Vier Tage nach dem schweren Erdbeben in der Türkei verschlimmert sich die Lage der obdachlos gewordenen Menschen. Zehntausende sind bei Regen und Schnee in Zelten untergebracht und auf Hilfslieferungen angewiesen. Besonders die Menschen in abgelegenen Dörfern warten auf Hilfe.
Erdbebenopfer in Zelt
© dapdIn Zelten warten die Erdbebenopfer auf Hilfe.

Auch am vierten Tag nach dem Erdbeben suchen Rettungskräfte weiter nach Überlebenden. Am Morgen war ein 19-jähriger Mann lebend aus den Trümmern eines fünfstöckigen Hauses geborgen worden, wie der türkische Nachrichtensender NTV berichtete. Gestern konnten die Einsatzkräfte eine 27-Jährige und einen 18-Jährigen lebend befreien.

Insgesamt konnten offiziellen Angaben zufolge 185 Menschen lebend geborgen werden. Die Zahl der Toten stieg nach Angaben der Rettungskräfte auf 523. Zudem seien 1650 Menschen verletzt.

Regierung lässt Hilfe zu - und räumt Versäumnisse ein

Nach anfänglichem Zögern hatte die Regierung in Ankara gestern Hilfsangebote aus dem Ausland angenommen. Die Bundesregierung sicherte 360.000 Euro Soforthilfe zu. Der Beauftragte für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Markus Löning, sagte, das Deutsche Rote Kreuz liefere 500 wintertaugliche Zelte, 2500 Decken und diverse Zeltheizungen.

Israel will sich mit einer Luftbrücke beteiligen. Die Beziehungen beider Staaten waren zuletzt eingefroren. Hintergrund ist der Streit über einen israelischen Militäreinsatz gegen eine Hilfsflotte für den palästinensischen Gazastreifen, bei dem neun türkische Aktivisten getötet worden waren. Über die Hilfe für die Bebenopfer könnten sich beide Seiten wieder annähern.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will die Katastrophenregion im Osten des Landes morgen besuchen. Er räumte Fehler beim Krisenmanagement ein: Obwohl die Situation mittlerweile unter Kontrolle sei, habe es in den ersten 24 Stunden nach dem Beben Versäumnisse gegeben.