Der Wolf kehrt unaufhaltsam nach Deutschland zurück, sagt eine Studie des Bundesamts für Naturschutz. Fazit: Alle Bundesländer sollten sich auf den Wolf einstellen.
Wolf
© dpaDer Wolf wandert viel. Bis zu 70 Kilometer an einem Tag kann ein Tier zurücklegen.

Derzeit leben zwölf Rudel in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Einzeltiere wurden in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Hessen und Bayern gesichtet. Es werden wohl noch mehr werden, sagt das Bundesamt für Naturschutz (BfN).

Die sehr anpassungsfähigen Tiere könnten noch weiter nach Westen vordringen, etwa nach Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Im Teutoburger Wald oder in der Eifel sollen die Lebensbedingungen besonders günstig sein. Auch im Nachbarland Frankreich gibt es Wölfe. Erst in diesem Sommer wurde am Col du Bonhomme, im lothringischen Teil der Vogesen, ein Wolf gesichtet.

Der letzte Wolf in Deutschland wurde 1904 in Sachsen erlegt. Vor knapp 20 Jahren begannen sich Wölfe dann wieder in Deutschland anzusiedeln, sie wanderten aus Polen ein. Das erste Rudel wurde 2000 in der Lausitz in Sachsen entdeckt. Insgesamt leben laut des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) 60 Wölfe in Deutschland.

Mit einer Pilotstudie wollte das BfN in Zusammenarbeit mit dem Wildbiologischen Büro Lupus die Wanderwege der Wölfe erkunden und herausfinden, wie sich die Tiere verhalten. Sechs Jungtiere - drei weibliche und drei männliche - wurden dafür mit GPS-Sendern ausgestattet, die zwei Jahre lang Daten über die Aufenthaltsorte lieferten.

Das Ergebnis habe viele Fachleute verblüfft, sagte Jessel. So können Wölfe mehr als 70 Kilometer am Tag zurücklegen. Wolf Alan, einer der Probanden, entfernte sich schon mit zwölf Monaten von seinem Rudel in Sachsen und lief in zwei Monaten 1550 Kilometer weit bis nach Weißrussland. Dabei überquerte er Autobahnen, durchschwamm Weichsel und Oder und überwand die überwiegend mit Elektrozäunen gesicherte Grenze zwischen Polen und Weißrussland. Alans Bruder Karl hingegen blieb 19 Monate lang beim Rudel, ehe er in 16 Tagen 400 Kilometer nach Berlin und zurück lief, um sich dann in der Nähe des elterlichen Rudels sein Territorium abzustecken und sein eigenes Rudel zu gründen. Wolfsschwester Mona lebt nach 27 Monaten noch immer bei den Eltern.

"Wölfe können innerhalb kurzer Zeit prinzipiell überall in Deutschland auftauchen", ist eine der Schlussfolgerungen der aus der Studie des BfR. Sie können sich an unterschiedlichste Lebensräume anpassen.

Der Wolf ist ein Hasenfuß

Dabei gilt allerdings als Voraussetzung, dass es keine unmittelbare Störungen durch Menschen gibt. "Wölfe sind eigentlich Hasenfüße", sagte Jessel. Sie können Verkehrswege überqueren und in deren Nähe leben. Ihre Jungtiere sind an Straßen aber gefährdet. Seit dem Jahr 2000 wurden 14 Tiere überfahren.

Die Empfehlung des BfN lautet: Alle Bundesländer sollten sich auf das Erscheinen des Wolfes einstellen. Sofern noch nicht geschehen, sollten Pläne für ein Wolfsmanagement erarbeitet werden. Dabei sollte den Ausbreitungsfähigkeiten der Wölfe und deren Bedürfnis nach Rückzugsräumen, in denen sie nicht gestört werden Rechnung getragen werden. Außerdem sollen Konflikten zwischen Menschen und Wölfen vorgebeugt werden. Das gelingt am besten mit Aufklärung und Information der Bevölkerung.

Die begrüßt anscheinend mehrheitlich die Rückkehr der Wölfe. Nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag des BUND befürworten 79 Prozent der Befragten, dass sich in Deutschland wieder Wölfe ansiedeln. Nur 18 Prozent seien gegen die Rückkehr. Vor allem Ältere zeigten sich skeptisch. Die Naturschützer plädierten angesichts dieser Werte dafür, den Schutz von Wölfen auszudehnen.