlichen zu sich genommen haben, verloren. "Jugendliche trinken so in kurzer Zeit zu viel Alkohol", so Haack. Faktenwissen sei für Eltern besonders wichtig. Sie gibt ihnen den Rat, möglichst früh auf ihre Kinder zuzugehen und sie auch ohne aktuellen Bezug auf das Thema anzusprechen.

Aufklärung und Regeln seien wichtig. Kernfragen sollten sein: Welche Gefahren hat riskanter Alkoholkonsum? Wie entstehen komatöse Zustände durch Alkohol? Worauf sollte man achten, wenn man Alkohol getrunken hat? Haack: "Mädchen können leichter Opfer sexueller Gewalt werden." Auch organische Schäden träten bei Jugendlichen schneller auf als bei Erwachsenen, und Jugendliche seien suchtgefährdeter. Und selbstverständlich nehme das Unfallrisiko durch Alkoholkonsum zu.

"Es ist kaum zu glauben, wie naiv die Jugendlichen in Bezug auf Alkohol sind", sagte Haack. Als Gründe für das Trinken gab die Referentin Langeweile, Kontrollverlust oder Wetten und Trinkspiele an, vor denen sie eindringlich warnte. Komme ein Kind betrunken nach Hause, rät die Referentin: "Suchen Sie das Gespräch und formulieren Sie ihre Sorgen." Das Wichtigste aus Sicht von Regina Haack: "Seien Sie ihrem Kind ein gutes Vorbild!"