Im Traum können wir fliegen. Die Welt erscheint ganz winzig von da oben. Der Träumende spürt gar den Wind. Wie diese Erlebnisse im Kopf entstehen, war lange ein Rätsel. Nun ist es gelungen, Hirnaktivitäten beim Träumen zu analysieren. Möglich wurde dies mithilfe "luzider Träumer", die Trauminhalte willentlich steuern können.

Die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) kann Hirnaktivitäten sichtbar machen. Doch die Analyse von Träumen ist schwierig: Welche Regung gehört zum Traum und welche nicht? Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, der Charité und des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben mit Messungen bei luziden Träumen zeigen können, dass das Gehirn bei Traumhandlungen ähnlich aktiv ist wie bei real ausgeführten Handlung. Neun "Klarträumer" legten sich im fMRT zur Ruhe und träumten davon, die linke und dann die rechte Hand für zehn Sekunden zu einer Faust zu ballen. Die Forscher maßen zunächst die Gehirnströme mittels Elektroenzephalogie und konnten so den Eintritt in den Rapid-Eye-Movement-(REM-)Schlaf bestimmen - einer Phase, in der Träume besonders intensiv empfunden werden. Die ab diesem Zeitpunkt gemessene Hirnaktivität spiegelte den vereinbarten "Traum" wider. So wird in den fMRT-Bildern deutlich, dass eine Region der sensomotorischen Großhirnrinde des Gehirns aktiviert wurde, die für das Ausführen von Bewegungen im Wachzustand zuständig ist. Auch wenn die wachen Probanden sich die Bewegung der Hand nur vorstellten oder sie ausführten, reagierte der sensomotorische Teil der Gehirnrinde ähnlich.

Die Übereinstimmung der gemessenen Gehirnaktivität von Traum und bewusster Handlung zeige, dass Trauminhalte gemessen werden könnten. "Wir können mit dieser Kombination aus Hirnströmen während des Schlafs, bildgebenden Verfahren und luziden Träumen nicht nur einfache Bewegungen im Traum untersuchen, sondern auch die Aktivierungsmuster im Gehirn, etwa bei visuellen Traumwahrnehmungen, messen", sagt Martin Dresler vom MPI für Psychiatrie. "Unsere Träume sind also kein 'Schlafkino', in dem wir lediglich passiv ein Geschehen nur beobachten, sondern schließen Aktivität in denjenigen Hirnregionen mit ein, die für die Traumhandlung relevant sind", erklärt Michael Czisch vom MPI für Psychiatrie. Traum und Wirklichkeit sind also stärker verbunden als bislang angenommen.