Von Stunde zu Stunde schwinden die Hoffnungen, nach dem verheerenden Erdbeben im Süden der Türkei noch Überlebende zu finden. Wie durch ein Wunder konnten am Dienstag noch einige Menschen geborgen werden, darunter ein Baby und seine Mutter. Gleichzeitig stieg die Zahl der Toten nach dem Erdbeben in der Türkei jedoch auf über 430.

Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben im Südosten der Türkei ist die Zahl der Toten deutlich auf über 430 angestiegen. Zugleich bargen Rettungsmannschaften am Dienstag weitere Menschen lebend aus den Trümmern, darunter ein zwei Wochen altes Baby und seine Mutter. Doch die Hoffnung, noch mehr Überlebende unter den Tonnen von Schutt und Steinen zu finden, schwanden mit jeder Stunde. Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde stieg die Zahl der Verletzten auf mehr als 1350. Die Zahl der Toten war zuvor mit 366 angegeben worden. Tausende mussten die zweite Nacht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in Zelten oder um kleine Feuer geschart im Freien verbringen, während ein Nachbeben die Region Van erneut erschütterte. Die Regierung sicherte die Lieferung weiterer Zelte und Decken zu, nachdem die Opfer in der mehrheitlich von der kurdischen Minderheit bewohnten Region zu langsame Hilfen beklagt hatten.

Die Retter konzentrierten sich auf die am schlimmsten getroffene Stadt Ercis mit rund 100.000 Einwohnern sowie die Provinzhauptstadt Van mit einer Million Bewohner. Mehr als 2200 Gebäude sind wegen des Bebens eingestürzt. Zu den Geretteten gehörte der 18-jährige Mesut Özan Yilmaz. „Es war wie das Jüngste Gericht“, schilderte der unverletzt gebliebene junge Mann auf CNN Türk seine 32 Stunden in den Trümmern eines Teehauses. Die mit ihm verschütteten Menschen hätten versucht, sich Platz in der Enge zu schaffen. „Ich habe meinen Kopf auf den Fuß eines toten Mannes gelegt.“ Wenn er innerlich aufgegeben hätte, wäre er gestorben, sagte der Mann.

Dass auch sein Neffe wie Yilmaz lebend geborgen wird, war die große Hoffnung von Emin Kayram. „Er ist 18, Student. Noch ist er verschüttet. Heute ist der dritte Tag, aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Wir müssen hier ausharren“, sagte der 53-Jährige, der sich an einem Lagerfeuer zu wärmen versuchte. Die achtköpfige Familie verbrachte die Nacht in einem Minibus. „Das Leben ist zur Hölle geworden. Wir sind draußen. Es ist kalt. Es gibt keine Zelte“, klagte Kayram.

Unter den Augen weinender Menschen wurden fünf in Plastiksäcke gepackte Leichen weggebracht. Die Rettungsmannschaften wühlten sich mit schwerem Gerät wie Presslufthämmern, aber auch Schaufeln und Äxten und schließlich mit bloßen Händen durch die Trümmer aus Stahl und Beton. Immer wieder forderten erschöpfte Helfer zur Ruhe auf, weil sie Rufe Verschütteter gehört haben wollten.

gxb/Reuters