Arzt und Patient
© Archiv-Bild: Jakob Studnar

Gladbeck. Der falsche Arzt, der am Mittwoch in seinem Büro im Sozialamt verhaftet wurde, ist durch die private Anzeige einer städtischen Angestellten aufgeflogen. Wie bekannt wurde, hatte die Frau, die in einem anderen Verwaltungsbereich im Rathaus arbeitet, eine Liebesbeziehung mit dem 59-Jährigen.

Als das Verhältnis offenbar gegen den Wunsch der Frau beendet wurde und im Streit auseinander ging, rächte sie sich mit einer Anzeige bei der Kriminalpolizei. Sie konnte eindeutige Beweise dafür erbringen, dass der Mann, der seit sechs Monaten betriebsärztliche Aufgaben für die Stadtverwaltung wahrnahm, kein echter Arzt war. Fest steht wohl, dass er zwar medizinische Vorkenntnisse hat, aber nie ein Examen als Mediziner gemacht hat. Wie er es dennoch geschafft hat, eine Anstellung als Arzt zu bekommen, wird sicherlich Teil der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Essen sein, die den Haftbefehl beantragt hatte und nun wegen Betrugs und Urkundenfälschung gegen ihn ermittelt. Der Mann sitzt nun in Untersuchungshaft.

Der falsche Arzt ist kein unbeschriebenes Blatt

Wie ebenfalls nun bekannt wurde, ist der falsche Arzt kein unbeschriebenes Blatt, sondern auch in anderer Hinsicht bereits mehrfach betrügerisch unterwegs gewesen. Die Mediziner-Schwindelei war offensichtlich nicht der erste Fall. Dass es sicherlich Vorbelastungen gibt, bestätigt Staatsanwalt Willi Kassenböhmer.

Wie berichtet, war der falsche Arzt beim Arbeitsmedizinischen Vorsorgezentrum AMVZ in Herne beschäftigt. Der Mitarbeiter sei von von einer Personalberatungsagentur vermittelt worden, teilte Geschäftsführerin Iris Schmitz auf eine erste Anfrage nach Bekanntwerden des Falls am Donnerstag mit. Ob die Agentur Fehler gemacht habe, werde sie prüfen lassen. Anzunehmen ist, dass der falsche Arzt nicht nur in Gladbeck sondern auch in anderen Städten im Einsatz war. Dazu gab es gestern allerdings keine Auskunft beim AMVZ.

Der Hochstapler hat einmal in der Woche die betriebsärztlichen Aufgaben für die Beschäftigten der Stadtverwaltung ausgeführt. Dazu gehörten u.a. die alle drei Jahre notwendigen Augenuntersuchungen für Bildschirmarbeiten, aber auch Impfungen und beispielsweise die Verschreibung rückengerechter Schreibtische bei Bandscheibenschäden. Soweit sich das feststellen lässt, „ist kein Schaden für die Gesundheit der Mitarbeiter und auch kein finanzieller Schaden für die Stadt durch falsche oder zu teure Verschreibungen entstanden“, betonte Stadtpressesprecher Peter Breßer-Barnebeck gestern noch einmal.

Auch die Mitarbeiterin, die eine Beziehung zu dem Hochstapler hatte, habe den Mann in keiner Weise gedeckt. Es gab keinen arbeitsinhaltlichen Zusammenhang.