Die Demonstranten verlagern ihren Protest von der Wall Street an die Upper East Side - und marschieren vor der Haustür reicher New Yorker wie Rupert Murdoch und John Paulson.
koch, new york
© Roland Lindner
Die New Yorker Protestbewegung beschränkt sich nicht mehr auf die Gegend um die Wall Street: Am Dienstag marschierten Hunderte von Demonstranten direkt vor die Haustür prominenter reicher New Yorker an der noblen Upper East Side in der Nähe des Central Park: Zu den Stationen auf dem „Millionärsmarsch“ gehörten unter anderem Häuser des Medienunternehmers Rupert Murdoch, des Industriellen David Koch und des Hedge-Fonds-Managers John Paulson.

Die Demonstranten trafen sich am Mittag an der südöstlichen Ecke des Central Park und liefen von dort aus die Fifth Avenue und später die Park Avenue ab. Vor den Häusern ihrer Zielobjekte blieben sie jeweils mehrere Minuten stehen und skandierten die Parolen wie „Wir sind die 99 Prozent“.

Erste Station ist das Haus mit der Nummer 834

Damit wollen sie die Botschaft vermitteln, dass der Wohlstand einer kleinen Gruppe von einem Prozent der Amerikaner zu Lasten der großen Mehrheit der Bevölkerung geht. Dieser Satz ist einer der zentralen Schlachtrufe der Protestbewegung „Occupy Wall Street“ („Besetzt die Wall Street“), die Mitte September im Zuccotti Park in der Nähe der New Yorker Börse begann. Die Demonstrationen haben sich mittlerweile auch auch viele andere amerikanische Städte ausgeweitet.

Bei der Tour zu den New Yorker Superreichen dürften mehr als 500 Demonstranten unterwegs gewesen sein. Erste Station war das Haus mit der Nummer 834 an der Fifth Avenue, in dem Rupert Murdoch wohnt, der Chef des Medienkonzerns News Corp.

„Wie viel Geld brauchen Sie, Herr Murdoch?“

Murdoch hat hier im Jahr 2004 ein dreistöckiges Penthouse für 44 Millionen Dollar gekauft. Eine der Demonstrantinnen, Laurie Birmingham, sagt, sie würde dem Medienmogul nur gerne eine Frage stellen: „Wie viel Geld brauchen Sie eigentlich, Herr Murdoch?“ Aber die 54 Jahre alte Schauspielerin rechnet nicht allen ernstes damit, Murdoch zu Gesicht zu bekommen, oder irgend einen anderen der reichen New Yorker, die an diesem Tag auf der Liste stehen.

Von Murdochs Residenz geht es weiter zu dem berühmten Haus „740 Park Avenue“, traditionell eine der elitärsten Adressen der Stadt. „Hier wohnt David Koch“, ruft Jonathan Westin, einer der Organisatoren des „Millionärsmarsches“, den anderen Demonstranten zu.

„Ich hoffe doch, dass unsere Botschaft ankommt“

Koch ist Miteigentümer des Industriekonglomerats Koch Industries und einer der reichsten Menschen in ganz New York. Neben Murdoch und Koch stehen auf dem Programm der Tour noch Jamie Dimon, der Vorstandschef der Bank J.P. Morgan Chase, Hedge-Fonds-Manager John Paulson sowie der Banker und Immobilienunternehmer Howard Milstein.

Der Marsch verläuft friedlich und diszipliniert - so wie dies überwiegend in den vergangenen Wochen bei „Occupy Wall Street“ der Fall war. Ein großes Polizeiaufgebot stellt sicher, dass die Demonstranten auf den Gehwegen bleiben. Jonathan Westin sagt, er werde nicht seinen Atem anhalten in der Hoffnung, dass sich einer der Millionäre zeigen wird. „Aber ich hoffe doch, dass unsere Botschaft ankommt.“