Depressive flüchten sich gerne ins Bett - und in den Schlaf. Doch das ist nicht unbedingt das beste Mittel gegen Depressionen, so Experten.
Schlafende Person
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MÜNCHEN. Depressive fühlen sich oft müde und kraftlos. Doch viel Schlaf hilft ihnen nach Ansicht des Psychiaters Ulrich Hegerl nicht. In Therapien könne ein kontrollierter Schlafentzug die Stimmung der Patienten sogar kurzfristig stark verbessern, sagte der Direktor der Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Leipzig am Donnerstag bei einem Fachkongress in München.

Im Schlaflabor werden die Betroffenen dazu nach wenigen Stunden geweckt und bis zum nächsten Abend wach gehalten. Damit unterbrechen die Forscher den gestörten Nachtschlaf der Depressiven und verhindern, dass sie beispielsweise stundenlang wach liegen. Am nächsten Tag fühlten sie sich deshalb deutlich besser. Ein Ziel der Forschung sei es nun, den positiven Effekt des Schlafentzugs dauerhaft zu erhalten, sagte Schlafforscher Axel Steiger vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München.

Schlafstörungen seien ein häufiges Symptom bei Depressiven, sagte Steiger. Auch das Fehlen von Emotionen und Appetit kann laut Psychiater Hegerl auf eine Erkrankung hinweisen. Einen bestimmten Auslöser wie Stress gibt es ihm zufolge nicht. „Das Leben bietet ununterbrochen Gelegenheiten, depressiv zu werden“, sagte der Experte.

(dpa/lby)