Feuchte Hände, der Körper in den Sitz gedrückt und in den schlimmsten Szenen die Augen geschlossen: Monster, Aliens oder Psychopathen bringen besonders in der Zeit um Halloween die Angst ins Kino- und Fernsehprogramm. Viele Menschen wollen gerne vor Spannung zittern, Blut spritzen und Köpfe rollen sehen. Nüchtern betrachtet, erscheint das seltsam: Eigentlich gilt doch Angst als unangenehmes Gefühl. Woher kommt also die Lust am sich fürchten - warum schauen wir uns gerne Filme an, die uns Angst machen? Das hat uns Werner L. gefragt - vielen Dank dafür!

Die Antwort weiß Ulrich Kobbé vom Institut für subjektpsychologische Wissenschaften, interdisziplinäre Forschung und institutionelle Therapie in Lippstadt: "In der Psychologie spricht man in diesem Zusammenhang sogar von der sogenannten Angstlust". Dieses Phänomen ist eine Mischung aus Furcht und Wonne, die an eine Rückkehr zur Sicherheit gekoppelt ist: "Wir verlassen nur in Gedanken unsere sichere reale Welt, setzen uns mit Wonne den virtuellen Gefahren aus, aber behalten stets im Hinterkopf, dass wir im nächsten Moment schon in unser friedliches Wohnzimmer zurückkehren können", sagt Kobbé.

Bei den meisten Thrillern und Horrorfilmen endet der Spannungsbogen mit einer Auflösung der Angst. Nach dem Showdown sind meist alle Bösewichter vernichtet und der Held des Films hat stellvertretend für den Zuschauer über die Angst gesiegt. "Das gibt uns ein gutes Gefühl", sagt der Psychologe. Im Grunde findet sich dieses Prinzip auch schon in den Märchen für Kinder wieder, die ebenfalls bereits Spannung und Angst suchen. "Der Mensch spielt gerne mit solchen Gedanken, um zu lernen mit den unangenehmen Seiten des Lebens zu Recht zu kommen", erklärt Kobbé.

Oft thematisieren gruselige Geschichten und Filme deshalb auch gezielt typische Ängste der Menschen: Gewalt, Tod, Kontrollverlust oder auch Angst vor der Angst selbst. "Jeder Mensch habe allerdings andere Toleranzgrenzen", betont Kobbé. Manche gehen nach einem Horrorfilm entspannt ins Bett, andere werden dagegen die Bilder nicht mehr los. Diese Grenze sollte man möglichst kennen und einhalten.

dapd/wissenschaft.de