Die Bewegung "Besetzt die Wall Street" sorgt in New York für Aufregung. Seit zwei Wochen campieren die Demonstranten in der Nähe der Börse. Am Samstag blockierten sie stundenlang die Brooklyn Bridge.
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In New York hat die Polizei am Samstag mehr als 700 Anti-Wall-Street-Demonstranten festgenommen, die die Brooklyn Bridge blockiert hatten. Fast alle sind am Sonntag wieder freigelassen worden. Die meisten der Festnahmen seien wegen "Ruhestörung" erfolgt, sagte ein Polizeisprecher. Einige der Festgesetzten kamen nach wenigen Stunden noch am Samstag (Ortszeit) wieder auf freien Fuß, am Sonntag wurden dann die meisten anderen freigelassen. Lediglich "eine Minderheit" befinde sich noch in Gewahrsam, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Die meisten seien auf freien Fuß gesetzt worden, würden aber wegen Störung der öffentlichen Ordnung vor Gericht vorgeladen. Wie viele Demonstranten in Gewahrsam blieben, sagte der Sprecher nicht.

Am Samstag hatten die Demonstranten stundenlang die berühmte Hängebrücke zwischen den Stadtteilen Manhattan und Brooklyn lahmgelegt. Sie hatten bei einem Demonstrationszug den Fußweg der vielbefahrenen Brücke verlassen und waren auf die Fahrbahn gelaufen.

"Besetzt die Wall Street"

Die Demonstranten gehören der locker organisierten Protestbewegung "Besetzt die Wall Street" an, die in New York seit zwei Wochen mit Aktionen für Aufsehen sorgt. Damit macht sie insbesondere gegen Zwangsversteigerungen von Häusern durch Banken, die hohe Arbeitslosigkeit sowie die Milliarden-Hilfen für Geldhäuser während der Finanzkrise Front.

Ihr Lager haben die Protestler in einem Park aufgeschlagen, das sich nahe des bei den Anschlägen des 11. September 2001 zusammengestürzten World Trade Center befindet. Die Demonstranten sind über die Internetseite occupywallst.org ("Besetzt die Wall Street") vernetzt.

Polizei geht übertrieben hart vor

Am Freitagabend hatten mehr als 1000 Demonstranten friedlich gegen das aus ihrer Sicht übertrieben harte Vorgehen der Polizei bei einer früheren Aktion protestiert. Eine Woche zuvor hatte die Polizei rund 80 Mitglieder der Bewegung festgenommen, die ebenfalls den Verkehr behinderten. Ähnliche Proteste gab es in anderen Städten wie Boston, Chicago und San Francisco. Prominente wie der Filmemacher Michael Moore und Schauspielerin Susan Sarandon versicherten ihre Unterstützung. Solidaritätsbekundungen erhielt die Bewegung bislang auch aus dem Gewerkschaftslager.

In Boston marschierten 3000 auf

Die Proteste gegen die Banken hatten am 17. September im kleinen Zuccotti-Park in Manhattan begonnen, Vorbild waren die Protestcamps in Spanien und von Demonstranten in der arabischen Welt. Eine geplante symbolische Besetzung der Wall Street wurde von der Polizei mit einem massiven Aufgebot verhindert. Diesmal hatten die Demonstranten daher beschlossen, zur Brooklyn Bridge zu ziehen.

In Boston gab es Angaben der Polizei vom Samstag ähnliche Proteste, als eine große Menge am Freitagnachmittag (Ortszeit) vor einem Gebäude der Bank of America demonstrierte. Ihr Protest richtete sich unter anderem gegen Zwangsversteigerungen von Immobilien. Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich rund 3000 Menschen an den Demonstrationen, die Polizei gab keine Schätzung ab. 24 Demonstranten wurden wegen unerlaubten Betretens eines Grundstücks festgenommen. Auch in Los Angeles, Albuquerque und New Mexico gab es am Samstag Anti-Wall-Street-Proteste.

Proteste in Portugal

Nicht nur in den USA, auch in der alten Welt wird demonstriert. Mehrere zehntausend Menschen haben am Samstag in Portugal gegen das Sparprogramm der Regierung demonstriert. Nach Angaben der Gewerkschaft CGTP versammelten sich in der Hauptstadt Lissabon rund 130.000 Demonstranten, in Porto rund 50.000. Die Polizei machte keine Angaben zu den Zahlen, örtliche Medien schätzten die Teilnehmerzahl geringer ein. "Es ist Zeit für einen Kurswechsel", sagte CGTP-Generalsekretär Manuel Carvalho da Silva auf der Kundgebung in Lissabon. Die Demokratie sei in Gefahr. Er kündigte für Oktober mehrere landesweite Streiks an.

Portugal gehört zu den hoch verschuldeten Ländern der Euro-Zone, die Milliarden-Hilfen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen mussten, um einen Staatsbankrott abzuwenden. Im Mai hatte es die Zusage über Notkredite im Umfang von 78 Milliarden Euro über einen Zeitraum von drei Jahren erhalten.

APA/Reuters/Red.