Eine aktuelle Studie kommt zu einem unerwarteten Ergebnis: Häufig sind es langjährige Betriebsangehörige in Führungspositionen, die sich auf Kosten ihres Unternehmens bereichern. Der durchschnittliche Schaden beläuft sich auf rund eine Million Euro.

Aus Frustration oder Leistungsdruck greifen manche langjährigen leitenden Mitarbeiter in die Firmenkasse oder lassen sich bestechen, wie aus einer am Mittwoch in Frankfurt veröffentlichten internationalen Untersuchung des Beratungsunternehmens KPMG hervorgeht. Der Täter ist demnach in den meisten Fällen männlich (87 Prozent), Mitte 30 bis Mitte 40 Jahre und bekleidet eine Führungsposition (82 Prozent), vor allem im Finanzbereich oder im Vertrieb.

Häufig nur oberflächliche Kontrollen

Der durchschnittliche Schaden pro Fall liegt laut der Studie bei einer Million Euro. In drei von vier Fällen nutzten die Täter laxe interne Kontrollen aus. Mit 60 Prozent sind die meisten Wirtschaftskriminellen länger als fünf Jahre im Unternehmen, wenn die Tat aufgedeckt wird, ein Drittel sogar zehn Jahre und mehr.

Die häufigsten Delikte sind Betrug beim Einkauf von Waren und Dienstleistungen oder der Griff in die Unternehmenskasse. Auch gefälschte Finanzkennzahlen, um Verluste oder schlechte Entwicklungen zu verschleiern, sind den Angaben zufolge relativ häufig. „Die Annahme von Bestechungsgeldern für die Akzeptanz von überhöhten Projektkosten ist ebenfalls eine gängige Methode“, sagte KPMG-Partner Frank Hülsberg.

Frustration und Leistungsdruck als Ursachen

Veränderungen der persönlichen Lebensumstände, Frustration und Leistungsdruck sind häufig Gründe, warum einst zuverlässige Mitarbeiter dem eigenen Unternehmen schaden. KPMG zufolge gibt es meist schon früh erste Hinweise. Ein Warnsignal sei beispielsweise, wenn ein Mitarbeiter offensichtlich über seine Verhältnisse lebe. Der Studie zufolge wurden jedoch nur sechs Prozent aller Hinweise verfolgt, ein Rückgang um fast 20 Prozentpunkte gegenüber der Untersuchung aus dem Jahr 2007. „Das ist umso fataler, als die ganz überwiegende Mehrheit der Betrüger, nämlich 96 Prozent, Mehrfachtäter sind“, sagte Hülsberg.

Die Einhaltung von Gesetzen und internen Richtlinien ist in den meisten deutschen Großunternehmen allerdings inzwischen Chefsache: Mit 45 Prozent hat fast die Hälfte ein eigenes Vorstandsressort Compliance eingerichtet oder die Zuständigkeit direkt dem Vorstandschef zugeordnet, wie aus der KPMG-Umfrage bei 36 großen Unternehmen hervorgeht.

mbe/dpa