Im Fernsehen ging es für Thomas Gottschalk in seiner ersten von drei "Wetten, dass ..?"-Abschiedssendungen gerade auf die Zielgerade, als die zwei Gruppen zur syrischen Botschaft zogen. Eine aus der Stülerstraße, die andere aus der Klingelhöferstraße.
botschaft syriens
© ddp

Kurz darauf stiegen die 24 Demonstranten gegen halb elf in der Nacht zu Sonntag über den Zaun oder brachen das Tor zur Residenz in der Rauchstraße auf. Ein paar von ihnen randalierten. Der Botschafter - selbst im Gebäude - rief die Polizei. Um kurz nach elf war der Spuk vorbei. Ohne Verletzte. Es gab eine Festnahme. Der 34-Jährige hatte laut Polizei kurzzeitig die syrische Fahne der Botschaft in seinem Besitz gebracht.

Nach der Tötung des kurdischen Oppositionsführers Maschaal al-Tammo in Syrien ist es in mehreren europäischen Städten zu Protesten gekommen, teilweise waren sie sogar gewaltsam. In Deutschland war neben Berlin auch das Konsulat in Hamburg betroffen. Zudem gab es heftige Proteste in Wien und Genf.

Am Sonntagmorgen drangen Demonstranten in das Bürohaus in der Hamburger Hafencity ein, in dem das Honorarkonsulat Syriens seinen Sitz hat. Sie schlugen mehrere Fensterscheiben ein.

Gegen 1 Uhr hatten sich die Demonstranten vor dem Gebäude versammelt. Die etwa 30 Teilnehmer hielten Transparente hoch, schwenkten Fahnen und skandierten Parolen. Später zerschlugen die Demonstranten die Eingangstür zu dem Gebäude und warfen Fenster ein. Als die Polizei anrückte, waren vier Männer in dem Haus. Als sie die Polizei dazu aufforderte, kamen sie freiwillig heraus. Bis zum Büro des Konsulats, das in dem Haus liegt, konnten die Demonstranten nicht vordringen. Vier Demonstranten wurden von den Einsatzkräften festgenommen. Gegen sie ermittelt die Polizei wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung. Einer von ihnen, dessen Identität festgestellt werden konnte, wurde noch in der Nacht entlassen. Der Mann war extra zu der Aktion aus den neuen Bundesländern angereist. "Die drei anderen Männer konnten sich nicht ausweisen. "Die Identitätsfeststellung läuft noch", so die Polizistin. Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Bei dem Angriff auf das Konsulat dürfte es sich um eine überregional organisierte Aktion kurdischer Gruppen handeln.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kritisierte die Proteste mit scharfen Worten. Übergriffe auf Botschaften und Konsulate seien nicht hinnehmbar und würden mit aller Konsequenz verfolgt, erklärte er nach Angaben eines Sprechers des Auswärtigen Amtes. Die Bundesregierung nehme ihre Verantwortung für die Sicherheit aller in Deutschland befindlichen diplomatischen und konsularischen Vertretungen sehr ernst. Westerwelle habe wegen des Vorfalls in der Botschaft mit Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) telefoniert, hieß es weiter. Beide seien sich einig gewesen, dass alles getan werden müsse, dass sich derartige Vorfälle nicht wiederholten.

Ähnlich wie in Berlin und Hamburg sind syrische Oppositionelle am Wochenende auch zu den Vertretungen des Landes in Wien und Genf gezogen, um gegen die Regierung zu protestieren. In der Nacht zum Samstag drang eine Gruppe von Regimegegnern in die Räume der syrischen Botschaft in Wien ein, sagte eine Polizeisprecherin. Elf Männer wurden vorläufig festgenommen, alle seien syrische Staatsangehörige. Sie hätten bei Befragungen durch die Polizei angegeben, die Aktion sei ein Protest gegen das Regime in Syrien gewesen. Zunächst hatte es geheißen, es seien sowohl Männer als auch Frauen beteiligt gewesen. Insgesamt waren in der Nacht zum Samstag etwa 20 Menschen gewaltsam in das Gebäude in Wien eingedrungen. Eine Gruppe hielt sich während der Aktion vor dem Gebäude auf der Straße auf. Als die Polizei gerufen wurde, konnte ein Teil der Beteiligten flüchten. Es gab keine Verletzten, allerdings erheblichen Sachschaden, da die Tür aufgebrochen wurde. Es sei aber nichts gestohlen worden, berichtete die Polizei.

In Genf hatten nach Berichten der Schweizer Nachrichtenagentur SDA rund 40 kurdische Syrer zunächst vor der syrischen Vertretung bei den UN gegen die Ermordung al-Tammos protestiert. Fünf von ihnen seien dann über ein Baugerüst in die Mission eingedrungen. Sie hätten syrische Flaggen geschwenkt und Dokumente aus dem Fenster des mehrstöckigen Gebäudes geworfen. Die Polizei nahm die fünf Eindringlinge schließlich fest.