Die Österreicher wollen mehr als reine Schulmedizin: Zwei Drittel setzen auf ergänzende Therapien, zeigt eine Studie.
Erkältete Frau
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Greifen Sie bei Fieber zuerst einmal auf Essigpatscherln und schweißtreibenden Lindenblütentee nach Omas Rezept oder lieber gleich zu starken Medikamenten? Wer auf Ersteres schwört, dürfte eher zum "naturorientierten Typus" zählen. Die Vertreter haben gute Erfahrungen mit ergänzenden und sanften, zum Teil pflanzlichen Arzneien gemacht. Wer lieber gleich auf Medikamente setzt, gehört zum "Schulmedizin-orientieren Typus", dem Kräuter und Tees gestohlen bleiben können.

Im Rahmen einer neuen, am Montag veröffentlichten Studie definierte die Karmasin Motivforschung auch einen dritte Kategorie: Der "Offene Typus" vertraut Schul- und Komplementärmedizin gleichermaßen. Er würde bei Fieber wohl zuerst Hausmittel anwenden. Und erst zu Medikamenten greifen, wenn das nichts nützt.

Die Studie zeigt aber: Mit dem heimischen Gesundheitssystem sind die Österreicher zufrieden - weitgehend. Am auffälligsten ist der Wunsch nach mehr Gesprächszeit mit dem Arzt und einer persönlicheren Betreuung. Das spielt für drei Viertel der Befragten die Hauptrolle. Gleich danach rangieren die komplementärmedizinischen (ergänzenden, Anm.) Methoden. "Die Österreicher vertrauen zwar der klassischen schulmedizinischen Behandlung. Diese wird nur von sechs Prozent total abgelehnt", sagt Studienleiterin Sophie Karmasin.

Interesse gestiegen
Gragik Patientenwünsche
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Das Interesse an ergänzenden Angeboten - aber auch jenes, selbst aktiv etwas für seine Gesundheit tun zu können - sei in den vergangenen 25 Jahren enorm gestiegen. "Vieles wurde damals als Esoterik abgetan. Heute ist das Wissen, etwa über Akupunktur, Homöopathie und Ähnliches bedeutend höher als früher." Das schlug sich auch in der aktuellen Untersuchung nieder. Knapp die Hälfte der Befragten haben bereits Erfahrungen mit derartigen Behandlungen. Der Hauptauslöser für die Inanspruchnahme waren vor allem Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Migräne, innere Unruhe und Magen-Darm-Probleme. Mit einem Bekanntheitsgrad von je 82 Prozent liegen Akupunktur und Homöopathie ganz vorne. Auf den weiteren Plätzen: Kneipptherapie (64 %), Bachblüten (63 %), Traditionelle Chinesische Medizin (38 %). Karmasin: "In diesem Bereich gibt es einen relativ hohen Wissensstand."

Im Geschlechtervergleich attestiert die Studie allerdings Frauen mehr Vertrauen in komplementärmedizinische Behandlungsmethoden. Männer erweisen sich als kritischer. "Frauen interessieren sich mehr für gesundheitliche Belange und gelten in den Familien noch immer als die Gesundheitsmanager", betont Karmasin.