Lippenfisch bei der Werkzeugnutzung
© Giacomo Bernardi, ucsc.eduLippenfisch bei der Werkzeugnutzung: Standbild aus dem Video

Santa Cruz/ USA - Meeresbiologen haben in den Korallenriffen vor Palau einen Fisch gefilmt, der eine Muschel so lange immer wieder gegen einen Stein wirft, bis diese aufbricht. Damit handelt es sich um den ersten filmischen Beweis für das für die Verwendung von Werkzeugen bei Fischen.

Wie der Evolutionsbiologe Professor Giacomo Bernardi von der "University of California Santa Cruz" im Fachmagazin Coral Reefs berichtet, entstanden die Aufnahmen schon 2009 und zeigen einen Zahnlippenfisch, der zunächst eine Muschel aus den Sand ausgräbt, diese dann über eine ihm offenbar genehme Felsbank schleppt und die Muschel dann so lange auf und gegen die Steine wirft, bis diese aufbricht und das Innere freigibt.

"Aufgrund der zahlreichen Zwischenschritte, bedarf dieser Vorgang bzw. dieses Handeln eine Menge an Vorausdenken", erläutert Bernardi. "Für einen Fisch ist das eine wirklich große Sache."


Der Film bestätigt frühere Schilderungen von Beobachtungen vom Werkzeuggebrauch durch Fische. In allen dieser vorigen Beobachtungen handelte es sich um Arten von Lippenfischen, die Steine zum Aufbrechen von Muscheln verwendeten. Zum ersten Mal hörte Bernardi von diesem Verhalten der Fischer 1994, als dieses von einem Kollegen vor Florida beobachtet werden konnte.

"Lippenfische sind sehr neugierige und experimentierfreudige Tiere. Sie sind allesamt Fleischfresser, sehr geruchsempfindlich und verfügen über ein sehr gutes Sehvermögen", so Bernardi.

Lippenfische gehören zu den größten und facettenreichsten Familien von Meeresfischen. Eine Vielzahl jener Fische, die beim Werkzeuggebrauch beobachtet wurden, seien nicht sehr eng miteinander verwandt, erläutert der Forscher, "decken aber eine große Spanne der evolutionären Geschichte innerhalb der Lippenfische ab. Sie befinden sich an den gegensätzlichen Enden des phylogenetischen Stammbaumes. Es scheint sich also um ein tief sitzendes Verhaltensmerkmal der Lippenfische zu handeln."

Noch bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts galt das Verwenden von Werkzeugen noch als exklusive Fähigkeit des Menschen. Erst die Verhaltensforscherin Jane Godall konnte anhand von Schimpansen aufzeigen, dass auch Tiere Werkzeuge nutzen. Mittlerweile wurde die Fähigkeit bereits bei zahlreichen Primaten, einigen Vogelarten, Delfinen, Elefanten und weiteren Tierarten nachgewiesen.

Bernardi vermutet, dass es noch zahlreiche weitere, bislang jedoch noch nicht entdeckte Beispiele für die Verwendung von Werkzeugen bei Fischen gibt. "Wir verbringen wahrscheinlich einfach nur zu wenig Zeit unter Wasser, um Fische zu beobachten. Vielleicht können alle Lippenfische diese Technik? Der Vorgang läuft recht schnell ab und ist aus diesem Grund auch leicht zu verpassen."

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / ucsc.edu