Zwanzig Mal schneller als die schnellsten Muskeln des Menschen: Fledermäuse verfügen über pfeilschnelle Muskeln, die sie beim Beutefang einsetzen.
fledermaus,
© infografik welt onlineÜber ihre Nase oder ihr Maul stoßen die Fledermäuse hochfrequente Rufe aus. Die ausgestoßenen Schallwellen (rot) breiten sich im Raum aus und treffen auf ein Insekt. Dort werden die Schallwellen reflektiert und bewegen sich als veränderte Schallwellen zurück zum Ohr der Fledermaus (blau). Das geriefte Ohr nimmt das Echo auf: Schallwellen von oben treffen das Ohr an einer anderen Stelle als Schallwellen von unten. Anhand des zurückgeworfenen Echos erkennt die Fledermaus Form, Größe, Ort und Bewegungsrichtung des Insekts. Jetzt kann sie ihre Beute noch im Flug schnappen.

Fledermäuse benutzen superschnelle Muskeln, um sich in der Dunkelheit zu orientieren und Beute zu jagen. Über diese Entdeckung berichten Forscher aus Dänemark und den USA in der Fachzeitschrift Science.

Bislang waren solche Muskeln nur bei Klapperschlangen, einigen Fischen und Vögeln bekannt. Nun seien sie erstmals auch bei Säugetieren nachgewiesen worden, schreibt das Team um Coen Elemans von der Universität von Süddänemark in Odense.

Beim Sturzflug auf die Beute steigert die Fledermaus ihre Echoortung auf bis zu 190 Rufe pro Sekunde. Wie das Tier diese hohe Frequenz erzeugen kann, war bislang rätselhaft.

Die Forscher fanden jetzt bei ihrer Studie mit Wasserfledermäusen heraus, dass ein extrem schneller Kehlkopfmuskel dafür verantwortlich ist. Dieser könne sich bis zu zwanzig Mal schneller als die schnellsten Muskeln des Menschen zusammenziehen, die für die Augenbewegungen zuständig sind.

Fledermäuse haben die feinsten Ohren in der Tierwelt und fangen selbst in völliger Dunkelheit ihre Beute. Sie können kleinste Insekten allein über ihren Flügelschlag aufspüren. Dazu benutzen sie die Echoortung.

"Bislang hielt man superschnelle Muskeln für außergewöhnlich. Unsere Entdeckung dieser Muskeln bei Säugetieren deutet darauf hin, dass sie verbreiteter sind als bislang angenommen", erklärte Elemans nach einer Mitteilung der dänischen Universität.

Experimente mit isolierten Muskelfaserbündeln zeigten, dass die Kehlkopfmuskeln der Fledermaus sich bis zu 200 Mal pro Sekunde zusammenziehen können.

Wasserfledermäuse kommen in vielen Ländern - auch Deutschland - relativ häufig vor. Sie jagen knapp über der Wasseroberfläche von Teichen und Seen nach Mücken und anderen Insekten.

"Bevor Fledermäuse vor mehr als 50 Millionen Jahren entstanden, war der Nachthimmel voll von Motten und anderen fliegenden Insekten", erläuterte Elemans.

"Die Entwicklung von superschnellen Muskeln war entscheidend für den Erfolg von Fledermäusen als fliegende Beutejäger in der Dunkelheit", schreiben die Autoren, zu denen auch Biologen der Universität von Pennsylvania in Philadelphia gehörten.

dpa/oc