Das Interesse an der chronischen Krankheit Diabetes ist ungebrochen. Das zeigte die Resonanz auf dem 17. Diabetikertag am Sonnabend in der Rolandhalle in Perleberg. Rund 250 Gäste verfolgten Referate zum diesjährigen Thema "Bewegung", kamen mit Experten ins Gespräch, konnten sich über neueste Behandlungsmethoden informieren. Vorbereitet und moderiert wurde die Veranstaltung von der Diabetologin Dr. Susann Lehrmann-Götze.

Einen Trend kann sie aus ihrer langjährigen Praxiserfahrung bestätigen: Die klassische Altersdiabetes vom Typ II bekommen immer häufiger junge Menschen. "Das sind vor allem die Altersgruppen 50 bis 66 Jahre, zunehmend aber auch die 40- bis 50-Jährigen", sagte sie. Selbst Kinder und Jugendliche seien betroffen. Ursachen: falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, starkes Übergewicht. Dr. Lehrmann-Götze spricht von 14-Jährigen, die bis zu 130 Kilogramm wiegen. Ihre Bauchspeicheldrüse sei zwar intakt, könne aber für so ein Körpergewicht nicht genug Insulin produzieren.

Die gute Nachricht für junge Diabetiker sei, dass sie bei einer Änderung ihres Lebenswandels die Krankheit besiegen können: "Gelingt es ihnen, ihr Gewicht entscheidend zu reduzieren, kann ihr Körper ausreichend Insulin produzieren. Meistens geht damit auch der Bluthochdruck wieder zurück", so die Expertin.

Erfreulich für Betroffene sei ebenfalls, dass neue und bessere Medikamente entwickelt werden. So gebe es einen neuen Wirkstoff, der vor allem Patienten helfe, deren Körper noch Insulin produziert, die erst drei oder vier Jahre Diabetes haben. Vorteil des neuen Wirkstoffs sei, dass sie nur einmal die Woche spritzen müssen, sagt Lehrmann-Götze. Für wen dieses Medikament wirklich geeignet sei, müsse bei jedem Patienten individuell geprüft werden.

Hilfe und Unterstützung finden Diabetiker beispielsweise in der Perleberger Selbsthilfegruppe. Sie besteht seit 1995 und zählt aktuell 46 Mitglieder. "Als ich damals begann, Insulin zu spritzen, suchte ich Hilfe, stieß auf die Gruppe", erzählte Bärbel Gaedecke. Sich mit anderen auszutauschen, eigene Erfahrungen einzubringen und von den Erfahrungen der anderen zu profitieren, sei hilfreich. "Das gibt einem viel", sagte sie. Mittlerweile leitet Bärbel Gaedecke die Gruppe.

Grundsätzlich sei die Gruppe offen für neue Mitglieder. Diabetiker, deren Angehörige, Interessierte dürfen kommen. Treffpunkt ist jeweils einmal im Monat von 14 bis 16 Uhr in der Begegnungsstätte der Awo, Quitzower Straße in Perleberg. "Wir laden kompetente Gesprächspartner ein. Diabetes tut nicht weh, deshalb ist es wichtig, viel über diese Krankheit zu erfahren." Wichtige Partner seien das Kreiskrankenhaus und die Diabetologin Dr. Susann Lehrmann-Götze.

Bärbel Gaedecke nennt nur einige der häufigsten Begleiterscheinungen: Nieren- und Nervenschäden, besonders gefährdet seien auch Augen und Füße. "Mit der richtigen Medikamentendosis kann man aber ein normales Leben führen", so die Leiterin der Selbsthilfegruppe. Dazu gehöre selbstverständlich auch der Verzehr von Süßigkeiten - nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr über. "Es kommt auf die Menge an", sagte Gaedecke. Und auf die Bewegung, sie helfe wirklich. Dabei gehe es nicht zwingend um einen Ausdauersport. Schon ein regelmäßiger Spaziergang oder das Verzichten auf einen Fahrstuhl könnten hilfreich sein.