Der Asteroid Lutetia im Trümmergürtel zwischen Mars und Jupiter hat möglicherweise einen flüssigen Kern. Das schließen Astronomen aus den Beobachtungsdaten der europäischen Raumsonde "Rosetta", die im vergangenen Jahr an Lutetia vorbeigeflogen ist. Der unscheinbare Brocken hat demnach eine ungewöhnlich hohe Dichte und ist vermutlich ein verhinderter Planet, wie mehrere Teams von Forschern im US-Fachjournal "Science" berichten.
Asteroid Lutetia
© ESA, J. Huart

Lutetia war im Sommer 2010 von der Sonde "Rosetta" (rechts im Bild) besucht worden. Mithilfe der Aufnahmen der Raumsonde haben die Astronomen jetzt die Ausmaße des Asteroiden bestimmt: Er ist 121 Kilometer lang, 101 Kilometer hoch und 75 Kilometer breit, wie eine Gruppe um Holger Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im deutschen Katlenburg-Lindau berichtet.

1,7 Megatonnen schwerer Brocken

Aus der Wirkung seiner Schwerkraft auf "Rosetta" ließ sich die Masse des Asteroiden berechnen. Das Ergebnis: Lutetia ist für seine Größe mit 1,7 Milliarden Megatonnen ungewöhnlich schwer. Seine Dichte von 3,4 Tonnen pro Kubikmeter ist größer als die der meisten Meteoriten, die bislang auf der Erde gefunden wurden, schreibt eine andere Gruppe um Martin Pätzold von der Universität zu Köln.

Asteroiden gelten gewöhnlich als lockere Ansammlung von Gestein, das sich im Laufe der Jahrmilliarden zusammengeballt hat, durch Kollision wieder auseinandergerissen wurde und sich neu arrangiert hat. Die meisten Asteroiden sind sehr porös und haben daher eine vergleichsweise geringe Dichte.

Flüssiger metallischer Kern?

Lutetias ungewöhnlich hohe Dichte lässt sich nur schlüssig erklären, wenn der Asteroid nicht die übliche poröse Zusammensetzung hat. Die Aufnahmen von "Rosetta" zeigen jedoch eine zerklüftete und von Kratern übersäte Oberfläche, die auf eine poröse Zusammensetzung hindeutet. Forscher um Benjamin Weiss vom Massachusetts Institute of Technology halten es daher für möglich, dass Lutetia im Inneren einen geschmolzenen metallischen Kern besitzt, der für die hohe Dichte sorgt.

Der Asteroid sei vermutlich früh in der Entwicklung zum Planeten steckengeblieben und habe seine Zusammensetzung anders als andere Asteroiden seit dem Anfang des Sonnensystems vor rund 4,5 Milliarden Jahren kaum verändert, glauben die Astronomen. Der nach dem ursprünglichen Namen für die Stadt Paris benannte Asteroid liefere daher wertvolle Einblicke in die frühe Phase der Planetenentstehung.

AG/red